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US-WAHL - Zitterpartie: Was die Anleger an den Finanzmärkten erwartet

Veröffentlicht am 07.11.2016, 14:05
Aktualisiert 07.11.2016, 14:10
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Zwar hat die demokratische Kandidatin Hillary Clinton bessere Chancen - doch alles ist möglich. Während die Meinungen der Amerikaner über Clinton und ihren republikanischen Rivalen Donald Trump gespalten sind, ist das Urteil an den Finanzmärkten eindeutiger: Ein Sieg Clintons würde für Erleichterung sorgen. Ein Sieg Trumps für Verunsicherung. Worauf müssen sich die Anleger nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses in der Nacht auf Mittwoch gefasst machen?

Jüngste Hinweise darauf gab es am Montag. Einen Tag zuvor hatte Clinton noch einmal Rückwind bekommen. Der Chef der Bundespolizei FBI, James Comey, teilte mit, es gebe keine Hinweise auf ein kriminelles Verhalten Clintons in der E-Mail-Affäre. "Die Wahlchancen der demokratischen Kandidatin scheinen wieder gestiegen zu sein", sagt Ulrich Leuchtmann, Experte bei der Commerzbank (DE:CBKG). Analysten und Anlegern gibt dies Gelegenheit für einen letzten Faktencheck zu ihren prognostizierten Marktreaktionen nach der Wahl.

DOLLAR UND EURO: Der Dollar bekam am Montag Auftrieb, der Euro war im Gegenzug unter Druck. Das steht im Einklang mit der Einschätzung der meisten Experten, dass ein Clinton-Sieg den Greenback stärken dürfte, während Trump ihn unter Druck brächte, weil Anleger dann Geld aus den USA abziehen würden. Hinzu kommt, dass die Unsicherheit beim Trump-Szenario eine baldige Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed unwahrscheinlicher machen dürfte. Allerdings gibt es unter Experten auch eine andere Sicht der Dinge: David Kohl, Ökonom beim Bankhaus Julius Bär, rechnet beim Trump-Szenario mit einem steigenden Dollar. Es möge paradox klingen, aber: "Der Dollar gilt an den Finanzmärkten als sicherer Hafen und profitiert von wachsender Unsicherheit, selbst dann, wenn sie aus den USA kommt."

ANDERE WÄHRUNGEN: Besonders starke Reaktionen auf das Wahlergebnis dürfte es beim mexikanischen Peso geben, weil Trump Mexiko mit einem Handelskrieg und mit dem Bau einer Mauer an der Landesgrenze gedroht hat. Die Sensibilität des Peso auf Neuigkeiten zur US-Wahl ist so hoch, dass die Währung unter Experten inzwischen als "Trump-o-Meter" gilt. Wenn Trump gewinnt, dürfte der Peso abstürzen. Folgerichtig rappelte er sich am Montag auf. Ein Clinton-Sieg wäre insgesamt für Währungen in den Schwellenländern positiv, schreiben Experten der Societe Generale (PA:SOGN). Umgekehrt könnte bei einem Trump-Sieg beispielsweise der südkoreanische Won deutlich nachgeben. Die USA sind für Südkorea ein wichtiger Handelspartner und Trump stellte im Wahlkampf die Rolle der USA als Schutzmacht Südkoreas gegenüber dem ungeliebten Nachbarn im Norden infrage. Gewinner am Devisenmarkt bei einem Trump-Sieg dürften unterdessen diejenigen Währungen sein, die als sichere Häfen gelten, allen voran der japanische Yen und der Schweizer Franken. Beide Währungen gaben folgerichtig am Montag deutlich nach.

STAATSANLEIHEN: Wenn Clinton gewinnt, dürften sich Anleger aus den als sicher geltenden Staatspapieren heraus trauen, schreiben Analysten der Bank of America (NYSE:BAC). Das würde die Renditen steigen lassen. Die Erwartung bald steigender Leitzinsen dürfte außerdem bei den Renditen langjähriger Papiere kurzfristig zusätzlichen Auftrieb geben, meinen Experten vom Vermögensverwalter Amundi. Dass dies dann auch auf deutsche Staatspapiere abfärben könnte, legte ein Renditeanstieg am Montag nahe. Beim Trump-Szenario ist die Lage nicht eindeutig. Die Anleger könnten sich in Staatspapiere als sichere Häfen flüchten - die Renditen würden sinken. Aber: Es sei zunächst auch ein Anstieg möglich, weil Trumps politisches Programm die Erwartung eines steigenden US-Staatsdefizits befeuern dürfte, heißt es bei Amundi. Längerfristig sei aber dennoch mit sinkenden Renditen zu rechnen, weil das Wirtschaftswachstum unter Trump gedämpft werden dürfte.

GOLD: Das Edelmetall gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Ein Trump-Sieg dürfte den Preis daher nach oben treiben. Unklar ist, wie der Goldpreis bei einem Clinton-Sieg reagieren wird. Experten der Bank HSBC rechnen auch dann eher mit Auftrieb, wenn auch weniger stark als beim Trump-Szenario. Schließlich sei auch unter Clinton mit mehr Protektionismus in Handelsfragen zu rechnen. Clinton wäre demnach für den Goldmarkt eine Art "Trump light". Für Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, ist jedoch die Geldpolitik entscheidender. "Erst im Falle eines Wahlsieges von Clinton dürfte der Markt bereit sein, die Zinserhöhung im Dezember voll einzupreisen. Gold könnte dann nochmals unter Druck geraten." Die Marktreaktion am Montag spricht dafür: Der Goldpreis gab um knapp 20 Dollar je Feinunze deutlich nach.

ÖL: Die Reaktionen auf das Wahlergebnis dürften am Ölmarkt weniger stark ausfallen als etwa bei den Devisen. Die höhere Risikofreude nach einem Clinton-Sieg könnte für Auftrieb sorgen. Am Montag legte der Ölpreis jedenfalls zu. Doch auch ein anderer Effekt wäre möglich: Wenn der Dollar wegen eines Clinton-Siegs deutlich zulegen würde, dann wird dadurch das meist in Dollar gehandelte Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer - die Nachfrage könnte gedämpft werden, die Preise könnten sinken. Klar ist nur eins: "Es wird rund um die Wahlen viel Spielraum für Marktschwankungen geben", sagt Ric Spooner, Experte beim Finanzdienstleister CMC Markets.

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