BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Zahlenflut in der ersten Börsenliga: Der schwache Euro hat die Geschäfte vieler Dax (DAX)-Konzerne im ersten Quartal kräftig angetrieben. Mehrere Schwergewichte unter den größten deutschen Firmen zogen am "Super-Donnerstag" ihre Bilanz zum Jahresstart 2015. Unabhängig vom günstigen Wechselkurs gibt es aber auch Probleme in den Unternehmen.
Ein gemeinsamer positiver Trend: Der über weite Strecken geringe Außenwert der Gemeinschaftswährung versetzte Exporten außerhalb der Eurozone einen Schub, weil deutsche Waren dort billiger wurden und die Nachfrage nach ihnen entsprechend anzog. Weil der Euro sich jetzt aber wieder erholt, könnte der zusätzliche Rückenwind bald abflauen.
Der Konsumgüter-Riese Henkel (XETRA:HNKG) (ETR:HEN3) konnte den starken US-Dollar - als Spiegelbild der Euro-Schwäche - für sich nutzen. Zusammen mit Zukäufen und dank des eigenen Wachstums fuhr der Konzern mit 4,4 Milliarden Euro (plus 12,7 Prozent) den höchsten Quartalsumsatz seiner Geschichte ein. Das bereinigte Betriebsergebnis des Persil- und Pattex-Herstellers stieg um 14,1 Prozent auf 707 Millionen Euro.
Ähnlich war die Lage bei Beiersdorf (XETRA:BEIG). Der Nivea-Produzent verbuchte unterm Strich 181 Millionen Euro Gewinn, nach 166 Millionen Euro Anfang 2014. Die Erlöse kletterten um 6,9 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Hauptursachen: Der schwache Euro und Zuwächse in Amerika.
Ebenfalls profitieren konnte der Spezialchemie-Anbieter Lanxess (XETRA:LXSG), dessen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 11,7 Prozent auf fast 230 Millionen Euro zulegte. Zur hohen Nachfrage im Ausland kamen geringere Rohstoffkosten und der Umbau mit Stellenabbau. Lanxess hatte 2014 angekündigt, 1000 Jobs einzusparen - Sonderkosten hierfür drückten jedoch den Nettogewinn um 12 Prozent.
Ein Arbeitsplatz-Abbau soll auch bei Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) die Zahlen aufpolieren. Der von der IG Metall kritisierte Radikalumbau des Elektrokonzerns trifft nach jüngsten Angaben des Managements 13 100 Stellen in aller Welt, davon 5100 in Deutschland. Die Kürzungen von Konzernchef Joe Kaeser fallen noch einmal größer aus als zunächst bekanntgegeben.
Probleme der Energiesparte, etwa die Nachfrageflaute bei Gasturbinen, ließen den betrieblichen Gewinn von Siemens im Industriebereich um 5 Prozent auf rund 1,66 Milliarden Euro sinken. Aus eigener Kraft - also ohne den Einfluss von Zukäufen - stagnierte der Umsatz, insgesamt konnte er um 8 Prozent auf 18 Milliarden Euro zulegen.
Auch der größte deutsche Versorger Eon (ETR:EOAN) musste Federn lassen. Wegen der niedrigen Öl- und Strompreise verdiente der Konzern, der sich in zwei Unternehmen für erneuerbare und für fossile Energien aufspaltet, im laufenden Geschäft 2,83 Milliarden Euro (-9 Prozent). Unterm Strich gelang Eon zwar ein Plus von 39 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro - Grund dafür waren aber unter anderem einmalige Buchgewinne.
Einer Auswertung des Beratungsunternehmens EY zufolge stieg der Gesamtumsatz der 14 Dax-Konzerne, die bereits vor dem Donnerstag ihre Quartalsberichte präsentiert hatten, um 12 Prozent auf knapp 169 Milliarden Euro. Der operative Gewinn nahm um 11 Prozent auf zusammengerechnet 16,9 Milliarden Euro zu.