FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seine jüngste Talfahrt fortgesetzt. Die hohe Unsicherheit bremse weiterhin die Risikofreude der Anleger, sagte Stratege Stan Shamu vom Broker IG. In der ersten Handelsstunde verlor der Leitindex Dax F:DAX 0,31 Prozent auf 9191,52 Punkte. Der MDax F:MDAX fiel um 0,55 Prozent auf 15 300,74 Punkte und der TecDax F:TDXP gab um 0,37 Prozent auf 1166,27 Punkte nach. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E ging es um 0,32 Prozent nach unten.
Die Berichtssaison dominierte das Handelsgeschehen: Allein aus dem Dax legten fünf Unternehmen ihre Quartalszahlen vor. Auf der Agenda stehen später zudem die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank von England,von denen die Experten der Unicredit allerdings nichts Spannendes erwarten. Auch die Börsen in Übersee lieferten keine klaren Impulse. Derweil schloss die deutsche Industrie das zweite Quartal mit einer enttäuschenden Produktion ab. Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black wertete dies als Beleg, dass die Sanktionen gegen Russland zunehmend einzelne europäische Volkswirtschaften belasteten.
COMMERZBANK DAX-SPITTE - TELEKOM KAUM BEWEGT
Auf Unternehmensseite stand etwa die Commerzbank F:CBK im Fokus: Sie arbeitet sich weiter nach oben und schnitt im vergangenen Quartal besser ab als von Analysten erwartet. Dies bescherte den Aktien Kursgewinne von 2,64 Prozent und den Spitzenplatz im Dax. Ein Händler hob vor allem die harte Kernkapitalquote positiv hervor, nannte die Quartalszahlen aber gemischt.
Die Titel der Deutschen TelekomF:DTE zeigten sich mit minus 0,09 Prozent kaum bewegt, aber immerhin etwas besser als der Markt. Ein Händler bewertete die Zahlen als insgesamt leicht positiv. Zu den zahlreichen Berichten um Interessenten für die US-Mobilfunktochter T-Mobile US machten die Bonner zunächst keine Angaben. Dass der französische Internetkonzern Iliad seine Offerte nicht anheben will, ist laut dem Händler keine Neuigkeit. Das erneut berichtete Interesse des US-Satellitenfernsehbetreibers Dish sei positiv.
MUNICH RE ENTTÄUSCHT TROTZ GEWINNSPRUNG
Bei Munich Re (ETR:MUV2) sorgte die Zahlenvorlage dagegen für einen Kursrutsch von knapp drei Prozent. Lukrative Geschäfte an den Finanzmärkten bescherten dem Rückversicherer zwar einen Gewinnsprung. Analysten hatten aber mit noch mehr gerechnet. Auch Beiersdorf F:BEI konnte den Erwartungen nicht gerecht werden, was die Aktien um 3,23 Prozent sinken ließ. Der starke Euro kostete den Nivea-Hersteller einen Großteil des Wachstums. Die Adidas-Titel F:ADS büßten nach endgültigen Quartalsresultaten am Dax-Ende 3,84 Prozent ein. Eine Woche nach der drastischen Gewinnwarnung kürzte der Sportartikelhersteller nun auch die Margenprognosen.
Aus dem MDax ragten Klöckner & Co (KlöCo) F:KCO mit plus 3,16 Prozent heraus. Börsianer lobten vor allem die angehobene Gewinnprognose, nachdem sich der Aufwärtstrend des Stahlhändlers im zweiten Quartal beschleunigt hatte. Dagegen sackten die Rheinmetall-Aktien F:RHM um 8,59 Prozent ab. Nach dem Verbot eines Geschäfts mit Russland kappte der Rüstungskonzern und Autozulieferer seine Umsatz- und Gewinnziele.