FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vermeintlich günstige Aktienpreise treibt bisher neutral positionierte Profis in den Markt, während die Privaten das Anlegerjahr scheinbar schon abgeschlossen haben.
Nun hat sich die Stimmung der institutionellen Investoren, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt, wie von uns zuletzt erwartet entwickelt. Der Optimismus ist deutlich gestiegen und erreicht, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, den höchsten Stand seit Ende Juni dieses Jahres. Bemerkenswert: Der Zuwachs von 9 Prozentpunkten in diesem Lager rekrutiert sich ausschließlich von ehemals neutral gestimmten Marktteilnehmern, wodurch deren Anteil am Panel auf den niedrigsten Stand dieses Jahres zurückgefallen ist. Offenbar wollen es die Investoren zwei Wochen vor Weihnachten noch einmal wissen und setzen mehrheitlich noch stärker auf die bullishe Karte.
Bei dieser Entscheidung dürften für die Käufer fundamentale Erwägungen kaum eine Rolle gespielt haben - viel eher die als relativ günstig wahrgenommenen Einstandspreise im Vergleich zum Allzeithoch. Obgleich es bemerkenswerterweise keine plausible Erklärung für den im Wochenvergleich abermals schwächeren DAX (dieses Mal ein Minus von 1,4 Prozent) gab, holten diese Investoren das nach, was sie während der vergangenen Wochen offenbar verpasst hatten. So gesehen, haben sich die Institutionellen auch nicht von den zuletzt immer wieder diskutierten Tapering-Diskussionen um die US-Notenbank beeinflussen lassen. Vielmehr dürften sie die Kursziele mancher Analysten von 10.000 DAX-Zählern und höher zu mehr Engagement motiviert haben, um zumindest für den Anfang des kommenden Jahres für steigende Kurse gerüstet zu sein. In freier Anlehnung an den alten adventlichen Choral könnte man sagen: Es kommt ein Schiff geladen.
Korrektur aus heiterem Himmel
Die Privatanleger haben sich indes von den Abwärtskorrekturen des DAX der vergangenen Woche nicht zu Käufen verführen lassen, denn ihr Bull/Bear-Index bleibt mit 55,8 Prozent sogar geringfügig unter dem Stand der vergangenen Erhebung. Damit wäre es nicht das erste Mal, dass diese Gruppe sich - möglicherweise abermals erfolgreich - von ihren institutionellen Pendants abgekoppelt hätte.
Rätselhaft ist für uns allerdings derzeit, wer letztlich den neuen institutionellen Käufern gegenübergestanden ist. Während wir dafür in den vergangenen Wochen vor allem ausländisches Kapital als mögliche Abgeber gesehen hatten, spricht die jüngste Entwicklung des Euro gegenüber einem Korb aus verschiedenen Währungen dagegen. Dieser Index konnte nämlich nicht nur den höchsten Stand seit Juli 2011 markieren, sondern hat an jedem Handelstag unseres Berichtzeitraums einen Kursgewinn verbuchen können. Da gleichzeitig die zehnjährige Bund-Rendite nicht gelitten hat, kann man bei den ausländischen Investoren genauso wenig von einer Umschichtung größerer Aktienbestände in Anleihen ausgehen.
Eines lässt sich jedoch mit einem hohen Grad an Sicherheit sagen: Das Kommitment der heimischen institutionellen Investoren ist nun mehrheitlich so hoch, dass ein Gesichtsverlust nur bei steigenden Kursen vermieden werden kann. Aus diesem Grund ist andererseits selbst bei deutlicheren Kursverlusten nicht mit Verkäufen zu rechnen. Damit bleibt das Schicksal des DAX in den Händen kurzfristiger Akteure und dem langfristig orientierten ausländischen Kapital.
von Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 11. Dezember 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Nun hat sich die Stimmung der institutionellen Investoren, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt, wie von uns zuletzt erwartet entwickelt. Der Optimismus ist deutlich gestiegen und erreicht, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, den höchsten Stand seit Ende Juni dieses Jahres. Bemerkenswert: Der Zuwachs von 9 Prozentpunkten in diesem Lager rekrutiert sich ausschließlich von ehemals neutral gestimmten Marktteilnehmern, wodurch deren Anteil am Panel auf den niedrigsten Stand dieses Jahres zurückgefallen ist. Offenbar wollen es die Investoren zwei Wochen vor Weihnachten noch einmal wissen und setzen mehrheitlich noch stärker auf die bullishe Karte.
Bei dieser Entscheidung dürften für die Käufer fundamentale Erwägungen kaum eine Rolle gespielt haben - viel eher die als relativ günstig wahrgenommenen Einstandspreise im Vergleich zum Allzeithoch. Obgleich es bemerkenswerterweise keine plausible Erklärung für den im Wochenvergleich abermals schwächeren DAX (dieses Mal ein Minus von 1,4 Prozent) gab, holten diese Investoren das nach, was sie während der vergangenen Wochen offenbar verpasst hatten. So gesehen, haben sich die Institutionellen auch nicht von den zuletzt immer wieder diskutierten Tapering-Diskussionen um die US-Notenbank beeinflussen lassen. Vielmehr dürften sie die Kursziele mancher Analysten von 10.000 DAX-Zählern und höher zu mehr Engagement motiviert haben, um zumindest für den Anfang des kommenden Jahres für steigende Kurse gerüstet zu sein. In freier Anlehnung an den alten adventlichen Choral könnte man sagen: Es kommt ein Schiff geladen.
Korrektur aus heiterem Himmel
Die Privatanleger haben sich indes von den Abwärtskorrekturen des DAX der vergangenen Woche nicht zu Käufen verführen lassen, denn ihr Bull/Bear-Index bleibt mit 55,8 Prozent sogar geringfügig unter dem Stand der vergangenen Erhebung. Damit wäre es nicht das erste Mal, dass diese Gruppe sich - möglicherweise abermals erfolgreich - von ihren institutionellen Pendants abgekoppelt hätte.
Rätselhaft ist für uns allerdings derzeit, wer letztlich den neuen institutionellen Käufern gegenübergestanden ist. Während wir dafür in den vergangenen Wochen vor allem ausländisches Kapital als mögliche Abgeber gesehen hatten, spricht die jüngste Entwicklung des Euro gegenüber einem Korb aus verschiedenen Währungen dagegen. Dieser Index konnte nämlich nicht nur den höchsten Stand seit Juli 2011 markieren, sondern hat an jedem Handelstag unseres Berichtzeitraums einen Kursgewinn verbuchen können. Da gleichzeitig die zehnjährige Bund-Rendite nicht gelitten hat, kann man bei den ausländischen Investoren genauso wenig von einer Umschichtung größerer Aktienbestände in Anleihen ausgehen.
Eines lässt sich jedoch mit einem hohen Grad an Sicherheit sagen: Das Kommitment der heimischen institutionellen Investoren ist nun mehrheitlich so hoch, dass ein Gesichtsverlust nur bei steigenden Kursen vermieden werden kann. Aus diesem Grund ist andererseits selbst bei deutlicheren Kursverlusten nicht mit Verkäufen zu rechnen. Damit bleibt das Schicksal des DAX in den Händen kurzfristiger Akteure und dem langfristig orientierten ausländischen Kapital.
von Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 11. Dezember 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)