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Schlumberger – Zurück zu alten Höhen?

Veröffentlicht am 26.07.2024, 12:29
SLB
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Schlumberger

Von den Kurstiefs der Corona-Panik hat sich die Aktie der Spezialisten für Bohrtechnologie seit 2020 deutlich erholt. Im September letzten Jahres setzte dann erneut eine Korrektur ein, die nach Verlusten in Höhe von ca. 30 % im Juni einen Boden gefunden hat. Damit könnte bereits der Richtungswechsel eingeläutet worden sein, denn Schlumberger hat zuletzt überzeugende Unternehmenszahlen geliefert. Die Stimmung bei Analysten und die Ertragsaussichten sind erfolgversprechend. Belastet wurde der Kurs jedoch durch die geplante Übernahme von ChampionX.

Obwohl die im April verkündeten Zahlen für Q1/24 vielsprechend ausfielen und kaum Anlass zur Besorgnis gaben, nahmen Anleger nach der Verkündung erstmal Gewinne mit. Die Ursache dürfte in der zeitgleich angekündigten Übernahme des kleineren Konkurrenten ChampionX begründet sein, die mit 7,8 Mrd. USD - das 25-Fache des 2023er Nettoergebnisses von ChampionX - nicht preiswert zu sein scheint und eine erhebliche Verwässerung für die Aktionäre von Schlumberger (NYSE:SLB) (ISIN: AN8068571086) zur Folge haben dürfte. Schlumberger sieht in der Transaktion eine Verstärkung des eigenen Produktportfolios, ChampionX ist Spezialist für Förderchemikalien und Lift-Technologien. Die Transaktion, die Ende 2024 - spätestens aber in Q1/25 abgeschlossen sein soll – wird nämlich vollständig über die Emission von Aktien abgewickelt. ChampionX-Aktionäre erhalten für jede gehaltene Aktie jeweils 0,735 Aktien von Schlumberger.

In Summe müssten dafür ca. 144 Mio. neue Aktien emittiert werden, wobei ein Teil davon vermutlich über Rückkäufe abgedeckt sein dürfte. Schlumberger hat für 2024 insgesamt 3 Mrd. USD für Dividenden und Rückkäufe angekündigt, wovon nach Ausschüttungen noch 1,4 Mrd. USD für Rückkäufe verbleiben. Damit könnten schätzungsweise 20 Mio. Aktien des benötigten Volumens über Rückkäufe gedeckt werden. Aktuell sind ca. 1,425 Mrd. gewinnberechtigte Aktien im Umlauf. Würden weitere 124 Mio. Aktien emittiert, wären es anschließend schätzungsweise 1,549 Mrd. Aktien.

Neben der Verwässerung bringt die Integration zunächst sicherlich Aufwand mit sich, der in Form von Einmaleffekten das Ergebnis belasten dürfte, doch im Anschluss verspricht Schlumberger sich davon eine Steigerung der Erträge. ChampionX konnte sein unbereinigtes Nettoergebnis in den letzten 3 Geschäftsjahren nahezu verdreifachen auf zuletzt 314 Mio. USD in 2023. Umgerechnet auf die künftige Anzahl gewinnberechtigter Aktien bei Schlumberger würde das einem Gewinnzuwachs von 0,20 USD je Aktie entsprechen, den ChampionX mitbringt, Tendenz steigend. In Relation zu 2,95 USD je Aktie (US-GAAP), die Schlumberger 2023 verdient hat, wäre das ein Plus von 6,8 %.

Starkes internationales Geschäft und gute Stimmung bei Analysten

Marktbeobachter berichten derzeit von einem erhöhten Preiskampf und Konsolidierungsdruck innerhalb der Branche für Fördertechnologien, in Folge von Einsparungen bei der Kundschaft. So schrumpften die Erlöse von Schlumberger im US-amerikanischen Markt in Q2/24 um 6 %. Die Einbußen konnten jedoch durch ein starkes internationales Geschäft, das um 18 % zulegte, überkompensiert werden. Insgesamt legten die Umsätze um 13 % gegenüber dem Vorjahresquartal zu auf 9,14 Mrd. USD (Vj: 8,01 Mrd.). Der von Schlumberger genannte bereinigte Gewinn je Aktie konnte um 18 % gegenüber Q2/23 auf 0,84 USD je Aktie gesteigert werden.

Damit konnte Schlumberger nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2023 seinen Wachstumskurs fortsetzen. Analysten sind dementsprechend positiv gestimmt für die Aktie. Gerade mal einer der 31 von Refinitiv befragten Analysten rät zum Halten der Aktie, alle anderen raten zum Kauf. Die Kursziele liegen zwischen 53 und 74 USD.

Bewertung auf Basis des EBIT

Bewertung auf Basis des EBIT

Analysten rechnen für das laufende Jahr durchschnittlich mit 12 % Umsatzzuwachs. Unter der Voraussetzung, dass Schlumberger in der Lage ist die zuletzt starke EBIT-Marge stabil zu halten - der von uns ermittelte Wert für die bereinigte EBIT-Marge für 2023 liegt bei 16,6 % - würde sich für 2024 ein bereinigtes EBIT von rund 6,16 Mrd. USD ergeben. Dies entspricht bei geschätzten 1,549 Mrd. Aktien einem Wert von 3,98 USD je Aktie. Die durchschnittliche Analystenschätzung für das bereinigte EBIT 2024 liegt mit 6,8 Mrd. USD deutlich über unserer Prognose von 6,16 Mrd. USD.

Die Relation zwischen jährlichem Tiefstkurs und bereinigtem EBIT je Aktie lag in den letzten 3 Jahren im Durchschnitt beim 10,7-Fachen. Die Relation zwischen jährlichem Höchstkurs und bereinigtem EBIT war im gleichen Zeitraum leicht rückläufig und bewegte sich im Durchschnitt beim 18-Fachen, wobei die Schwankungsbreite der Aktie 2023 mit einem EBIT-Multiple von 16,1 auf dem niedrigsten Stand seit 2018 lag.

Davon ausgehend, dass die Multiples auf der Unterseite stabil bleiben und auf der Oberseite in absehbarer Zeit wieder zu ihrem Durchschnitt zurückfinden, ermitteln wir auf Basis des geschätzten bereinigten EBIT von 3,98 USD je Aktie und Multiples von 10,7 und 18 eine Handelsspanne mit einem Einstiegskurs bei 42,60 und einem Kursziel bei 71,70 USD.

Charttechnik

Ein Blick auf den seit 2020 bestehenden Aufwärtstrend kann verwirren: Die Notierung ließe zunächst den Schluss zu, dieser sei in April diesen Jahres nach unter durchkreuzt worden und nicht mehr intakt. Doch der Verwässerungseffekt durch die angekündigte Neuemission von Aktien im Zusammenhang mit der Übernahme von ChampionX wurde zwar vom Markt eingepreist, in den Kursen vor April 2024 jedoch nicht bereinigt, da es keine Ausgabe öffentlicher Bezugsrechte gab. Daher gehen wir davon aus, dass die bestehende Aufwärtsbewegung nach wie vor intakt ist.

Innerhalb der seit September 2023 bestehenden Abwärtsbewegung hatte die Notierung sich im Juni auf dem Niveau von 42,50 USD stabilisiert und konnte seitdem zur 200-Tage-Linie (50,56 USD) vordringen, wo sie durch einen Kreuzwiderstand bei ca. 51 USD ausgebremst wurde, der sich aus der unteren Trendlinie des seit 2020 bestehenden Aufwärtstrends und der oberen Trendbegrenzung des seit September 2023 bestehenden Abwärtstrends ergibt. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Marke von 51 USD und ein Überwinden des Abwärtstrends würde aus technischer Sicht ein Kaufsignal auslösen und zunächst Raum bis ca. 55 USD eröffnen, wo der nächste Widerstand liegt.

Eine weitere langfristige Trendlinie (blau) liegt aktuell bei 53,50 USD und bildet mit dem bestehenden Abwärtstrend ein Dreieck. Ein Unterschreiten dieser Marke mit Bruch des Bodens bei 42,50 USD würde zunächst Abwärtspotenzial eröffnen bis zur Unterstützung bei 37 USD. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen hatte mit der Bodenbildung im Juni mit einem Wert von ca. 31 bereits nahe dem überverkauften Bereich notiert und tendiert seitdem aufwärts, was eine Aufwärtsbewegung signalisiert.

Schlumberger Wochenkurse

Fazit

Schlumberger bietet erstklassige Ertragsaussichten und die Stimmung am Markt für die Aktie ist äußerst positiv, was sich in der ausgesprochen hohen Zahl an Analysten widerspiegelt, die sich für den Kauf der Aktie aussprechen. Nicht irritieren lassen wir uns von dem zwischenzeitlichen Kursrückgang, der aus unserer Sicht lediglich Konsequenz der Verwässerung im Rahmen der anstehenden Übernahme ist. Auf Basis des von uns geschätzten EBIT von 3,98 USD je Aktie für 2024 halten wir die Aktie zum jetzigen Zeitpunkt für stark unterbewertet. Wir die Stufen die Aktie als Kauf ein, warten mit dem Einstieg jedoch ab bis auch aus technischer Sicht ein klares Kaufsignal vorliegt. Dafür sollte der kurzfristige Abwärtstrend unbedingt nachhaltig überwunden werden.

Investmentidee(n) auf Schlumberger

Vor dem Hintergrund der fundamentalen Analyse gefällt uns als Aktienalternative ein leicht defensives Discount-Zertifikat mit der ISIN DE000ME796G1. Der Cap (Höchstauszahlungsbetrag) liegt bei 47,50 USD, also knapp 2 % unter dem aktuellen Aktienkurs. Wird der Cap bei Fälligkeit im Dezember 2024 nicht unterschritten, erzielen Anleger eine Rendite von 7,7 % (19 % p.a.). Notiert er darunter, verringert sich die Rendite, der Break-Even liegt bei 44 USD.

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