FRANKFURT (dpa-AFX) - Gestützt auch auf eine kräftige Erholung von Immobilienwerten haben die wichtigsten Indizes am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch zugelegt. Nach den Ermüdungserscheinungen tags zuvor zum Handelsende schöpften die Anleger wieder Mut. Rückenwind gaben unter anderem Aussagen vom Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, die Hoffnungen auf eine künftig weniger aggressive Zinspolitik stützten. Der Dax stand am Nachmittag 0,88 Prozent höher bei 15 275,44 Punkten, womit er die 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend klar hinter sich ließ. Zudem wird auch die Wall Street mit einem neuerlichen Erholungsversuch erwartet.
Der EZB-Chefvolkswirt hatte in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt, die Notenbank erwarte einen "raschen Rückgang der Inflation". Solche Äußerungen kommen den Optimisten am Markt gerade recht, nach den jüngsten Kursturbulenzen und den Sorgen um den Bankensektor. Laut den Experten vom Broker Activtrades rechnen einige Anleger mit einer eher zurückhaltenden Haltung der EZB im aktuellen Zinsanhebungszyklus. Vor diesem Hintergrund werden nun mit großer Spannung die am Donnerstag anstehenden vorläufigen Inflationsdaten aus Deutschland erwartet.
Die den sechsten Monat infolge verbesserten Daten zum Verbrauchervertrauen (GfK) gaben den Anlegern zur Wochenmitte ebenfalls etwas Grund zum Optimismus, wenngleich sich die Konsumstimmung nur marginal verbesserte.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stand zuletzt mit
0,80 Prozent bei 26 774,61 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 1,11 Prozent auf 4214,45 Zähler.
Auf Unternehmensseite halfen Lanes Aussagen vor allem den Immobilienwerten in Europa, denn der stark kreditfinanzierten Branche machen die steigenden Zinsen und die Inflation zu schaffen. Der europäische Branchenindex, der tags zuvor noch auf ein Tief seit Mitte Oktober gefallen war, drehte kräftig auf. Vonovia (ETR:VNAn) schossen mit einem Plus von 6,4 Prozent an die Dax-Spitze. Auch die Papiere des Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown (ETR:AT1) , die zuvor noch wegen einer gestrichenen Dividende um fast zwölf Prozent eingebrochen waren, schlossen sich mit plus zwei Prozent dem positiven Trend an.
Angehobene Ziele für das Geschäftsjahr von Infineon (ETR:IFXGn) sowie eine besser als erwartete Quartalsprognose des größten US-Speicherchip-Herstellers Micron (NASDAQ:MU) Technology beflügelten derweil die europäische Halbleiterbranche. Infineon stiegen um fast sechs Prozent, im MDax rückten die Papiere des Ausrüsters Aixtron (ETR:AIXGn) um 3,5 Prozent vor. Börsianer werteten die Aussagen des US-Konzerns als Signal, dass das Schlimmste im Sektor vorüber sein könnte. Den Zulieferer Siltronic (ETR:WAFGn) (+0,3%) sieht Stifel-Experte Jonah Emerson hingegen erst am Beginn eines Nachfragerückgangs.
Adidas (ETR:ADSGN) und Puma (ETR:PUMG) profitierten von einem als überzeugend eingestuften Quartalsbericht und dem Ausblick des kanadischen Sportartikelherstellers Lululemon mit bis zu 2,7 Prozent Aufschlag. Dass der kuwaitische Staat gut ein Viertel seiner Mercedes (ETR:MBGn) -Benz-Aktien verkauft, setzte dagegen die Papiere des Autobauers unter Druck. Sie verloren am Dax-Ende 2,4 Prozent.
Als MDax-Schlusslicht gaben Anteile am Solar- und Windpark-Betreiber Encavis (ETR:ECVG) nach einer ebenfalls gestrichenen Dividende um mehr als sechs Prozent nach, zeitweise fielen sie auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr.
Aktien IT-Dienstleister Kontron führten dagegen nach einer angehobenen Gewinnprognose mit rund sechs Prozent Plus den SDax an. Analysten hoben auch die Aussicht auf Übernahmen und eine gute Dividendenrendite hervor.
Der Euro legte moderat weiter zu und notierte zuletzt bei 1,0846 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstag auf 1,0841 festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9224 Euro gekostet.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen zur Wochenmitte. Die Umlaufrendite fiel dabei von 2,32 Prozent am Vortag auf 2,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23 Prozent auf 126,38 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,18 Prozent nach auf 135,68 Zähler.