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MAILAND (dpa-AFX) - Die an der Commerzbank (ETR:CBKG) interessierte italienische Großbank Unicredit (BIT:CRDI) will die heimische Konkurrentin Banco BPM für rund 10 Milliarden Euro übernehmen. Die geplante Akquisition erfolge unabhängig von dem Engagement bei der Commerzbank, wie die italienische Bank am Montag in Mailand mitteilte. Unicredit-Chef Andrea Orcel sagte, dass er die Beteiligung an der zweitgrößten deutschen Privatbank derzeit vor allem als Finanzinvestition einstuft. Neben Aussagen des neuen deutschen Finanzministers Jörg Kukies (SPD) sorgte dies für deutliche Verluste der Commerzbank-Aktie.
Orcel wird derweil in Italien aktiv. Die Unicredit bietet den Banco-BPM-Aktionären 0,175 eigene Papiere je Anteil. Bei derzeit etwas mehr als 1,5 Milliarden Banco-BPM-Aktien wären dies rund 265 Millionen Unicredit-Anteile. Die italienische Großbank müsste dafür ihr Kapital um rund 16 Prozent erhöhen. Eine BPM-Aktie wird im Zug des Gebots mit 6,657 Euro und damit nur etwas höher als am Freitagabend bewertet.
Die Unicredit betonte aber, dass der Aufschlag bei rund 15 Prozent im Vergleich zum Kurs vom 6. November liegt. Damals hatte die Banco BPM angekündigt, den Vermögensverwalter Anima übernehmen zu wollen. An der Börse führte das Gebot zu einem zwischenzeitlich deutlichen Kursanstieg der Banco-BPM-Aktie. Den Anstieg von acht Prozent konnte das Papier aber nicht lange halten.
Am späten Vormittag kletterte der Kurs der Aktie nur noch um rund ein Prozent auf 6,716 Euro - der Börsenwert liegt damit bei etwas mehr als zehn Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung der Unicredit sank um mehr als drei Prozent auf rund 60 Milliarden Euro. Auch der Kurs der Commerzbank sackte wegen nachlassender Spekulationen auf eine Übernahme ab.
Das Commerzbank-Papier fiel gegen Mittag um fünf Prozent auf 14,53 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang September, also bevor die italienische Großbank sich an der Commerzbank beteiligt hatte. Im Zuge der Spekulationen auf ein mögliches Gebot der Unicredit war der Kurs bis auf fast 17 Euro Anfang Oktober geklettert.
Die italienische Großbank hatte sich zuletzt etwas mehr als ein Fünftel an der Commerzbank gesichert und ist an einer Übernahme der deutschen Konkurrentin interessiert. Die Commerzbank, an der der Staat als Folge der Rettung in der Finanzkrise immer noch rund zwölf Prozent hält, ist an der Börse derzeit rund 17 Milliarden Euro wert.
Die Bundesregierung und die Commerzbank selbst haben sich gegen eine Übernahme durch die Unicredit positioniert. Der neue Bundesfinanzminister Jörg Kukies hatte am Sonntagabend bei der ARD-Sendung Bericht aus Berlin die Sicht der Bundesregierung bekräftigt. "Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will", sagte er. "Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird."
Unicredit-Chef Orcel hatte zuletzt immer wieder betont, keine Eile zu haben und etwa ein Jahr Zeit bis zu einer Entscheidung zu haben. Bis zu einer neuen Regierung in Berlin wolle er ohnehin die Füße still halten. Die Unicredit ist in Deutschland seit der Übernahme der HVB im Jahr 2005 für rund 15 Milliarden Euro stark vertreten, auch wenn die Italiener die Münchener Bank kräftig zurechtgestutzt haben.
Mit der Übernahme der Banco BPM will Orcel unterdessen seine Position als Nummer zwei hinter der Intesa Sanpaolo (BIT:ISP) stärken. Die Unicredit und die Banco BPM würden sich geografisch gut ergänzen. Orcel geht davon aus, dass die Übernahme im Sommer 2025 unter Dach und Fach ist. Im ersten Jahr nach der Akquisition würde die Integration der Banco BPM rund zwei Milliarden Euro kosten.
Die Einspareffekte bezifferte die Bank in einer Mitteilung auf jährlich 900 Millionen Euro vor Steuern. Das wären rund 14 Prozent der aktuellen gemeinsamen Kosten in Italien. Zwei Jahre nach dem Abschluss der Übernahme will Orcel diese Einspareffekte realisiert haben und verweist auf die Erfahrung der Bank bei Übernahmen. Zudem erhofft er sich positive Folgen für die Erträge von rund 300 Millionen Euro pro Jahr.