Investing.com - Die US-Notenbank Fed steht bei ihrer Sitzung Ende des Monats vor zwei Optionen, aber keine der beiden ist besonders attraktiv, so Allianz (ETR:ALVG) Marktexperte El-Erian gegenüber CNBC.
Die Märkte erwarten, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung am 21. und 22. März ihren Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte anhebt. Allerdings räumen sie mittlerweile auch der Möglichkeit einer Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte eine kleine Chance ein - eine Option, die El-Erian zwar für wünschenswert, aber nicht ideal hält.
"Wenn sie wirklich datenabhängig sind, dann sollten sie zu 50 Basispunkten zurückkehren", so El-Erian, Chefberater der Allianz in Wirtschaftsfragen, in der CNBC-Sendung "Squawk Box (NYSE:BOX)". Würden sie das jedoch machen, "würden sie damit zwei Dinge bewirken. Man schwächt seine eigene Forward Guidance, und man untergräbt das Narrativ der Disinflation".
Fed-Chef Jerome Powell sagte Anfang Februar, die Inflation beginne sich abzumildern, er rechne aber mit einem langwierigen Prozess und mahnte, dass die Leitzinsen stärker steigen könnten als von den Märkten erwartet, sollten die Wirtschaftsdaten nicht mitspielen.
"Der Disinflationsprozess, also der Prozess, in dem die Inflation nach unten geht, hat begonnen, und zwar im Warensektor, der etwa für ein Viertel unserer Wirtschaftsleistung steht", sagte der Powell. "Aber es ist noch ein weiter Weg. Wir stehen noch ganz am Anfang."
Auf ihrer letzten Sitzung Anfang Februar reduzierte die Federal Reserve ihre aggressiven Zinserhöhungen auf einen Viertelprozentpunkt bzw. 25 Basispunkte und signalisierte, dass dies der künftige Kurs sein dürfte. Die Inflationszahlen letzte Woche haben jedoch die Sorge geweckt, dass die Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation mit geringeren Erhöhungen zu kurz greift.
Per Januar war der mittels der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE deutlich höher als erwartet ausgefallen. Die von der Fed präferierte Inflationskennzahl war im Jahresvergleich um 5,4 Prozent gestiegen. Ökonomen hatten lediglich mit 5,0 Prozent in des Jahresrate gerechnet. Ohne Energie und Nahrungsmittel stieg der Index auf Jahressicht um 4,7 Prozent - nach 4,6 Prozent im Vormonat. Hier waren 4,3 Prozent erwartet worden.
Außerdem ist der ISM-Subindex für die "bezahlten Preise" im verarbeitenden Gewerbe per Berichtsmonat Februar erneut gestiegen und erreichte mit 51,3 Punkten den höchsten Stand seit September.
"Die Realität ist, dass wir auf die Daten reagieren werden", meinte Powell. "Wenn wir also zum Beispiel weiterhin starke Arbeitsmarktberichte oder höhere Inflationsberichte erhalten, kann es durchaus sein, dass wir mehr tun und die Zinsen stärker anheben als derzeit eingepreist ist."
Mehrere Fed-Vertreter deuteten unlängst an, dass eine Rückkehr zu einem 50-Basis-Punkt-Schritt auf der Sitzung in diesem Monat auf dem Tisch liegt.
Am Freitagmorgen lag die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung um einen Viertelpunkt bei 73 % und für eine um einen halben Punkt bei etwa 27 %. Das geht aus den Fed Rate Monitor-Tool hervor.
Ob die Fed die Zinsen nun um 25 oder 50 Basispunkte anhebt, beide Schritte würden die Zentralbank vor Probleme stellen, so El-Erian.
"Wenn man sich an 25 Punkte hält und dafür die Zinssätze länger hochhält, was die Alternative wäre, riskiert man, die Zinsen in eine sich abschwächende Wirtschaft hinein zu erhöhen, was die Glaubwürdigkeit noch mehr untergräbt", sagte er.
Der Leitzins der Fed bewegt sich derzeit in einem Zielkorridor von 4,5 % bis 4,75 %. Die Futures am Freitag signalisierten Erwartungen, dass der Schlüsselsatz bis Herbst dieses Jahres bis auf 5,6 % ansteigen wird, bevor er wieder sinkt.
El-Erian sagte, dass die jüngsten Bewegungen am Anleihemarkt, insbesondere der Höhenflug der Treasury-Renditen, auf die Sorge der Marktteilnehmer zurückzuführen seien, dass "die Fed uns am Ende in eine Rezession stürzen könnte, die völlig unnötig ist".
Der Spread zwischen der 10-jährigen und der 2-jährigen Rendite ist mittlerweile so invers wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Eine Invertierung der Zinskurve ging bislang jeder Rezession seit mindestens Anfang der 1980er Jahre voraus. Und auch die Dreimonatsrendite ist deutlich über die 10-Jahresrendite gestiegen.
Das Rezessionsmodell der New Yorker Fed signalisiert eine Wahrscheinlichkeit von knapp 60 %, dass die US-Wirtschaft bis Dezember 2023 in eine Rezession rutscht. Werte über 40 % in diesem Prognosemodell haben seit 1970 jede Rezession korrekt vorhergesagt.
Auch die Kreditkartenschulden steigen - ein Indiz dafür, dass die Amerikaner mehr Kredite aufnehmen müssen, um ihren Konsum zu finanzieren.
Ende 2022 stieg die Gesamtsumme der Kreditkartenschulden auf einen Rekordwert von 930,6 Milliarden Dollar. Das waren 18,5 % mehr als ein Jahr zuvor, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht von TransUnion hervorgeht. Der Durchschnittssaldo stieg im gleichen Zeitraum auf 5.805 Dollar, so TransUnion.
Außerdem schätzt mehr als die Hälfte der von der National Association for Business Economics befragten Ökonomen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in diesem Jahr auf über 50 %. Als größte Abwärtsrisiken für ihren Ausblick nannten die Umfrageteilnehmer höhere Zinsen und Kosten, die größten potenziellen Aufwärtsrisiken seien dagegen ein niedrigeres Zinsniveau und Kosten sowie eine höhere Erwerbsbeteiligung und bessere Lieferketten.
von Robert Zach
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