FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Donnerstag kurz über die 16 000-Punkte-Marke gestiegen. Es störte die Anleger nicht, dass eine Abschwächung der Inflation in der Eurozone ausblieb. Angetrieben von einigen Aktien mit Aufholpotenzial hängte der deutsche Leitindex das europäische Umfeld ab und übertraf die runde Marke erstmals seit drei Wochen wieder um einige Punkte.
Allerdings war dies nicht von Dauer: Zur Mittagszeit stand der Dax dann noch 0,52 Prozent höher bei 15 974,73 Punkten. Für den zu Ende gehenden August zeichnet sich nach dem Rekord im Juli damit immer noch ein fast dreiprozentiger Monatsverlust ab. Für den MDax ging es am Donnerstag um 1,10 Prozent hoch auf 27 821,99 Zähler. Das Eurozonen-Barometer EuroStoxx stand derweil nur knapp im Plus. In New York zeichnete sich an den Börsenplätzen auch ein durchwachsener Start ab.
Der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone hat sich im August mit 5,3 Prozent nicht wie erwartet abgeschwächt. Zudem war die Inflation in Frankreich etwas höher als von Experten gedacht. Damit bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren Zinserhöhungen unter Handlungsdruck. "Das Inflationsproblem hat sich für die EZB bei weitem noch nicht erledigt", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.
Laut Bert Colijn, Ökonom bei der ING (AS:INGA) Bank, sprechen die Daten für eine weitere Zinserhöhung durch die EZB im September. Allerdings betonte der Experte auch, dass die Teuerungsdynamik insgesamt relativ vorteilhaft bleibe. "Wir gehen immer noch davon aus, dass die Inflation zum Jahresende deutlich nach unten tendieren wird", gab sich der Experte optimistisch.
Anleger schauen nun aber gespannt darauf, welche neuen Signale es für die US-Notenbank Fed gibt. Laut dem Experten Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets richten sich die Blicke schon auf die US-Arbeitsmarktdaten, die zu Wochenschluss für ordentlich Bewegung sorgen könnten. Vielleicht erfülle sich dann auch der zweite Teil der vermeintlichen Börsenweisheit "verkaufen Sie im Mai und fahren Sie weg, aber denken Sie daran, im September wiederzukommen".
Anleger setzten generell wieder stärker auf deutsche Werte, denen der Zinsanstieg in den vergangenen Monaten stark zugesetzt hatte. Anleger hoffen hier neuerdings auf eine wieder bessere Marktlage in Zeiten, in denen die Zinsen vielleicht bald nicht mehr steigen.
Die Nase vorn auf Sektorebene hatten mitunter Immobilienwerte, die ihre jüngste Erholung fortsetzten. Im Dax zogen die Vonovia-Aktien um 3,4 Prozent an, während die Papiere von Aroundtown (ETR:AT1) ihre Erholungsrally vom Vortag im SDax fortsetzten. Mit einem Anstieg um fast sechs Prozent besserten sie ihr höchstes Niveau seit März weiter auf.
Auch die Erholung von Online-Aktien hat Schwung bekommen. Zalando (ETR:ZALG) lagen mit einem Anstieg um 3,4 Prozent im Dax fast gleichauf mit Vonovia (ETR:VNAn). Im MDax schafften es die Papiere des Kochboxenlieferanten Hellofresh (ETR:HFGG) mit einem Kurssprung um 6,7 Prozent wieder über die 30-Euro-Marke. Titel des Essenslieferdienstes Delivery Hero (ETR:DHER) erholten sich um 4,2 Prozent von ihrem Vortags-Kursrutsch.
Mit einem Kurssprung um 7,5 Prozent fielen im Online-Bereich auch die Aktien von Mister Spex (ETR:MRXG) auf. Der Brillenhändler überzeugte mit seinem Quartalsbericht, den Analyst Alexander Thiel von Jefferies Research als "Lebenszeichen" wertete. Das Unternehmen wachse schneller als der Markt und sei nach drei negativen Quartalen operativ wieder profitabel gewesen.
Die Aktien von SAP (ETR:SAPG) reagierten derweil kaum auf die Resultate eines US-Konkurrenten, der Kurs der Walldorfer lag nur moderat mit 0,4 Prozent über Vortagsniveau. Salesforce (NYSE:CRM) hatte mit seiner Prognose für das laufende Quartal die Markterwartungen übertroffen. Die Aktie der Amerikaner wurde außerbörslich mehr als fünf Prozent höher gehandelt.