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Börse Frankfurt-News: Euro stark und schwach zugleich (Devisen)

Veröffentlicht am 12.11.2014, 16:06
Aktualisiert 12.11.2014, 16:09
Börse Frankfurt-News: Euro stark und schwach zugleich (Devisen)

n FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. November 2014. Gegenüber dem US-Dollar hat der Euro weiter nachgegeben, gegenüber anderen Währungen zeigt er sich aber extrem stark - etwa zum Yen und zur Norwegen-Krone.

Es sind bewegte Zeiten für Devisenhändler: Zweijahrestief des Euro zum US-Dollar, Mehrjahrestiefs des Yen zu US-Dollar und Euro, die norwegische Krone zum Euro auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren, und der russische Rubel fällt und fällt. Dass die europäische Gemeinschaftswährung sich gegenüber dem Greenback weiter abschwächt, war erwartet worden: Vergangene Woche wurde mit 1,2358 US-Dollar zum Euro zwischenzeitlich der niedrigste Stand sei Sommer 2012 erreicht, im Mai lag der Kurs noch bei fast 1,40 US-Dollar.

Geldpolitische Divergenzen

Es sind immer dieselben Argumente, mit denen die Schwäche begründet wird: die unterschiedliche geldpolitische Richtung dies- und jenseits des Atlantiks. "In den USA erweist sich die Konjunktur und insbesondere der Arbeitsmarkt als robust", erläutert Christian Apelt von der Helaba. "Daher dürfte die Federal Reserve im ersten Halbjahr 2015 eine Zinswende einleiten." Aufgrund der Divergenz in der Geldpolitik werde der Euro/US-Dollar-Kurs bis ins kommende Frühjahr vermutlich auf 1,20 US-Dollar zurückgehen.

Auch die HSH Nordbank rechnet mit einem weiter fallenden Euro/US-Dollar-Kurs. "Wir gehen aber nicht soweit wie Banken, die eine Parität vorhersagen", erklärt Cyrus de la Rubia. "Die Fed wird vorsichtig bleiben, das hat sich schon bei der Reaktion auf den Einbruch am Aktienmarkt im September und Oktober gezeigt." Er rechnet für das dritte Quartal 2015 mit einer Zinserhöhung und einem Leitzins von nur 0,5 Prozent Ende des kommenden Jahres. "Der Wechselkurs wird dann bei 1,20 US-Dollar zum Euro liegen." Am Mittwochmittag kostet der Euro 1,2452 US-Dollar.

Yen immer billiger

Der Yen rutschte am gestrigen Dienstag zum US-Dollar auf ein Siebenjahres-, zum Euro auf ein Sechsjahrestief. Für einen US-Dollar müssen mittlerweile 115 Yen bezahlt werden nach 80 Yen vor zwei Jahren, für einen Euro 143 nach 102 Yen. Grund für die erneute Abschwächung waren Spekulationen über eine Verschiebung der eigentlich für den Herbst des kommenden Jahres vorgesehenen zweiten Mehrwertsteueranhebung. Zudem kursierten Gerüchte über vorgezogene Neuwahlen, für die mit einem abermaligen Sieg von Ministerpräsident Abe gerechnet wird. Schon Ende Oktober hatte die japanische Notenbank für eine weitere Abschwächung der Währung gesorgt und überraschend eine abermalige Ausweitung der Geldmenge um rund 80 Billionen Yen (582 Milliarden Euro) pro Jahr bekannt gegeben.

Fehlende Reformbereitschaft in Japan

"Der Yen wird zum US-Dollar weiter abwerten", meint de la Rubia, per Ende 2015 prognostiziert er 122 Yen zum US-Dollar. Die Diskussionen um die Verschiebung der Mehrwertsteuererhöhung seien Zeichen für die mangelnde Reformbereitschaft der Regierung. "Abe verlässt sich weiter auf die Geldpolitik." Nach Ansicht von Christian Apelt ist der Verfall des Yen aber schon etwas zu weit gegangen: "Die Zinsdifferenz zumindest gegenüber dem Euro spricht nicht für eine Yen-Abwertung, und sogar gegenüber dem US-Dollar hat der Wechselkurs überschossen." "Auch wenn die Verluste fundamental begründet sind, zeichnet sich ein Ende der Abwertung ab", findet Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Bei der Einführung der Anleihekäufe im April 2013 sei der Yen ebenfalls massiv unter Druck geraten, habe sich dann aber relativ konstant gehalten. "Für den Yen sollte es eine Verschnaufpause geben."

Rubel im freien Fall

Die russische Notenbank hat unterdessen Anfang dieser Woche den Wechselkurs freigegeben. Verzichten will sie auf Interventionen nicht, Notenbankchefin Elwira Nabiullina kündigte aber die jüngste Praxis auf, Rubel-Ankäufe zur Stützung der Währung auf täglich 350 Millionen US-Dollar zu begrenzen. Der Rubel hat gegenüber dem US-Dollar seit Jahresanfang rund 40 Prozent an Wert verloren, zum Euro sind es rund 25 Prozent. Neben der Ukraine-Krise und den Sanktionen des Westens spielt auch der fallende Ölpreis eine Rolle. Mittlerweile hat eine massive Kapitalflucht eingesetzt.

Norwegische Krone auf Fünfjahrestief

Der Ölpreis setzt auch der norwegischen Krone zu - die Notierung für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist mittlerweile auf 81,85 US-Dollar und damit den tiefsten Stand seit über vier Jahren gerutscht. Die Währung, lange beliebt als Fluchtwährung für Euro-Kritiker, fiel zwischenzeitlich auf 8,60 Kronen zum Euro - ein Fünfjahrestief. Am Mittwoch kostet der Euro 8,47 Kronen. "Es enttäuschten auch einige Konjunkturdaten aus Norwegen", ergänzt Apelt. Eine Zinssenkung in Schweden habe zudem entsprechende Erwartungen für Norwegen geweckt. "Gleichwohl sieht das konjunkturelle Bild nicht schlecht aus, die Inflation hält sich stabil." Zinssenkungen seien somit keineswegs ausgemacht. Die Bank sieht den Kurs Mitte 2015 daher wieder bei 8 Kronen zum Euro.

Brasiliens Währung unter Druck

Eher schlecht sind die Aussichten nach Ansicht der Landesbank Baden-Württemberg für den brasilianischen Real. Der hat sich, nach einem Zwischenhoch im Frühling und Sommer, zuletzt wieder schwächer gegenüber dem Euro präsentiert, aktuell liegt der Kurs bei 3,10 Real, im September waren es nur 2,90 Real je Euro. "Verantwortlich hierfür waren neben dem Rückgang der Rohstoffpreise auch die Abwärtsrevisionen der IWF-Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum." Nach der Wiederwahl von Präsidentin Dilma Rousseff spreche zudem vieles für eine Fortsetzung der bisherigen Wirtschaftspolitik. "Infolgedessen rechnen wir eher mit einer nachlassenden Bereitschaft ausländischer Investoren, sich in Brasilien zu engagieren." Die Bank prognostiziert per Ende 2015 3,30 Real je Euro.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG


© 12. November 2014

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