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Türkische Lira im freien Fall - Erdogan aber siegessicher

Veröffentlicht am 10.08.2018, 15:54
Aktualisiert 10.08.2018, 16:00
© Reuters. Turkish President Tayyip Erdogan addresses his supporters in Bayburt
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- von Behiye Selin Taner und Tuvan Gumrukcu

Istanbul/Ankara/Frankfurt (Reuters) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ruft in der Währungskrise sein Land zur Geschlossenheit auf.

"Wir werden den Wirtschaftskrieg gewinnen", sagte Erdogan am Freitag dem staatlichen Sender TRT Haber zufolge. Türken sollten Dollar, Euro und Gold in die Landeswährung Lira tauschen. An den Finanzmärkten konnte er damit die panische Stimmung aber nicht beruhigen. Die Landeswährung Lira ist in freiem Fall. Sie verlor zum Wochenschluss zeitweise 18,5 Prozent zum Dollar - das war der stärkste Tagesverlust seit Anfang 2001.

Zudem spitzte sich der Streit zwischen Washington und Ankara über den in der Türkei festgehaltenen US-Pastor Andrew Brunson zu. US-Präsident Donald Trump verdoppelte die Stahlzölle auf 50 Prozent und die Aluminium-Abgaben auf 20 Prozent. "Unsere Beziehungen zur Türkei sind derzeit nicht gut", erklärte Trump über Twitter. Sowohl die Türkei als auch die USA sind Mitglied der Nato.

Erdogan nannte die starken Verluste an der Börse - auch Aktien und Anleihen fliegen seit Tagen im hohen Bogen aus den Depots internationaler Investoren - "künstliche Finanzvolatilität". Die Türkei werde eine Antwort darauf finden. "Das ist eine nationale Anstrengung." Experten machen aber seine Politik für die Turbulenzen verantwortlich. "Der Grund, warum die Währung entgleist ist, ist, dass das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik sowohl im In- als auch im Ausland verschwunden ist", sagte Seyfettin Gursel, Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Bahcesehir Universität in Istanbul.

Auch ein neues Wirtschaftskonzept, das Finanzminister Berat Albayrak am Freitag vorstellte, sorgte nicht für mehr Ruhe an den Märkten. Die Pläne sehen unter anderem eine straffere Geld- und Haushaltspolitik vor. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung mehr als 40 Prozent an Wert eingebüßt, nachdem es schon 2017 um etwa ein Viertel nach unten gegangen war. Das treibt die Inflation immer mehr nach oben.

FINANZMINISTER: UNABHÄNGIGE GELDPOLITIK IST UNS WICHTIG

© Reuters. Turkish President Tayyip Erdogan addresses his supporters in Bayburt

Albayrak - Erdogans Schwiegersohn - sagte, im neuen wirtschaftlichen Ansatz spiele eine unabhängige Zentralbank eine kritische Rolle. Fachleute bezweifeln jedoch, dass Erdogan die Kontrolle gänzlich aufgeben will. "Im Moment kann ich nicht wirklich glauben, dass die Türkei auf dem Weg zu einer unabhängigen Zentralbank ist", sagte Janis Hübner, Türkei-Experte bei der Dekabank. Erdogan selbst müsse das entscheidende Signal aussenden, dass er die Sorgen der Kapitalmärkte ernst nehme und bereit sei, ihnen das zu liefern, was sie benötigten.

Das wäre etwa eine drastische Erhöhung der Zinsen durch die Notenbank: Hübner sprach sich für fünf Prozentpunkte aus. Derzeit liegt der Leitzins in der Türkei bei 17,75 Prozent. Erdogan bezeichnet sich selbst allerdings als "Gegner der Zinsen" und hatte in der Vergangenheit angekündigt, eine größere Kontrolle über die Geldpolitik auszuüben. Er will, dass die Banken billige Kredite vergeben und so das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Erdogan verfügt seit dem Referendum vom Juli über eine enorme Machtfülle. So wird der Notenbank-Chef künftig vom Präsidenten und nicht mehr vom Kabinett ernannt.

Investoren befürchten nun, dass die Banken durch den anhaltenden Währungsverfall in Bedrängnis kommen. Allein die deutschen Institute haben der Bundesbank zufolge etwa 21 Milliarden Euro in der Türkei im Feuer. Die EZB-Bankenaufseher schauen sich einem Medienbericht zufolge wegen des drastischen Verfalls die Verbindungen europäischer Geldhäuser zur Türkei an. Insgesamt würden die Aufseher die Situation zwar noch nicht als kritisch einstufen, berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf zwei mit dem Vorgang vertraute Personen. Die Großbanken BBVA (MC:BBVA) aus Spanien, die italienische Unicredit (MI:CRDI) und die französische BNP Paribas seien aber besonders exponiert. Diese hätten bedeutende Geschäfte in dem Land. Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

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