💙 🔷 Q3 ohne Big Tech-Power? Diese Blue-Chip-Schnäppchen haben's drauf!Gratis entdecken

Scholz - Italien allein für seine Schulden verantwortlich

Veröffentlicht am 11.10.2018, 15:51
© Reuters. Italian Prime Minister Giuseppe Conte speaks during his first session at the Lower House of the Parliament in Rome

Berlin/Rom (Reuters) - Die italienischen Pläne für eine deutlich höhere Neuverschuldung stoßen auch in Deutschland auf Kritik.

Mit der hohen Staatsverschuldung müsse die Regierung in Rom umgehen, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz dem "Handelsblatt" vom Donnerstag. "Diese Verantwortung kann ihr niemand abnehmen. Die kann man auch nicht exportieren oder auf die europäischen Partner übertragen." Die neue Regierung in Rom aus populistischer 5-Sterne-Bewegung und rechter Lega will mehr investieren und so für ein höheres Wirtschaftswachstum sorgen. Dafür plant sie eine höhere Neuverschuldung ein - und ist damit auf Konfrontationskurs mit der EU-Kommission.

Ökonomen sind skeptisch, ob die Pläne aufgehen oder letztlich zu einer neuen Schuldenkrise in Europa führen. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte im Deutschlandfunk, die italienische Regierung gehe von zu optimistischen Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung aus. Anleger zögen sich auf guten Gründen aus italienischen Staatsanleihen zurück. Wichtig sei nun, dass sich der Rest Europas gegen die Krise abschirme. Die Gemengelage sei sehr gefährlich, vor allem für Italien.

Die dortige Verschuldung ist die zweithöchste in der Euro-Zone nach Griechenland. Europa könne damit aber umgehen, sagte Scholz in der ARD. "Wir haben viele Aufsichtsgremien geschaffen, um das Bankensystem besser überwachen zu können. Wir haben Abwicklungsmechanismen und Fonds geschaffen, damit man in Krisen reagieren kann, ohne dass staatliche Mittel in Anspruch genommen werden müssen."

EU-Vize-Kommissionspräsident Jyrky Katainen warnte dennoch vor Ansteckungsgefahren. Niemand wolle neue Finanzturbulenzen oder Instabilitäten, so der Finne in Brüssel. Ein Staatsbudget, das nicht mit den vorherigen Zusagen aus Rom übereinstimme, sei sehr schlecht für die Italiener und auch für andere Länder wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr.

ITALIEN ZEIGT SICH NICHT KOMPROMISSBEREIT

© Reuters. Italian Prime Minister Giuseppe Conte speaks during his first session at the Lower House of the Parliament in Rome

Der italienische Vize-Regierungschef Matteo Salvini bekräftigte im Radio Radicale, in dem Streit nicht nachgeben zu wollen. "Wir werden in Jobs und Wirtschaftswachstum investieren." Auch das Renteneintrittsalter müsse wie geplant gesenkt werden. Doch das könnte teuer werden: Der Chef der staatlichen Rentenversicherung, Tito Boeri, sprach von rund 100 Milliarden Euro für künftige Generationen. "Wir haben keine andere Wahl, als Alarm auszulösen."

Nach Angaben der 5-Sterne soll das Kabinett am Montag den Haushaltsplänen zustimmen. Kalkuliert wird für nächstes Jahr mit einem Defizit von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung - drei Mal soviel wie von der Vorgängerregierung angepeilt. Vorgesehen sind neben einem früheren Renteneintritt ein Grundeinkommen und Steuersenkungen sowie mehr Investitionen. Der deutsche Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, sagte, es bestehe keine unmittelbare Gefahr, dass Italien von den Finanzmärkten abgeschnitten werde. Die dortige Wirtschaft habe ihre Stärken. Er hoffe, dass das letzte Wort in dem Zwist noch nicht gesprochen sei. "Es gibt keinen Grund, um sofort vom Schlimmsten auszugehen."

Die Haushaltspläne haben aber bereits viele Investoren verschreckt. Italien musste am Donnerstag bei der Ausgabe neuer Staatsanleihen teilweise mit den höchsten Zinsen seit fünf Jahren locken, um die Papiere losschlagen zu können. Das Land verkaufte insgesamt Bonds im Volumen von 6,5 Milliarden Euro und musste dafür bis zu 3,79 Prozent bieten. Zum Vergleich: Deutschland zahlt aktuell nur rund 1,1 Prozent.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.