FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Themen der vergangenen Tage werden den deutschen Aktienmarkt wohl auch in der neuen Woche begleiten. Im Mittelpunkt steht neben der Geldpolitik und der Berichtssaison vor allem die Frage, ob der deutsche Leitindex Dax (DAX) endlich aus seiner nunmehr fast drei Monate andauernden Handelsspanne zwischen 10 300 und 10 800 Punkten ausbrechen kann. Zuletzt war er erneut und gleich zweimal am oberen Ende dieser Spanne gescheitert.
"Der Markt wird hin und her geschoben von günstiger Bewertung und mangelnden Alternativen auf der einen und Zinsängsten auf der anderen Seite", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research. Impulse, damit sich der deutsche Leitindex aus seiner Lethargie befreien und womöglich den Grundstein für eine Jahresendrally legen kann, könnten von vielerlei Seite kommen.
US-ZINSANHEBUNG ERST IM DEZEMBER ERWARTET
Hinsichtlich der Geldpolitik blicken die Anleger insbesondere nach Washington, wo die US-Notenbank Fed am Mittwoch über ihren geldpolitischen Kurs entscheidet. Auch wenn eine Straffung der Geldpolitik noch in diesem Jahr am Markt als ausgemacht gilt, wird vorerst kein Zinsschritt erwartet. Ein Zeichen dafür sehen die Experten der Dekabank darin, dass diesmal keine anschließende Pressekonferenz angesetzt sei. "Die Fed dürfte bei ihrer Sitzung den Weg für den mittlerweile vom Markt klar erwarteten Leitzinsschritt im Dezember ebnen und dementsprechend kommunizieren", ergänzt Robert Greil, Chefstratege bei der Bank Merck (DE:MRK) Finck. Außerdem entscheiden die Notenbanker in Japan am Dienstag und die Bank of England am Donnerstag über ihre zukünftige Geldpolitik.
Bei den US-Konjunkturdaten stehen am Dienstag die ISM-Einkaufsmanagerindizes im Mittelpunkt. Die Experten von Merck (NYSE:MRK) Finck erhoffen sich eine Bestätigung der verbesserten Septemberdaten. Am Donnerstag folgen Daten zum Auftragseingang, bevor am Freitag alle Blicke auf die Beschäftigung gerichtet sind. "Die bislang vorliegenden Frühindikatoren lassen darauf schließen, dass der Arbeitsmarktbericht für Oktober nicht wesentlich anders ausfällt als der des Vormonats", schreibt die Dekabank. Sie erwartet einen Stellenaufbau im Größenbereich von 160 000 Stellen.
Diesseits des Atlantiks dürfte am Montag vor allem das europäische Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nach Auffassung der Dekabank-Volkswirte hat sich das Brexit-Votum der Briten nicht wie befürchtet negativ auf die Konjunktur in Euroland ausgewirkt: Sie rechnen mit einer Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung und einem moderaten Wachstum. Wichtige Stimmungsindikatoren für das Euroland lägen teilweise sogar über dem Vor-Brexit-Niveau, fügten sie hinzu.
UNTERNEHMENSBERICHTE VOR ALLEM AM MITTWOCH UND DONNERSTAG
Die Berichtssaison holt zum Auftakt der kommenden Woche erst einmal Luft. Aus den drei großen deutschen Indizes werden erst am Dienstag Zahlen von Pfeiffer Vacuum (ETR:PFV) erwartet, bevor die Agenda zur Wochenmitte voller wird: Das dritte Quartal der Lufthansa (XETRA:LHAG) dürfte weiterhin von temporären und strukturellen Herausforderungen geprägt sein. Bei den Resultaten von Hugo Boss (XETRA:BOSSn) erwartet Christian Schwenkenbecher von Hauck & Aufhäuser vor dem späteren Investorentag nur wenig richtungweisendes.
Richtig in Fahrt kommt die Berichtssaison am Donnerstag, wenn alleine aus Dax und MDax (MDAX) eine zweistellige Anzahl an Unternehmen berichtet. Vertreter aus dem deutschen Leitindex sind Adidas (XETRA:ADSGn), Vonovia (XETRA:VNAn), Beiersdorf (XETRA:BEIG) und ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn). Laut Warburg-Analyst Jörg Frey rechnet der Markt bei Adidas mit einem starken dritten Quartal, das nach zuletzt schwachen Zahlen des US-Wettbewerbers Under Armour für Zuversicht sorgen würde. Bei ProSiebenSat.1 sind schon vorläufige Eckdaten bekannt.
US-WAHL BEREITS IM BLICK
Ihren Schatten voraus werfen sollte außerdem die am 8. November anstehende US-Präsidentschaftswahl, für die sich die Anleger frühzeitig positionieren dürften. Ein Wahlsieg der Demokratin Hillary Clinton gilt zwar aufgrund der jüngsten Umfragen als wahrscheinlichstes Szenario. "Die Erfahrungen mit der Brexit-Abstimmung mahnen allerdings zur Vorsicht", warnen die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Es schade daher nicht, sich für den unwahrscheinlichen Fall vorzubereiten, dass der Republikaner Donald Trump die Wahl gewinne.