Präsentation des 24. Financial Stability Reports der
Oesterreichischen Nationalbank
Wien (APA-ots) - Die internationalen Finanzmärkte stehen weiterhin unter
dem Einfluss der europäischen Staatsschuldenkrise. Obwohl geld- und
finanzpolitische Maßnahmen stabilisierend wirkten, bleiben die
Risiken für die Finanzmarktstabilität auf hohem Niveau. Der
makroökonomischen Eintrübung in Europa konnte sich auch Österreich
und die CESEE-Region nicht entziehen, was auch Auswirkungen auf den
heimischen Bankensektor haben wird, sagte Gouverneur Univ.-Prof. Dr.
Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 24. Ausgabe des
Financial Stability Reports der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB).
Die Weltwirtschaft hat im Laufe des Jahres 2012 deutlich an Schwung
verloren und bleibt fragil. Während sich seit Mitte des Jahres
beispielsweise der Ausblick für die US-amerikanische und die
chinesische Wirtschaft gebessert hat, wurden die Prognosen für den
Euroraum zurück genommen. Die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen
haben sich negativ auf das Wirtschaftswachstum des Euroraums und
vermehrt auch auf die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE)
ausgewirkt. Dabei blieb die Entwicklung in den einzelnen Ländern der
Region heterogen.
Parallel zum internationalen Umfeld ging im Laufe des Jahres 2012
auch die Dynamik der österreichischen Wirtschaft zurück. Angesichts
des hohen Innenfinanzierungspotentials ging die Außenfinanzierung der
Unternehmen weiter zurück. Dabei nahmen die Bankkredite als
Finanzierungsinstrument weiter zu, obwohl die Kreditpolitik der
Banken angesichts der gestiegenen Risiken leicht verschärft wurde.
Auch die Emissionstätigkeit bei Unternehmens-anleihen blieb auf hohem
Niveau. Die Mittelaufnahme in Form von Eigenkapital war rückläufig,
wodurch sich der Verschuldungsgrad der Unternehmen im ersten Halbjahr
2012 leicht erhöhte. Allerdings dämpfte das niedrige Zinsniveau die
damit verbundenen Aufwendungen.
Aufgrund relativ hoher Lohnabschlüsse und steigender Beschäftigung
stieg das Einkommen der privaten Haushalte im ersten Halbjahr 2012
leicht an. Nach den hohen (buchmäßigen) Bewertungsverlusten im
Vorjahr verzeichneten die Haushalte im ersten Halbjahr 2012 jedoch
wieder leichte Bewertungsgewinne bei Aktien und Anleihen. Die
Kreditausweitung schwächte sich im Verlauf dieses Jahres ab, nur
Wohnbaufinanzierungen verzeichneten noch Zuwächse. Die Neuaufnahme
von Fremdwährungskrediten blieb auch 2012 sehr gering. 'Der hohe,
wenn auch rückläufige Fremdwährungskreditanteil stellt jedoch
weiterhin einen Risikofaktor sowohl für die Kreditnehmer als auch für
die Banken dar', führte OeNB-Direktor Mag. Ittner aus.
Die Risiken für das österreichische Bankensystem blieben aufgrund des
unsicheren Umfelds hoch. Wenngleich sich die Banken trotz der
Konjunktureintrübung derzeit deutlich besser entwickeln als etwa im
Stress-Szenario des letzten Stresstests zum Halbjahr angenommen,
stellen die anhaltende Verschlechterung der Kreditqualität in CESEE
und volatile Finanzmärkte die heimischen Kreditinstitute vor große
Herausforderungen. Die Profitabilität im ersten Halbjahr 2012 ist im
Vergleich zum Vorjahr zwar wieder deutlich gestiegen, dies wurde
jedoch u.a. durch Sondereffekte aus dem Rückkauf von
Finanzinstrumenten und geringere Risikovorsorgen erreicht, da das
operative Geschäft weiterhin wenig Dynamik zeigte. Die Banken bleiben
daher gefordert, ihre Effizienz und Profitabilität nachhaltig zu
verbessern.
Die Refinanzierung der europäischen Banken hat sich vor allem durch
die geldpolitischen Maßnahmen der EZB leicht entspannt. Auch die
österreichischen Kreditinstitute haben davon profitiert, wenngleich
ihre Teilnahme am EZB-Tender unterdurchschnittlich ausfiel. Die
Banken haben ihre Refinanzierungssituation aber auch mit dem
überdurchschnittlichen Wachstum bei Spareinlagen verbessert. Dabei
hat sich jüngst gezeigt, dass die österreichischen Haushalte ihre
Ersparnisse vor allem kurzfristig veranlagen.
Obwohl die österreichischen Banken ihren Verschuldungsgrad seit
Ausbruch der Finanzkrise reduziert haben, blieb die Versorgung der
heimischen Wirtschaft mit Krediten gewährleistet. Auch die
Befürchtung mancher Länder und Institutionen, dass die Banken ihr
Engagement in CESEE reduzieren, hat sich nur vereinzelt bewahrheitet;
insgesamt stieg das CESEE-Exposure weiter an. Die höhere
Profitabilität der österreichischen Tochterbanken in der Region geht
jedoch mit höheren Risiken einher. 'Um für diese Risiken und andere
Unabwägbarkeiten gewappnet zu sein, sind die Banken trotz jüngsten
Verbesserungen weiterhin angehalten, ihre Eigenmittelausstattung
auszubauen', führte Direktor Mag. Ittner aus.
Der halbjährlich erscheinende Financial Stability Report der OeNB
enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben
werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch
Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der
Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies eine Analyse
zum Clustering des Geschäftsmodells österreichischer Banken und
vergleichbarer europäischer Banken sowie eine Darstellung aktiver und
passiver Ansteckungskanäle am österreichischen Interbankenmarkt.
Zudem wird die Refinanzierung der heimischen Kreditinstitute im
Schweizer Franken beleuchtet.
Herausgeber:
Oesterreichische Nationalbank
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: (+43-1) 404 20-6666
http://www.oenb.at
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
Tel.: (+43-1) 404 20-6609
mailto:christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
Tel.: (+43-1) 404 20-5555
mailto:statistik.hotline@oenb.at
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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OTS0062 2012-12-14/10:13
Oesterreichischen Nationalbank
Wien (APA-ots) - Die internationalen Finanzmärkte stehen weiterhin unter
dem Einfluss der europäischen Staatsschuldenkrise. Obwohl geld- und
finanzpolitische Maßnahmen stabilisierend wirkten, bleiben die
Risiken für die Finanzmarktstabilität auf hohem Niveau. Der
makroökonomischen Eintrübung in Europa konnte sich auch Österreich
und die CESEE-Region nicht entziehen, was auch Auswirkungen auf den
heimischen Bankensektor haben wird, sagte Gouverneur Univ.-Prof. Dr.
Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 24. Ausgabe des
Financial Stability Reports der Oesterreichischen Nationalbank
(OeNB).
Die Weltwirtschaft hat im Laufe des Jahres 2012 deutlich an Schwung
verloren und bleibt fragil. Während sich seit Mitte des Jahres
beispielsweise der Ausblick für die US-amerikanische und die
chinesische Wirtschaft gebessert hat, wurden die Prognosen für den
Euroraum zurück genommen. Die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen
haben sich negativ auf das Wirtschaftswachstum des Euroraums und
vermehrt auch auf die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE)
ausgewirkt. Dabei blieb die Entwicklung in den einzelnen Ländern der
Region heterogen.
Parallel zum internationalen Umfeld ging im Laufe des Jahres 2012
auch die Dynamik der österreichischen Wirtschaft zurück. Angesichts
des hohen Innenfinanzierungspotentials ging die Außenfinanzierung der
Unternehmen weiter zurück. Dabei nahmen die Bankkredite als
Finanzierungsinstrument weiter zu, obwohl die Kreditpolitik der
Banken angesichts der gestiegenen Risiken leicht verschärft wurde.
Auch die Emissionstätigkeit bei Unternehmens-anleihen blieb auf hohem
Niveau. Die Mittelaufnahme in Form von Eigenkapital war rückläufig,
wodurch sich der Verschuldungsgrad der Unternehmen im ersten Halbjahr
2012 leicht erhöhte. Allerdings dämpfte das niedrige Zinsniveau die
damit verbundenen Aufwendungen.
Aufgrund relativ hoher Lohnabschlüsse und steigender Beschäftigung
stieg das Einkommen der privaten Haushalte im ersten Halbjahr 2012
leicht an. Nach den hohen (buchmäßigen) Bewertungsverlusten im
Vorjahr verzeichneten die Haushalte im ersten Halbjahr 2012 jedoch
wieder leichte Bewertungsgewinne bei Aktien und Anleihen. Die
Kreditausweitung schwächte sich im Verlauf dieses Jahres ab, nur
Wohnbaufinanzierungen verzeichneten noch Zuwächse. Die Neuaufnahme
von Fremdwährungskrediten blieb auch 2012 sehr gering. 'Der hohe,
wenn auch rückläufige Fremdwährungskreditanteil stellt jedoch
weiterhin einen Risikofaktor sowohl für die Kreditnehmer als auch für
die Banken dar', führte OeNB-Direktor Mag. Ittner aus.
Die Risiken für das österreichische Bankensystem blieben aufgrund des
unsicheren Umfelds hoch. Wenngleich sich die Banken trotz der
Konjunktureintrübung derzeit deutlich besser entwickeln als etwa im
Stress-Szenario des letzten Stresstests zum Halbjahr angenommen,
stellen die anhaltende Verschlechterung der Kreditqualität in CESEE
und volatile Finanzmärkte die heimischen Kreditinstitute vor große
Herausforderungen. Die Profitabilität im ersten Halbjahr 2012 ist im
Vergleich zum Vorjahr zwar wieder deutlich gestiegen, dies wurde
jedoch u.a. durch Sondereffekte aus dem Rückkauf von
Finanzinstrumenten und geringere Risikovorsorgen erreicht, da das
operative Geschäft weiterhin wenig Dynamik zeigte. Die Banken bleiben
daher gefordert, ihre Effizienz und Profitabilität nachhaltig zu
verbessern.
Die Refinanzierung der europäischen Banken hat sich vor allem durch
die geldpolitischen Maßnahmen der EZB leicht entspannt. Auch die
österreichischen Kreditinstitute haben davon profitiert, wenngleich
ihre Teilnahme am EZB-Tender unterdurchschnittlich ausfiel. Die
Banken haben ihre Refinanzierungssituation aber auch mit dem
überdurchschnittlichen Wachstum bei Spareinlagen verbessert. Dabei
hat sich jüngst gezeigt, dass die österreichischen Haushalte ihre
Ersparnisse vor allem kurzfristig veranlagen.
Obwohl die österreichischen Banken ihren Verschuldungsgrad seit
Ausbruch der Finanzkrise reduziert haben, blieb die Versorgung der
heimischen Wirtschaft mit Krediten gewährleistet. Auch die
Befürchtung mancher Länder und Institutionen, dass die Banken ihr
Engagement in CESEE reduzieren, hat sich nur vereinzelt bewahrheitet;
insgesamt stieg das CESEE-Exposure weiter an. Die höhere
Profitabilität der österreichischen Tochterbanken in der Region geht
jedoch mit höheren Risiken einher. 'Um für diese Risiken und andere
Unabwägbarkeiten gewappnet zu sein, sind die Banken trotz jüngsten
Verbesserungen weiterhin angehalten, ihre Eigenmittelausstattung
auszubauen', führte Direktor Mag. Ittner aus.
Der halbjährlich erscheinende Financial Stability Report der OeNB
enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben
werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch
Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der
Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies eine Analyse
zum Clustering des Geschäftsmodells österreichischer Banken und
vergleichbarer europäischer Banken sowie eine Darstellung aktiver und
passiver Ansteckungskanäle am österreichischen Interbankenmarkt.
Zudem wird die Refinanzierung der heimischen Kreditinstitute im
Schweizer Franken beleuchtet.
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