Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen stellt am Mittwoch zehntausende Flugpassagiere auf eine Geduldsprobe. Allein die Lufthansa strich wegen der geplanten Verdi-Streiks an deutschen Flughäfen fast 900 Flüge. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi machte in dem Tarifkonflikt am Dienstag bereits Druck mit Warnstreiks im Nahverkehr, bei der Müllabfuhr und in Kindertagesstätten. Die Verhandlungen werden am Donnerstag fortgesetzt.
Die Lufthansa strich am Dienstag 895 für Mittwoch geplante Flüge. Davon sind laut der Fluggesellschaft 87.000 Passagiere betroffen. In München, wo den ganzen Tag gestreikt werden soll, fallen demnach allein 545 Flüge mit 54.000 Passagieren aus. In Frankfurt soll nur bis 15.00 Uhr gestreikt werden. Dort entfallen 350 Verbindungen mit rund 33.000 Fluggästen. Auch an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund und Hannover kommt es demnach zu Flugausfällen.
Die Lufthansa kritisierte den Streik scharf. "Es ist unzumutbar, dass die Auswirkungen dieses Streiks vor allem unsere Fluggäste betreffen", erklärte Personalvorstand Bettina Volkens. Für innerdeutsche Flüge, die durch den Streik ausfallen, können Passagiere die Bahn nutzen. Auch Umbuchungen sind möglich. Im Internet veröffentlichte die Fluggesellschaft unter www.LH.com einen Sonderflugplan.
Auch der Flughafenverband ADV reagierte mit Unverständnis auf die Streikankündigung. "Zehntausende Passagiere werden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik", kritisierte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Flughäfen würden als "öffentlichkeitswirksame Schaubühne missbraucht".
Verdi ruft Flughafen-Mitarbeiter im Rahmen des Tarifkonflikts des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen zu den Warnstreiks auf. Betroffen sind etwa Check-In-Schalter, Sicherheitskontrollen und Flughafen-Feuerwehren.
Bereits am Dienstag weitete die Gewerkschaft ihre Warnstreiks kräftig aus. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen rief Verdi Beschäftigte in insgesamt 51 Kommunen zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen auf. Betroffen waren alle Bereiche des öffentlichen Diensts. Vielerorts blieben Busse und Straßenbahnen in den Depots, auch Mitarbeiter von Müllabfuhr, Jobcentern und Kindertagesstätten sollten in den Ausstand treten.
Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte den Arbeitskampf. "Warnstreiks haben die Funktion, Tarifverhandlungen zu beschleunigen und eine Einigung zu erleichtern", sagte er den "Ruhr Nachrichten". Das Angebot der Arbeitgeber würde auf eine Reallohnsenkung hinauslaufen, die die Beschäftigten nicht akzeptierten.
Die Tarifverhandlungen für die rund 2,14 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen werden am Donnerstag in Potsdam fortgesetzt. Die Verhandlungen sind bereits für zwei Tage angesetzt. Verdi fordert unter anderem sechs Prozent mehr Lohn und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat.