NEW YORK (dpa-AFX) - Die Bank of America (NYSE:BAC) (BofA) erwartet angesichts der jüngsten geldpolitischen Straffungen durch die Zentralbanken einen scharfen Rückgang der Wachstumsdynamik, aber keine Rezession. Für europäische Aktien bleiben die Investmentstrategen um Sebastian Raedler dennoch vorsichtig und rechnen mit einer vergleichsweise unterdurchschnittlichen Entwicklung ins nächste Jahr hinein, wie aus einer am Freitag vorliegenden Studie hervorgeht.
In den kommenden Monaten dürfte sich die Abschwächung verstärken und das Wachstum im ersten und zweiten Quartal 2024 im Jahresvergleich einen Tiefpunkt erreichen, schrieben die BofA-Strategen. Die Volkswirte der Bank of America erwarteten inzwischen keine Rezession mehr, sondern gingen nun von einer "sanften Landung" aus.
In der Studie verwiesen die Strategen darauf, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinserhöhungen wahrscheinlich abgeschlossen habe und die US-Notenbank Fed möglicherweise im November eine letzte Zinserhöhung für den Zyklus vornehmen werde. Was aber passiert mit Aktien, wenn die Zentralbanken mit der Straffung aufhören? Dies sei eine zunehmend häufiger gestellte Frage der Anleger.
Der Blick in die Geschichte zeigt den Strategen zufolge, dass dies stark von der weiteren Entwicklung der Wirtschaft abhänge. "In den vergangenen 50 Jahren, als sich die Wirtschaft zum Zeitpunkt des Endes der Zinserhöhungen noch nicht in einer Rezession befand, stiegen europäische Aktien tendenziell, wenn auf diesen Zentralbanken-Schritt keine Rezession folgte", schrieb das Analystenteam und verwies auf die Jahre 1984 und 1995.
In Episoden, in denen geldpolitische Straffung in eine Rezession gemündet sei, habe am Aktienmarkt eine Korrektur eingesetzt von etwa 20 Prozent oder mehr, wobei zyklische Werte durchschnittlich 30 Prozent schlechter abschnitten hätten als defensive.
Die BofA-Strategen bleiben mit Blick auf europäische Aktien dennoch vorsichtig und rechnen mit einer im Vergleich zu weltweiten Aktien unterdurchschnittlichen Entwicklung. Zudem sollten ihnen zufolge zyklische Werte im Vergleich zu defensiven.
Zyklische Branchen sind stärker konjunkturabhängig, wie etwa Chemie, Maschinenbau oder Autoindustrie. Zu defensiven werden in der Regel etwa Pharma- und Lebensmittel gezählt.
Im Basisszenario ergäben sich aus der Abschwächung der Wachstumsdynamik und nachlassender Inflation größere Risikoprämien, geringere Gewinne pro Aktie und niedrigere Zinsen, schrieben sie. Für den Stoxx Europe 600 würde dies ein Abwärtstrend von 15 Prozent auf 390 Punkte bis früh im nächsten Jahr bedeuten.
Zudem sehen sie eine weitere unterdurchschnittliche Entwicklung von 8 Prozent für zyklische Werte im Vergleich zu defensiven Werten und eine um 12 Prozent unterdurchschnittliche Kursentwicklung für Substanzwerte im Vergleich zu Wachstumswerten./ck/ag/mis
Veröffentlichung der Original-Studie: 22.09.2023 / 00:30 / EDT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 22.09.2023