NEW YORK (dpa-AFX) - Das größte US-Geldhaus JPMorgan (NYSE:JPM) hat den Gewinn im zweiten Quartal trotz einer höheren Risikovorsorge für Kreditausfälle gesteigert. Das lag aber an einem Milliarden-Buchgewinn im Zusammengang mit der Umstrukturierung der Beteiligung von JPMorgan am Kreditkartenriesen Visa (NYSE:V). Gleichwohl ringt das Unternehmen wie auch Konkurrent Wells Fargo (NYSE:WFC) mit anziehenden Kosten. Die Citigroup kommt bei ihrem Sparprogramm derweil voran.
Mit 18,15 Milliarden US-Dollar (16,7 Mrd Euro) lag der Überschuss von JPMorgan im zweiten Quartal gut ein Viertel über dem Wert des Vorjahreszeitraums, wie die Bank am Freitag in New York mitteilte.
Die Rückstellungen für Kreditausfälle erhöhten sich derweil um rund 5 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Die bereinigten Erträge der Großbank - also alle Einnahmen - stiegen um rund ein Fünftel auf knapp 51 Milliarden Dollar. Die im Frühjahr 2023 kollabierte und dann von JPMorgan übernommene First Republic Bank (OTC:FRCB) trug einen Monat mehr zum Geschäft bei als ein Jahr zuvor.
Zudem profitierte das Geldhaus vom Wachstum des Kapitalmarktgeschäfts sowie vom weiterhin hohen Zinsniveau, das dem klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft Rückenwind verleiht. Hinzu kommt die Kauflaune der US-Amerikaner, die gerne mit Kreditkarten bezahlen - auch das lässt die Zinseinnahmen sprudeln, wenn die Kunden auf Pump konsumieren.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon hält es laut Mitteilung für möglich, dass Inflation und Zinsen länger höher bleiben könnten als von vielen Akteuren an den Märkten erwartet. Er begründet das mit großen staatlichen Haushaltsdefiziten, dem Investitionsbedarf in Infrastruktur, der Umstrukturierung des Welthandels und der Remilitarisierung der Welt. Gleichwohl hatten US-Inflationsdaten erst am Vortag die Hoffnung an den Märkten genährt, dass die US-Notenbank Fed bereits im September den Leitzins erstmals im laufenden Zyklus senken könnte.
Für die JPMorgan-Aktien zeichneten sich im vorbörslichen US-Handel Verluste von rund 1,5 Prozent ab. Erst Anfang Juli hatten sie ein Rekordhoch erreicht. Allerdings sind die Papiere schon seit Monaten stark. Im laufenden Jahr war es bisher um 22 Prozent nach oben gegangen. Seit dem Zwischentief Ende Oktober steht - die vorbörslichen Verluste am Freitag ausgeklammert - ein Plus von mehr als 50 Prozent auf dem Kurszettel.
Besser sah es vor dem Wochenende für die Aktien der Citigroup aus, die vorbörslich um rund 3 Prozent anzogen. Gut laufende Geschäfte etwa im Investmentbanking rund um Anleiheemission und Börsengänge bescherten der US-Großbank im zweiten Quartal einen Gewinnanstieg. Hinzu kamen niedrigere Kosten im Zuge einer schlankeren Aufstellung.
Insgesamt stieg der Überschuss des Geldhauses im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar (2,9 Mrd Euro). Die Erträge der Bank zogen im Jahresvergleich um 4 Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar an.
Citi-Chefin Jane Fraser arbeitet derzeit an einem umfangreichen Konzernumbau. Im Januar hatte sie die mittelfristige Streichung von rund 20.000 Arbeitsplätzen angekündigt. "Unsere Ergebnisse zeigen den Fortschritt, den wir bei der Umsetzung unserer Strategie machen, sowie die Vorteile der breiten Aufstellung des Geschäftsmodells", sagte sie nun laut Mitteilung.
Da störte es Anleger an der Börse wenig, dass die Bank wegen regulatorischer Strafen nun mit Blick auf das Gesamtjahr mit Kosten eher am oberen Ende der Zielspanne von 53,5 bis 53,8 Milliarden Dollar rechnet.
Anders bei der hierzulande kaum bekannten, aber in den USA stark präsenten Bank Wells Fargo mit Sitz in San Francisco. Das Unternehmen kommt bei der Kostenkontrolle nicht mehr so gut voran wie zuletzt noch gedacht. Der Überschuss von 4,9 Milliarden Dollar blieb im zweiten Quartal denn auch ein klein wenig unter dem Wert des Vorjahresquartals. Die Aktien sackten vorbörslich um mehr als 5 Prozent ab.