- von Jan Schwartz
Hamburg (Reuters) - Im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie streben Arbeitgeber und IG Metall bis spätestens Anfang Februar eine Einigung an.
Ein erster Anlauf solle bereits beim nächsten Verhandlungstermin am 24. Januar in Baden-Württemberg unternommen werden, sagten Insider beider Seiten Reuters am Freitag. Für diesen Termin hat IG-Metall-Bezirkschef Roman Zitzelsberger angekündigt, man wolle "ernsthaft" an einer Lösung arbeiten. Bis dahin soll eine Expertengruppe beim großen Streitthema Arbeitszeit Lösungswege aufzeigen. Die Gewerkschaft setzte unterdessen ihre Warnstreiks fort.
In Arbeitgeberkreisen hieß es, es sei offen, ob es bei der nächsten Runde im Südwesten bereits eine "lange Nacht" geben werde. Tarifabschlüsse werden in der Metallindustrie oft nach langen Verhandlungen erst in den frühen Morgenstunden erzielt. Sollte noch keine Einigung erzielt werden, habe man noch einen fünften Verhandlungstermin vor Karneval in der Hinterhand. Baden-Württemberg sei der wahrscheinlichste Kandidat für einen Pilotabschluss. Dort waren in vergangenen Jahren mehrfach Abschlüsse erzielt worden, die anschließend bundesweit übernommen wurden. In der dritten Runde am Donnerstag in Böblingen hatten sich beide Seiten erstmals angenähert. Größtes Hindernis für eine Einigung blieb der von der Gewerkschaft geforderte Zuschuss für eine zeitweise Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit.
Die Gewerkschaft verlangt neben einer kräftigen Lohnsteigerung für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche um sechs Prozent ein Recht auf individuelle Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Wochenstunden. Damit soll für Beschäftigte, die Angehörige pflegen oder Kinder betreuen, ein Ausgleich für Einkommensverluste möglich werden. Die Arbeitgeber sperren sich nicht gegen kürzere Arbeitszeiten, verlangen aber im Gegenzug eine Verlängerung. Sie bieten bisher zwei Prozent mehr Lohn sowie einen Einmalbetrag. Einen Teillohnausgleich für bestimmte Gruppen lehnen sie strikt ab.
STREIKS BEI AUDI UND BMW (DE:BMWG)
Auch am Freitag rief die IG Metall bundesweit Tausende Beschäftigte zu Warnstreiks auf, um Druck für ihre Forderungen zu machen. Schwerpunkt war Bayern, wo sich nach Angaben der Gewerkschaft fast 25.000 Beschäftigte an befristeten Ausständen beteiligten. Im Visier waren vor allem BMW und Audi. Die Auswirkungen auf die Produktion hielten sich in Grenzen. In der Nacht zu Freitag wurden wegen des Warnstreiks von rund 4000 Mitarbeitern bei Audi in Ingolstadt 230 Fahrzeuge nicht gebaut. Die Produktion solle zeitnah nachgeholt werden, sagte eine Firmensprecherin. Üblicherweise laufen im Audi-Stammwerk gut 2500 Fahrzeuge am Tag vom Band.
Bei BMW in Regensburg beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben 2800 Beschäftigte der Frühschicht, in Landshut waren es gut 1000. Am Abend sollte bei BMW in Dingolfing die Spätschicht früher enden. Die IG Metall ist in der Automobilindustrie stark vertreten und kann bei Tarifkonflikten dort besonders viele Mitglieder mobilisieren. Die Warnstreiks sollen in einigen Bezirken auch am Samstag stattfinden. Nächste Woche sollen die Verhandlungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen fortgesetzt werden.