Investing.com - Bill Dudley, der ehemalige Präsident der New York Federal Reserve, forderte am Mittwoch eine sofortige Zinssenkung der US-Notenbank Fed angesichts wachsender Rezessionsrisiken. Dies stellt eine deutliche Abweichung von seiner bisherigen Haltung dar, dass die Federal Reserve (Fed) an ihrem Motto „Higher for Longer“ festhalten sollte, also die Zinsen über einen längeren Zeitraum hoch halten solle.
„Die Fakten haben sich geändert, also habe ich meine Meinung geändert. Die Fed sollte die Zinsen senken, vorzugsweise auf der Sitzung in der nächsten Woche“, erklärte Dudley im Vorfeld der anstehenden Fed-Sitzung am 30. und 31. Juli.
Lange Zeit deutete die robuste Performance der US-Wirtschaft darauf hin, dass die Fed nicht ausreichend Maßnahmen ergriff, um das Wachstum zu bremsen. Aktienmärkte haussierten, und die finanziellen Bedingungen blieben locker. Doch laut Dudley haben sich diese grundlegenden Tatsachen nun geändert.
„Die Bemühungen der Fed um eine Abkühlung der Wirtschaft zeigen jetzt sichtbare Wirkung“, sagte Dudley. Besonders Haushalte mit niedrigerem Einkommen würden nun die Belastungen durch höhere Zinsen auf ihre Kreditkarten- und Autokreditverpflichtungen spüren. Diese finanziellen Druckpunkte treten zu einer Zeit auf, in der sich auch der Arbeitsmarkt abzuschwächen beginnt.
Dudley betonte, dass Anzeichen für eine Verlangsamung des Wachstums besonders am Arbeitsmarkt deutlich werden. Die durchschnittliche dreimonatige Arbeitslosenquote sei innerhalb der letzten 12 Monate von ihrem Tiefstand um 0,43 % gestiegen, was nach Dudleys Einschätzung eine potenzielle Rezession signalisieren könnte.
„Diese Rate ist jetzt sehr nahe an der 0,5 %-Schwelle, die nach der Sahm-Rule stets eine US-Rezession signalisiert hat“, erklärte der ehemalige Chef der einflussreichen New Yorker Fed. Die Sahm-Rule, benannt nach der Ökonomin Claudia Sahm, besagt, dass ein Anstieg der Arbeitslosenquote um mindestens 0,5 Prozentpunkte über den niedrigsten Wert der letzten 12 Monate ein verlässliches Rezessionssignal ist.
Währenddessen nähert sich die Inflation weiter dem Ziel der Fed an. Der Kerndeflator für die persönlichen Konsumausgaben, der bevorzugte Preisindikator der Fed, stieg im Mai um 2,6 % im Vergleich zum Vorjahr. „Damit liegt er nicht weit über dem Ziel der Zentralbank von 2 %“, fügte Dudley hinzu.
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