FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat zu Beginn des neuen Börsenjahres die viel beachtete Marke von 14 000 Punkten erst einmal hinter sich gelassen. Am Montagnachmittag behauptete der deutsche Leitindex ein Plus von 0,83 Prozent auf 14 039,44 Punkte. Damit schüttelte er die Schwäche von Ende des vergangenen Jahres ab, blieb jedoch in der Spanne der vergangenen Wochen zwischen 13 800 und 14 200 Punkten. 2022 hatte der Dax angesichts des Ukraine-Kriegs, hoher Energiepreise, einer hohen Inflation und steigender Leitzinsen zu deren Bekämpfung rund zwölf Prozent eingebüßt - es war das schwächste Jahr seit 2018.
Nun hofften die Anleger "auf ein besseres Börsenjahr 2023", schrieb Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings seien die wirtschaftlichen und politischen Risiken und Belastungsfaktoren weiterhin da. Stephen Innes von SPI Asset Management verwies darauf, dass die Gründe für die hohe Inflation immer noch Bestand hätten. Er verwies auf wichtige Ereignisse im Laufe der Woche, darunter das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets (LON:CMCX) sieht derweil 2023 weniger die Inflation als die Gefahr einer Rezession als Belastung.
Dessen ungeachtet konnten sich auch die anderen Indizes am Montag berappeln: Für den MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen, der im vergangenen Jahr sogar um rund 28 Prozent eingebrochen war, ging es um 1,38 Prozent auf 25 464,61 Punkte hoch.
Der EuroStoxx 50 gewann 1,25 Prozent auf 3840,89 Zähler - 2022 hatte sich der Eurozonen-Leitindex ähnlich schwach wie der Dax entwickelt. Da außer der tonangebenden Wall Street unter anderem die Börsen in Großbritannien, China, Hongkong und Japan geschlossen bleiben, verlief der Handel recht ruhig und mit wenig Volumen.
Auf der Agenda standen Einkaufsmanagerindizes. Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die Stimmung bei Chinas großen und staatsnahen Unternehmen im Dezember noch deutlicher eingetrübt hat als von Experten erwartet. Hintergrund dürfte die Angst vor möglichen Folgen der neuen Corona-Politik der chinesischen Regierung sein.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten aus Deutschland gab es nur wenige. Rheinmetall (ETR:RHMG) knüpfte dank eines Großauftrags an das starke Vorjahr an: Mit plus drei Prozent zählte die Aktie des Rüstungskonzerns und Autozulieferers zu den besseren MDax-Werten. Im vergangenen Jahr hatte das Rüstungsgeschäft im Fokus gestanden, das von höheren Verteidigungsausgaben im Zuge des Ukraine-Krieges profitiert. Doch nun erhielt der Konzern von einem deutschen Auto-Premiumhersteller einen über eine Viertelmilliarde Euro schweren Auftrag für Schaltschutz-Teile in Elektroautos.
Indexnachbar Verbio (ETR:VBKG) war nach dem vergleichsweise guten Vorjahr auch am ersten Handelstag 2023 gefragt, wie das Kursplus von zuletzt noch ein Prozent zeigte. Die Autoren des Börsenbriefes "Bernecker-Daily" halten es für möglich, dass der Biokraftstoffhersteller noch im Januar dem Beispiel des Biogasanlagen-Spezialisten Envitec folgt, der jüngst für 2022 bessere Erlöse und ein höheres Vorsteuerergebnis als bisher angekündigt hatte. Zudem sei Verbio ein Profiteur des neuen Gaspreisdeckels, da das Unternehmen auch auf Erdgas als Energiequelle angewiesen sei. Dazu passte die Meldung, dass der europäische Gaspreis zum Jahresauftakt die Talfahrt der vergangenen Handelstage dank ungewöhnlich milder Wintertemperaturen fortgesetzt hat.
Der Laborzulieferer Sartorius (ETR:SATG) , dessen Aktien bereits 2022 zu den größten Dax-Verlierern gehört hatten, büßte indes am Indexende mehr als sechs Prozent ein. Die Göttinger wollen auch in den kommenden Jahren wieder Übernahmen tätigen. Am Wochenende hatte Unternehmenschef Joachim Kreuzburg zudem der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass sich der Fachkräftemangel mittlerweile zu einem Arbeitskräftemangel ausgedehnt habe, der auch für Sartorius eine Herausforderung sei.
Ansonsten griffen die Anleger bei einigen Verlierern des vergangenen Jahres aus der Immobilien- und Onlinehandelsbranche zu, wie stellvertretend die Kursaufschläge bei Vonovia (ETR:VNAn) und Zalando (ETR:ZALG) im Dax zeigten. Börsianern zufolge sehen Investoren nun vorerst größere Chancen bei Werten, um die sie bis zuletzt den größten Bogen gemacht hatten.
Die 2022 auch eher geschmähten Autoaktien profitierten laut Börsenexperte Andreas Lipkow von der Hoffnung auf eine mögliche Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte. So gewannen die Papiere von Continental (ETR:CONG) im Dax über fünf Prozent. Nicht gefragt waren umgekehrt etwa die 2022 vergleichsweise starken Rückversicherer Munich Re (ETR:MUVGn) und Hannover Rück (ETR:HNRGn) als Nutznießer steigender Zinsen.
Der Euro gab etwas nach und kostete zuletzt 1,0681 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitag auf 1,0666 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,50 Prozent am Freitag auf 2,47 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,80 Prozent auf 124,73 Punkte. Der Bund-Future gewann 1,20 Prozent auf 134,40 Zähler.