Investing.com - Amazon beschert der Wall Street einen positiven Wochenausklang mit sehr guten Zahlen für das dritte Quartal. Heute im Fokus steht das von der Fed bevorzugte Inflationsbarometer, während die Rohölpreise aufgrund der Spannungen im Nahen Osten anziehen. Für Gesprächsstoff sorgt außerdem die Sitzung der Bank of Japan in der kommenden Woche.
1. Amazon glänzt mit Quartalszahlen
Amazon (NASDAQ:AMZN) hat gestern als letztes großes Tech-Unternehmen seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Der E-Commerce-Riese übertraf in Summe die Erwartungen der Experten, insbesondere da sich das Wachstum im Cloud-Geschäft weiter stabilisierte und das Wachstum im Werbegeschäft kräftig anzog.
Das Cloud-Segment Amazon Web Services konnte seinen Umsatz um 12 % auf 23,1 Milliarden Dollar steigern, während die Werbeeinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 26 % auf 12,06 Milliarden Dollar zulegten.
"Das Wachstum unserer AWS-Einheit hat sich weiter stabilisiert, unsere Werbeeinnahmen sind stark gewachsen und das Betriebsergebnis und der Free Cash Flow sind insgesamt deutlich gestiegen", sagte CEO Andy Jassy.
Im abgelaufenen Quartal hat sich der Konzern verstärkt auf den Ausbau seiner Präsenz im Cloud-Geschäft konzentriert, um mit den großen Konkurrenten Google (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) in diesem Bereich mithalten zu können. Dafür hat der Konzern rund 4 Milliarden Dollar in den Chatbot-Hersteller Anthropic investiert und zudem sein Liefernetzwerk umstrukturiert, um Bestellungen schneller und kostengünstiger zu erfüllen.
Die guten Zahlen wirken sich natürlich auch auf den Aktienkurs aus. So legte die Amazon-Aktie im vorbörslichen Handel um mehr als 5 % zu. Und die guten Ergebnisse konnten auch die Warnung des Amazon-Managements vor einem möglicherweise schwachen Weihnachtsquartal nicht bremsen.
"Wir sehen, dass die Kunden immer noch preisbewusst sind und weniger einkaufen und nach Schnäppchen suchen, wo es möglich ist", sagte Finanzchef Brian Olsavsky.
2. US-Futures dank Amazon im Plus
Die US-Aktienfutures tendieren heute vorbörslich etwas fester. Unterstützung kommt vor allem von den guten Quartalszahlen von Amazon.
Aktuell liegt der Dow Future 0,3 % im Plus, der S&P 500 steigt um 0,6 % und der Nasdaq 100 notiert 1 % höher.
Die wichtigsten US-Indizes mussten gestern deutliche Verluste hinnehmen. Der technologielastige Nasdaq Composite beendete mit einem Tagesminus von 1,8 % und steuert damit auf einen Wochenverlust von knapp 3 % zu.
Der breiter gefasste S&P 500 schloss 1,2 % niedriger. Beim ihm steht auf Wochensicht ein Minus von 2 % zu Buche. Der Dow Jones Industrial gab um 0,8 % nach und bewegt sich derzeit auf ein Wochenminus von 1 % zu.
Vorbörslich hellte sich die Stimmung heute allerdings durch die Quartalszahlen von Amazon deutlich auf.
Vor der Börseneröffnung stehen noch weitere Quartalszahlen an, unter anderem von den Ölgiganten Chevron (NYSE:CVX) und Exxon Mobil (NYSE:XOM) sowie vom Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive Company (NYSE:CL).
3. PCE-Daten im Fokus
Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Fed auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche keine weitere Zinserhöhung beschließen wird. Die unerwartet starken US-BIP-Zahlen für das 3. Quartal haben jedoch erhebliche Zweifel daran aufkommen lassen, ob dies auch bei der Dezember-Sitzung der Fed der Fall sein wird.
Vor diesem Hintergrund kommt dem heutigen Inflationsbericht in Form des Index der persönlichen Konsumausgaben eine zusätzliche Bedeutung zu. Insbesondere die Kernrate gilt hierbei besonders wichtig und ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.
Für September erwarten die Analysten einen Anstieg der Gesamtinflation um 3,4 % auf Jahresbasis und um 0,3 % auf Monatsbasis. Der Kernwert der persönlichen Konsumausgaben, bei dem Treibstoff- und Energiepreise ausgeklammert werden, dürfte dagegen auf Jahressicht um 3,7 % zulegen. Im Monatsvergleich wird ein Preisplus um 0,3 % erwartet.
Fed-Chef Jerome Powell hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass ein über dem Trend liegendes Wirtschaftswachstum „weitere Fortschritte bei der Inflation gefährden und eine weitere Straffung der Geldpolitik rechtfertigen könnte“.
Nachdem die BIP-Daten nun positiv überrascht haben, könnte jedes Anzeichen für einen Inflationsanstieg das Narrativ für die weiteren Entscheidungen der Fed verändern.
4. BoJ-Sitzung wirft ihre Schatten voraus
Nächste Woche halten die Zentralbanken der USA, Großbritanniens und Japans ihre Sitzungen ab. Während die Fed-Sitzung traditionell die meiste Beachtung findet, dürften die Vertreter der Bank of Japan für den meisten Gesprächsstoff sorgen.
Angesichts weltweit steigender Anleiherenditen und hartnäckiger Inflation gerät die japanische Notenbank zunehmend unter Druck, von ihrer umstrittenen Zinskurvensteuerung abzurücken.
Zwar hat die BoJ bereits die Weichen für ein mögliches Ende der Negativzinsen gestellt, doch dürfte dieser Schritt auf der kommenden Sitzung noch verfrüht sein. BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda warnte bereits vor den Folgen einer Verlangsamung des globalen Wachstums.
Der Verbraucherpreisindex in Tokio ist im Oktober im Jahresvergleich um 3,3 % gestiegen und liegt damit nach wie vor über dem 2%-Ziel der Zentralbank, während die wachsende Kluft zwischen den US-amerikanischen und den japanischen Renditen den Yen gegenüber dem Dollar auf über 150 getrieben hat. Damit handelt die japanische Währung in der Nähe ihres 30-Jahres-Tiefs von 151,94, das die Regierung vor einem Jahr zum Eingreifen veranlasste.
Ein schwacher Yen verteuert tendenziell importierte Lebensmittel und Treibstoffe.
5. US-Angriffe in Syrien lassen Rohölpreis steigen
Der Rohölpreis hat auf die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas mit einem Preisanstieg reagiert. Viele Händler befürchten, dass sich der Konflikt zu einem Flächenbrand in der gesamten Region ausweiten könnte.
Aktuell kostet US-Rohöl 2 % mehr und notiert bei 84,89 Dollar pro Barrel, während der Brent-Kontrakt ebenfalls 2 % zulegte und bei 89,70 Dollar pro Barrel gehandelt wird.
Zum Preisanstieg an den Rohölmärkten trug auch die Bestätigung des Pentagons über US-Angriffe auf zwei Einrichtungen in Ostsyrien bei, die angeblich von den iranischen Revolutionsgarden genutzt wurden. Laut US-Verteidigungsministerium handelte es sich dabei um eine Reaktion auf die jüngsten Angriffe auf US-Truppen im Irak und in Syrien.
Die Angriffe schürten die Furcht vor einem umfassenderen Krieg im Nahen Osten, der die Rohöllieferungen aus Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur der Welt, und anderen wichtigen Produzenten am Golf beeinträchtigen könnte.
Trotz des heutigen Preissprungs steuern beide Referenzsorten auf den ersten wöchentlichen Preisrückgang seit drei Wochen zu.