FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf bald steigende US-Leitzinsen hat am Dienstag die Rekordjagd des Dax (DAX) gestoppt. Als Belastung hinzu kam das andauernde griechische Schuldendrama. Der deutsche Leitindex fiel um 0,71 Prozent auf 11 500,38 Punkte, nachdem er zu Wochenbeginn noch so hoch wie nie zuvor geschlossen hatte. Der MDax (MDAX), Index der mittelgroßen Werte, der am Vormittag sogar auf ein Rekordhoch von 20 344 Punkten gestiegen war, sank um 0,13 Prozent auf 20 172,96 Punkte. Der Technologie-Index TecDax (TecDAX) gab um 0,39 Prozent auf 1593,36 Zähler nach.
Der Präsident der regionalen Niederlassung der US-Notenbank Fed in Dallas (Bundesstaat Texas), Richard Fisher, hatte bei einer Rede am Montagabend angemahnt, die Fed solle angesichts eines schon deutlich erholten Arbeitsmarktes nicht zu lange mit der geplanten Erhöhung der Leitzinsen warten. Diese Aussage sorgte Händlern zufolge für Gewinnmitnahmen an den US-Börsen und wirkte sich bis nach Europa aus.
STREIT UM DEN GRIECHISCHEN REFORMKURS
In den Fokus rückte auch der wieder aufgeflammte Streit um den griechischen Spar- und Reformkurs zwischen der Athener Regierung und den Geldgebern. Die Links-Rechts-Regierung in Griechenland muss nun ihre Bücher offenlegen. Die Expertengespräche sollen am Mittwoch in Brüssel beginnen.
Laut Manfred Rath von der KSW Vermögensverwaltung war es "nur eine Frage der Zeit", wann es nach der Aufwärtsbewegung wieder abwärtsgeht. Immerhin war der Dax in den letzten acht Wochen um insgesamt 20 Prozent gestiegen.
RWE AM DAX-ENDE
Am Dienstag standen einige Bilanzvorlagen auf der Agenda. Erneut abgestraft wurde die RWE-Aktien (XETRA:RWEG), die am Dax-Ende 2,77 Prozent auf 23,675 Euro einbüßten. Im vergangenen Jahr war der Betriebsgewinn des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns wegen der gesunkenen Großhandelspreise für Strom weiter abgesackt.
Geringe Katastrophenschäden hatten der Hannover Rück (ETR:HNR1) dagegen 2014 den dritten Rekordgewinn in Folge eingebracht. Die Aktien des Rückversicherers reagierten im MDax mit einem Kursplus von 2,85 Prozent.
WACKER CHEMIE AN DER MDAX-SPITZE
Die Anteilsscheine von Wacker Chemie (XETRA:WCHG) stiegen an der Index-Spitze um 3,80 Prozent und profitierten von der Ankündigung, eine Abspaltung der Halbleiter-Sparte Siltronic zu prüfen. Das würde Geld in die Kasse spülen.
Am SDax (SDAX)-Ende sackten die Aktien von Zalando (XETRA:ZALG) um 6,68 Prozent ab. Großaktionäre des Online-Modehändlers beabsichtigen, bis zu 17,9 Millionen Aktien zu platzieren.
DEUTLICHE VERLUSTE AUCH ANDERSWO IN EUROPA
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) büßte 1,19 Prozent auf 3567,25 Punkte ein. Für den CAC-40-Index in Paris ging es in ähnlicher Größenordnung nach unten, wohingegen der FTSE-100-Index in London sogar angesichts deutlicher Verluste bei konjunktursensiblen Rohstoffwerten rund zweieinhalb Prozent einbüßte. Der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow 30) stand zum Xetra-Schluss rund anderthalb Prozent tiefer.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,27 Prozent am Vortag auf 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,25 Prozent auf 140,32 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,64 Prozent auf 158,30 Punkte vor. Der Druck auf den Euro nahm weiter zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0738 (Montag: 1,0860) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9313 (0,9208) Euro.