Zürich (Reuters) - Der deutlich schwächere Franken lässt die Schweizerische Nationalbank (SNB) etwas aufatmen.
"Aus Sicht der SNB besteht der große Unterschied zu früher darin, dass auf dem Franken zumindest aktuell kein akuter Aufwertungsdruck mehr lastet", sagte SNB-Direktoriumsmitglied Dewet Moser am Donnerstag laut Redetext vor Marktteilnehmern in Genf. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh. Der Franken sei weiterhin hoch bewertet und die Stimmung an den Märkten könne sich rasch ändern. Die SNB müsse daher weiterhin bereitstehen, bei Bedarf "jederzeit unverzüglich" am Devisenmarkt einzugreifen und so die eigene Währung zu schwächen.
Im Zuge der Eurokrise hatte der Franken stark an Wert gewonnen, da er für viele Investoren als sicherer Anlagehafen gilt. Das ist der Notenbank jedoch ein Dorn im Auge, denn ein starker Franken macht Schweizer Waren im Ausland teuer und schwächt die Wirtschaft. Die SNB hat daher in den vergangenen Jahren versucht, den Franken mit Negativzinsen von minus 0,75 Prozent unattraktiv zu machen und die Währung über Devisenmarktinterventionen künstlich zu drücken.
Im Sommer hatte die SNB willkommene Schützenhilfe erhalten: Nach den Wahlen in Frankreich erschien ein Zerfall der Euro-Zone weniger wahrscheinlich, zudem zog die Wirtschaft in der Staatengemeinschaft an. Dadurch erhielt der Euro Auftrieb, der Franken schwächte sich ab. Aktuell kostet ein Euro 1,1690 Franken - Anfang Juli waren es noch 1,0920 Franken. Zwar habe der plötzliche Schwächeanfall viele überrascht, sagte Moser. Die Kurse hätten sich jedoch geordnet entwickelt und seien im Markt "breit abgestützt" gewesen. Anders war das Anfang 2015 als die SNB überraschend den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben hatte und daraufhin Chaos ausbrach.
WER MACHT DEN FRANKEN TEUER?
Für den Höhenflug des Frankens verantwortlich waren nicht nur ausländische Anleger, die in den sicheren Hafen flüchten, sondern auch Schweizer Investoren wie große Firmen oder Pensionsfonds. Auch sie hatten Angst vor einem Zerfall der Eurozone und sich deshalb mit Franken eingedeckt. Die SNB hofft nun auf anziehende Zinsen etwa in den USA. Denn diese machen Anlagen in Dollar deutlich attraktiver als in Franken. "In einem solchen Szenario wäre zu erwarten, dass die Anleger in der Schweiz ebenfalls wieder vermehrt Fremdwährungsanlagen halten und diese Instrumente weniger absichern", sagte SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler.