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ROUNDUP 3: EZB öffnet Liquiditätsschleusen - Leitzins bleibt konstant

Veröffentlicht am 06.10.2011, 16:45
Aktualisiert 06.10.2011, 16:48
(Neu: Mehr Details, Analysten-Stimmen.)

BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts einer abermals drohenden Bankenkrise öffnet die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Liquiditätsschleusen. Während sie den Leitzins konstant bei 1,5 Prozent belässt, packt sie Instrumente aus der Finanzkrise aus und greift damit den Banken mit reichlich Liquidität unter die Arme. Zum einen will die Notenbank ab November wieder sogenannte 'gedeckte Anleihen' für insgesamt 40 Milliarden Euro kaufen, wie EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Berlin mitteilte. Gedeckte Anleihen wie Pfandbriefe dienen den Geschäftsbanken zur Refinanzierung. Die Notenbank hatte in derartige Papiere, auch 'Covered Bonds' genannt, bereits während der Finanzkrise 60 Milliarden Euro investiert.

Darüber hinaus werden die Geschäftsbanken künftig wieder mit Liquidität über einen außergewöhnlich langen Zeitraum von einem Jahr versorgt. Auch diese 'Jahrestender' sind ein Instrument aus der Finanzkrise und sollen die Planungssicherheit der Geschäftsbanken erhöhen. Insgesamt kündigte EZB-Chef Trichet zwei solcher langen Geschäfte im Oktober und Dezember an. Die Banken erhalten dabei so viel Liquidität wie sie wünschen und zahlen einen sehr niedrigen Zinssatz. Dieser orientiert sich an den Sätzen der wöchentlichen Hauptrefinanzierungsgeschäfte über die gesamte Laufzeit des Jahrestenders.

EZB ÖFFNET SCHLEUSEN - ZINSSENKUNG DEUTET SICH AN



Damit nicht genug: Die Notenbank kündigte zudem zusätzliche Refinanzierungsgeschäfte mit dreimonatiger Laufzeit an. Diese Geschäfte sollen monatlich bis Mitte 2012 durchgeführt werden. Erst vor kurzem hatte die EZB diese 'Dreimonatstender' wieder reaktiviert, bislang aber nur bis zum Jahresende 2011 durchführen wollen. 'Die EZB hat die Liquiditätsschleusen noch weiter als bislang geöffnet um das Bankensystem zu stützen', kommentierte Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenber Bank.

Außerdem scheinen sich die Hinweise auf eine bevorstehende Zinssenkung zu mehren: So räumte Trichet ein, dass im EZB-Rat bereits jetzt über eine Leitzinssenkung diskutiert worden sei. Auch scheint die jüngste Zinsentscheidung nicht einstimmig gefällt worden zu sein. Trichet sprach von einer Entscheidung im 'Konsens', was als Hinweis auf abweichende Meinungen im EZB-Rat gilt. Ferner bezeichnete Trichet die Geldpolitik der Notenbank nicht mehr als 'akkommodierend', also wachstumsstützend. EZB-Beobachter deuteten dies als möglichen Fingerzeig für eine Zinssenkung in den kommenden Monaten.

APPELL AN BANKEN - STARKE MARKTREAKTIONEN

Trichet forderte die Geschäftsbanken eindringlich auf, staatliche Hilfen falls nötig voll auszuschöpfen. Zudem sollten sie alles tun, um ihre Bilanzen zu stärken. Angesichts der Milliarden-Engagements der Geschäftsbanken in Staatspapieren europäischer Krisenländer ist das Misstrauen der Banken untereinander gewachsen. Das zeigen die großen Summen, die die Finanzinstitute derzeit bei der EZB hinterlegen, anstatt das Geld für höhere Zinsen an eine andere Bank zu leihen.

Mit Blick auf die fundamentale Lage im Währungsraum zeichnete Trichet ein ähnliches Bild wie im Vormonat. Während sich die Wachstumsrisiken erhöht hätten, seien die Inflationsrisiken weitgehend ausgeglichen. Die Unsicherheit sei insgesamt sehr hoch. Vermutlich werde der Euroraum im zweiten Halbjahr nur 'sehr moderat' wachsen.

An den Finanzmärkten erholte sich der Euro nach den Äußerungen Trichets spürbar, nachdem er zuvor von der Zinsentscheidung stark belastet worden war. Offensichtlich hatten nicht wenige Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung gerechnet. Entsprechend gaben die Aktienmärkte einen Teil ihrer zuvor erzielten Gewinne wieder ab. Die deutschen Staatsanleihen reagierten zunächst mit Kursgewinnen auf die Zinsentscheidung der Notenbank, drehten später aber wieder deutlich ins Minus./bgf/jkr

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