Investing.com - Eine Anhebung des Leitzinses der Federal Reserve Bank (Fed) im Anschluss an ihre Sitzung um 18:00 Uhr GMT oder 14:00 Uhr ET um 25 Basispunkte auf zwischen 1,00 und 1,25 Prozent gilt als ausgemacht. An den Börsen hofft man auf Signale für das weitere Vorgehen der Bank: Wird es eine weitere Zinsanhebung oder der lang erwartete Bilanzausgleich.
„Ironischerweise wird die dritte Zinsanhebung seit den US-Wahlen im November bereits dermaßen vorausgesetzt, dass sie nicht das bedeutendste Element der aktuellen FOMC-Sitzung darstellt,“ sagen die Experten bei Brown Brothers Harriman (BBH).
Aktuelle Umfragen unter Wirtschaftswissenschaftlern von sowohl Reuters als auch Bloomberg legen nahe, dass die Straffung der Geldpolitik als beschlossene Sache gilt. Dem Fed Rate Monitor Tool zufolge werden die Chancen dafür mit 91,8 Prozent bewertet.
Mögliche Anpassungen der Fed-Prognosen im Fokus
Die Zentralbank veröffentlicht gleichzeitig ihre aktuellen Prognosen für Wirtschaftswachstum und Zinssätze, bekannt als „Dot-Plot“.
In der Vergangenheit stimmten die Entscheidungsträger weitgehend überein, dass das schwache Wirtschaftswachstum im ersten Quartal vorübergehender Natur war. Andere Daten brachten die Zentralbank im Hinblick auf ihr Doppelmandat in eine Zwickmühle.
Aktuelle Beschäftigtenzahlen belegen die niedrigste Arbeitslosenrate seit 16 Jahren. Die Experten gehen bereits überwiegend von einer Vollbeschäftigung aus.
Der zweite Verantwortungsbereich der Fed, die Preisstabilität, ist bislang jedoch nicht in den normalen Bereich zurückgekehrt. Tatsächlich geht der bevorzugte Messwert der Zentralbank, der Index für persönliche Konsumausgaben (PCE), bereits seit drei Monaten zurück.
Analysten der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) gehen daher davon aus, dass die Prognosen die niedrigere Arbeitslosenrate und eine Abwärtskorrektur des PCE-Index für dieses Jahr enthalten werden. Für 2018 wird voraussichtlich an zwei Prozent festgehalten.
„Wir gehen davon aus, dass die Stellungnahme die vorübergehende Natur der Inflationsschwäche betonen wird, wobei die Entwicklung in den kommenden Monaten natürlich beobachtet wird,“ so die Analysten.
Weiterhin prognostizieren diese Experten auch, dass die „Punkte wahrscheinlich nicht verschoben werden“. Damit ist der „Dot-Plot“ gemeint, bei dem die Fed-Mitglieder anonym ihre Zinssatzprognosen eintragen.
„Da die Prognose des ehemaligen Direktors Tarullo wegfällt, verschiebt sich der Mittelwert natürlich nach oben. Wir gehen jedoch davon aus, dass er von abgesenkten Prognosen anderer Beamter ausgeglichen wird,“ so BofAML.
Yellen und mögliche Signale für zukünftige Fed-Maßnahmen
Vor diesem Hintergrund liegt der Fokus erneut auf der Pressekonferenz mit der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen um 20:30 Uhr GMT oder 14:30 Uhr ET. Die Anleger warten auf einen hawkisheren Ton in Bezug auf die Wirtschaft oder zukünftige Zinsanhebungen.
Darüber hinaus wird auch der Plan der Bank, ihre Bilanz von 4,5 Billionen US-Dollar zu reduzieren, genau beobachtet.
„Die Pressekonferenz dürfte Aufschluss darüber geben, ob die nächste Straffung eine Normalisierung der Bilanz oder eine dritte Zinsanhebung sein wird,“ so Wirtschaftswissenschaftler bei Goldman Sachs.
Die Umfragen von Reuters und Bloomberg scheinen mit Marktprognosen einer weiteren Zinsanhebung um 25 Basispunkte entweder im September oder im dritten Quartal zu übereinstimmen.
Die Fed Fund Futures preisen gegenwärtig jedoch eine nur 24-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Anhebung im September ein.
Ungeachtet der Tatsache, dass die durchschnittlichen Fed-Prognosen im März von zwei weiteren Anhebungen bis Jahresende ausgegangen waren, schätzen die Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Dezember auf rund 41 Prozent.
Die Spekulationen einiger Analysten auf eine Zinsanhebung im September scheinen mit Prognosen zu korrelieren, denen nach die Fed im Dezember von Anhebungen absehen wird, um mit der Normalisierung ihrer Bilanz fortzufahren.
Goldman hofft auf mehr Klarheit am Mittwoch, neigt jedoch weiterhin eher zur nächsten Ratssitzung mit einer Pressekonferenz zur Bilanznormalisierung.
„Wir gehen von einer detaillierten Bekanntgabe im September aus, allerdings würde uns Dezember angesichts der widersprüchlichen Ausblicke nicht überraschen.
Bekanntgabe der Bilanznormalisierung im September und die Möglichkeit, auf die dritte Zinsanhebung 2017 zu verzichten wäre angesichts der uneinheitlichen Daten und der Turbulenzen in Washington, die in Q3 mit den Verhandlungen über die Schuldenobergrenze und eine Verlängerung der Ausgabenbewilligungen zu erwarten sind, der vernünftigere Weg. Wir gehen davon aus, dass die Normalisierung der Bilanz im Oktober aufgenommen wird.
Morgan Stanley äußerte sich ähnlich. Die Fed werde im September die Aufnahme der Bilanznormalisierung bekannt geben: von Oktober bis Dezember werden hypothekenbesicherte Anleihen- und Staatsanleihenkäufe um jeweils 5 Mrd. $, von Januar bis März um 10 Mrd. $, von April bis Juni um 15 Mrd. $ und ab Juli um 20 Mrd. $ reduziert.
„Anschließend werden die Zinsanhebungen nach jeder Ratssitzung bis Ende 2018 wiederaufgenommen, was die Vorgabe für Fed Funds Rate bis Ende nächsten Jahres auf 2,25 bis 2,50 Prozent bringen wird.“
Im Vorfeld der Fed-Stellungnahme und der anschließendem Auftritt Janet Yellens am Mittwoch deuten die Kurse an der Wall Street einen flachen Verlauf an. Bei Dow 30-Futures zeichnete sich um 08:01 Uhr GMT oder 074:01 Uhr ET ein Gewinn von 15 Punkten oder 0,07 Prozent ab, S&P 500 legte weniger als einen Punkt oder 0,01 Prozent zu und Nasdaq 100 gewann 2 Punkte oder 0,03 Prozent dazu.
Der Dollar zeigt gegenüber anderen Hauptwährungen kaum Bewegung. Der US-Dollar-Index, der die Performance des Greenbacks an einem handelsgewichteten Währungskorb aus sechs anderen Hauptwährungen misst, stand um 08:03 Uhr GMT oder 04:03 Uhr ET unverändert bei 96,97.
Gold zur Lieferung im August an der Comex-Division der New York Mercantile Exchange klettert nach oben. Um 08:04 Uhr GMT oder 04:04 Uhr ET stand das Edelmetall um 0,03 Prozent oder 51 US-Cents höher bei 1.269,11 $ pro Feinunze.
Zehnjährige Staatsanleihen rutschten um 08:05 Uhr GMT oder 04:05 Uhr ET um 0,3 Basispunkte auf 2,204 Prozent.
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