FRANKFURT (dpa-AFX) - Der zuletzt am deutschen Aktienmarkt bestimmende Optimismus ist am Dienstag abgeebbt. Nach der Rally seit Jahresbeginn traten nun die verdrängten Sorgen bezüglich einer restriktiven Geldpolitik der Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation wieder in den Vordergrund.
Der Leitindex Dax verlor bis zum frühen Nachmittag 0,31 Prozent auf 14 746,29 Punkte. Zu Wochenbeginn hatte das Börsenbarometer bei 14 832 Punkten den höchsten Stand seit März 2022 erreicht. Am Montag hatte der Dax zwischenzeitlich ein Plus von gut 6,5 Prozent seit Jahresbeginn erzielt.
Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Dienstag um 0,88 Prozent auf 27 317,84 Punkte abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um gut ein halbes Prozent nach.
Für leichte Belastung sorgten Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed. Zwei ranghohe Notenbanker signalisierten, dass die Fed ihren Kampf gegen die hohe Inflation fortsetzen wird und ihren Leitzins über die Marke von 5 Prozent anheben dürfte. Aktuell beträgt die Obergrenze des Leitzinsbands 4,5 Prozent.
Vor diesem Hintergrund sei im Dax nun langsam Vorsicht geboten, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Die zahlreichen Probleme blieben. So befinden sich die wichtigsten Notenbanken der Welt in Zinserhöhungszyklen und das Risiko einer Rezession in Teilen oder der gesamten Weltwirtschaft sei noch nicht gebannt.
Gemieden wurden am Dienstag Aktien aus dem Umfeld des Online-Handels, die seit Jahresbeginn besonders deutlich in die Höhe geschnellt waren. So sackten die Papiere von Zalando (ETR:ZALG) im Dax um mehr als drei Prozent ab. Die Anteilsscheine von Hellofresh (ETR:HFGG) fielen im MDax um knapp zwei Prozent.
An der Dax-Spitze zogen die Anteilsscheine von Bayer (ETR:BAYGN) um mehr als vier Prozent an. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern will mit neuen Medikamenten die perspektivisch wegbrechenden Erlöse mit den Kassenschlagern Xarelto und Eylea mittelfristig mehr als wettmachen.
Die Aktien von RWE (ETR:RWEG) erholten sich etwas von ihrem sehr schwachen Jahresstart und legten um gut ein Prozent zu. Sie hatten unter den zuletzt stark gesunkenen Strompreisen angesichts des ungewöhnlich milden Winters in Europa gelitten. Nun äußerten sich Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) positiv zu den Aussichten für die Anbieter erneuerbarer Energien wie RWE. Trotz großer Projektpipelines und klarer Dekarbonisierungsziele der Unternehmen preisten die Kurse der meisten Branchenvertreter derzeit Wachstum über 2030 hinaus ein, das nicht bereits fest gesichert sei.
Die Anteilsscheine des Branchenkollegen Eon (ETR:EONGn) gewannen rund zwei Prozent. Sie zählen für die Experten der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas (ETR:BNPP) zu den bevorzugten Versorgerwerten in Europa.
Der Euro wurde am frühen Nachmittag zu 1,0716 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0696 (Freitag: 1,0500) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9349 (0,9524) Euro. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,09 Prozent auf 125,84 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,38 Prozent auf 136,42 Punkte.