Investing.com - Die Wirtschaftswelt hält den Atem an, während zwei unterschiedliche Lager ihre Positionen vehement verteidigen. Auf der einen Seite steht Fed-Chef Jerome Powell, der die Wirtschaftsaussichten der USA in rosigen Farben malt und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession vehement verneint. Auf der anderen Seite finden sich jedoch namhafte Experten wie Roger Altman, Gründer und Vorsitzender von Evercore, die eine düstere Zukunft prophezeien und die Fed beschuldigen, die Augen vor der Realität zu verschließen.
Powell äußerte sich in dieser Woche in einer Reihe von Redebeiträgen optimistisch über die wirtschaftliche Lage des Landes und betonte, dass eine Rezession nicht mehr das wahrscheinlichste Szenario sei. Diese Aussagen wurden von vielen mit Skepsis aufgenommen. Kritiker argumentieren, dass Powell die zahlreichen Wirtschaftsindikatoren, die auf eine Rezession hindeuten, ignoriere oder nicht ernst nehme.
Ein prominenter Vertreter dieser skeptischen Fraktion ist Roger Altman, der Powell in einem Interview mit CNBC öffentlich widersprach und betonte, dass eine Rezession bis zum Jahresende das wahrscheinlichste Ergebnis sei. Altman verwies auf spezielle Unternehmensumfragen, die ernsthafte Probleme für die Wirtschaft prognostizieren. Insbesondere erwähnte er die Evercore-Umfrage zum LKW-Verkehr, die als zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Rezession gilt. Der Index, der die Frachtnachfrage misst, fiel kürzlich unter die kritische Marke von 48. Solche Datenpunkte deuten normalerweise auf einen Abschwung hin.
Altman betonte, dass eine Fülle von Daten darauf hinweise, dass die Wirtschaft vor großen Herausforderungen stehe. Er verwies auf die Zinskurve und den Geschäftsklimaindex für Kleinunternehmen, die beide negative Entwicklungen aufzeigten. Seiner Ansicht nach ist die Wahrscheinlichkeit einer moderaten Rezession hoch.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte Altman auch den Auswirkungen der Zinserhöhungen der Fed, die seit dem letzten Jahr stattgefunden haben. Er warnte davor, dass die volle Wirkung dieser Maßnahmen noch nicht eingetreten sei und dass die Wirtschaft in naher Zukunft mit weiteren Dämpfungen zu rechnen habe. Er wies darauf hin, dass die Geschichte zeige, dass es einige Monate dauern könne, bis die Auswirkungen von Zinserhöhungen spürbar werden.
"Wir haben die stärksten Zinserhöhungen der Geldpolitik seit 40 Jahren und mehr erlebt. Und noch einmal: Wenn man die Geschichte betrachtet, wäre es zu früh, wenn sie heute ihre volle Wirkung entfalten würden. Sechs Monate später sieht die Sache ganz anders aus", sagte Altman.