'Wir haben es satt': Demonstranten ziehen durch Berlin

Veröffentlicht am 19.01.2025, 14:29
© Reuters.

BERLIN (dpa-AFX) - Tausende von Demonstranten haben im Berliner Regierungsviertel gegen die bisherige Agrarpolitik protestiert. "Gemeinwohl vor Konzerninteressen" forderten sie auf Transparenten, während zeitgleich auf dem Gelände am Funkturm im Berliner Westen die Grüne Woche ihre Tore geöffnet hatte. Sie gilt als eine der größten Messen für Ernährung und Landwirtschaft weltweit und eine mit den meisten Besuchern in Berlin.

Zu der Demonstration aufgerufen hatte das Bündnis "Wir haben es satt", das nicht zuletzt die Bundesregierung kritisierte: Sie habe "dem größten Rollback in der Agrarpolitik seit Jahrzehnten", also einem erheblichen Rückschritt, tatenlos zugesehen. Wie bei früheren Regierungen sei der Umbau der Tierhaltung liegen gelassen worden.

Bündnis fordert genug Geld für die Landwirte

"Wir alle wollen gesunde Lebensmittel. Wir alle wollen Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Die kommende Bundesregierung muss bäuerliche Betriebe dabei endlich adäquat unterstützen", forderte Kampagnenleiterin Anne Kambraks.

Das Bündnis, zu dem rund 60 verschieden Organisationen zählen, macht sich unter anderem für ein Gesetz stark, das kostendeckende Erzeugerpreise und die Finanzierung von Tierschutz- und Umweltmaßnahmen sichern soll.

Auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude bildeten Demonstranten ein großes Kreuz - wie die Wählerinnen und Wähler es bei der Bundestagswahl im Februar machen können. Auf großen Bannern auf dem Rasen war der Schriftzug "Mutige Agrarpolitik Wählen!" zu lesen.

Nach Angaben der Berliner Polizei nahmen zwischenzeitlich rund 3.500 Menschen an der Demonstration teil. Die Veranstalter hatten 10.000 angemeldet. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei bei der "Wir sind satt"-Demo rund 7.000 Menschen gezählt.

Zwischenfälle wurden bis zum späteren Nachmittag nicht bekannt. Proteste mit Traktoren gab es diesmal nicht wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.

Protestnote an den Landwirtschaftsminister

Schon morgens überreichten Aktivisten vor einer Agrarministerkonferenz eine Protestnote an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Sie forderten ihn und seine internationalen Amtskollegen dazu auf, die Bauern vor die Interessen der Konzerne zu stellen.

"Alle Menschen, die auf dem Land leben und arbeiten, müssen in die politische Gestaltung unserer Ernährungssysteme einbezogen werden", heißt es in der Protestnote. Zu häufig würden Bäuerinnen und Bauern weltweit vor vollendete politische Tatsachen gestellt.

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