Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Weltmärkte bauen ihre Gewinne weiter aus. Anleger reagieren mit Erleichterung auf das Ausbleiben einer sofortigen Straffung durch die US-Notenbank Fed und den Aufschub in der China Evergrande-Saga. Norwegen ist die erste große Zentralbank der Industrieländer, die nach der Pandemie die Leitzinsen anhebt, und Brasilien erhöht den Leitzins um einen vollen Prozentpunkt, während die Bank of England und andere Notenbanken sich voraussichtlich zurückhalten werden. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung stehen auf der Agenda. Robinhood (NASDAQ:HOOD) profitiert vom IPO-Geschehen in dieser Woche und die Citigroup (NYSE:C) spricht eine düstere Warnung zu den Erdgaspreisen aus. Hier erfahren Sie alles, was Sie am Donnerstag, den 23. September, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen müssen.
1. Weltbörsen erholen sich weiter
Die Weltbörsen setzten ihre Erholungsrallye fort, nachdem die chinesische Zentralbank dem Finanzsystem erneut umfangreiche Liquidität zuführte. Zur gleichen Zeit arbeiten die Behörden an einer kurzfristigen Lösung, um die offizielle Zahlungsunfähigkeit des Immobilienunternehmens Evergrande zu verhindern.
Nachrichtenagenturen berichteten, dass die Behörden Evergrande angewiesen hatten, die am Donnerstag fällige Zinszahlung in Höhe von 83 Millionen Dollar für eine Dollar-Anleihe nicht zu versäumen. Wie Evergrande an das benötigte Geld herankommen würde, war jedoch nicht klar.
Andere Immobilienaktien in China legten vor dem Hintergrund von Berichten zu, die darauf hindeuteten, dass Evergrande so aufgespalten werden soll, dass es nicht zu Zahlungsausfällen bei Privatpersonen und Lieferanten kommt, was als entscheidend für die Erhaltung des Vertrauens in den Markt angesehen wird.
2. Leitzinserhöhungen in Norwegen und Brasilien
Norwegens Zentralbank hat als erste der großen Industrieländer seit der Pandemie die Zinssätze angehoben. Die Norges Bank hob ihren Leitzins von 0 % auf 0,25 % an, kündigte eine weitere Anhebung im Dezember an und erhöhte ihre Erwartungen für den Leitzins im Jahr 2022 von 1,3 % auf 1,4 %.
Die Bank of England (BoE) hat derweil ihren Leitzins auf dem Rekordtief von 0,10 Prozent bestätigt. Das Anleihekaufprogramm wurde ebenfalls in dem bisherigen Umfang von 895 Milliarden Pfund belassen, wovon 875 Milliarden auf Gilts entfallen.
Die türkische Zentralbank lockerte dagegen ihre Geldpolitik und das, obwohl das Land mit extrem hohen Inflationsraten zu kämpfen hat. Wie die Zentralbank am Donnerstag mitteilte, wird der Leitzins um einen vollen Prozentpunkt auf 18,0 Prozent sinken. Da kaum ein Experte damit gerechnet hatte, ging die türkische Lira daraufhin gegenüber dem Euro und dem Dollar auf Talfahrt.
Brasilien hat nach der Sitzung der Federal Reserve am Mittwoch die Zinsen um 100 Basispunkte angehoben.
3. Wall Street vor freundlicher Eröffnung
Die US-Aktienmärkte dürften erneut höher in den Börsentag starten und die nach der Fed-Pressekonferenz vom Mittwoch erzielten Gewinne ausbauen.
Der neue "Dot Plot" der Fed zeigt, dass die Hälfte der Notenbanker nun eine Zinserhöhung im nächsten Jahr befürwortet - ein deutlicher Wandel im Vergleich zu Anfang des Jahres, als die Mehrheit keine Erhöhungen vor 2024 sah. Der Fed-Chef Jerome Powell deutete auch an, dass die Zentralbank ihre Anleihekäufe bis Mitte nächsten Jahres auslaufen lassen könnte.
Insgesamt hat der Markt in den letzten Wochen eine deutliche Verschiebung in den geldpolitischen Erwartungen gut überstanden und befindet sich immer noch in der Nähe seiner Anfang des Monats erreichten Allzeithochs. Gegen 12.15 Uhr lagen die Dow Jones Futures um 118 Punkte oder 0,3% im Plus, während die S&P 500 Futures um 0,4% und die Nasdaq 100 Futures um 0,5% anstiegen. D
ie Zahlen von Accenture (NYSE:ACN) und Darden Restaurants (NYSE:DRI) werden vorbörslich im Fokus stehen. Nike (NYSE:NKE), Trip.com und Costco (NASDAQ:COST) gewähren nach US-Börsenschluss einen Blick in ihre Bilanzen.
Die Handlungen der Zentralbanken in China und den USA werden wahrscheinlich die Spannung aus den wöchentlichen Arbeitslosenzahlen nehmen, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden.
4. Robinhood profitiert von IPO-Flut
Die Erleichterung über die neue Guidance der Fed und die Meldungen aus China haben die derzeitige IPO-Flut in New York positiv beeinflusst.
Der Aktienkurs des Zahlungssoftwarekonzerns Toast explodierte beim Börsendebüt am Mittwoch um 56 %, während Freshworks, ein Unternehmenssoftwarekonzern, der als Konkurrent von Salesforce (NYSE:CRM) gilt, um 36 % zulegte.
In dieser Woche ist der Neobroker Robinhood an mindestens drei Börsengängen beteiligt - Brilliant Earth (NASDAQ:BRLT), ein Unternehmen, das sich auf Schmuck aus ethischen Quellen konzentriert, das Diagnostikunternehmen Cue Health und der britische Bitcoin-Miner Argo Blockchain (LON:ARB).
5. Citi warnt vor Erdgas-Apokalypse
Der Winter hält Einzug auf dem Erdgasmarkt, zumindest wenn es nach den Analysten der Citigroup geht.
Laut der Bank könnten die Gaspreise in diesem Winter aufgrund der saisonal niedrigen europäischen Lagerbestände, der boomenden chinesischen Nachfrage und der Lieferengpässe von Russland bis Nigeria einen Höchststand von über 100 Dollar pro Million Btu erreichen. Das entspräche einem Ölpreis von 580 Dollar pro Barrel.
Aufgrund der Schwierigkeiten, das Angebot in kurzer Zeit zu erhöhen, ist der Weltmarkt während des gesamten Winters anfällig für scharfe Preisausschläge, so die Citi-Analysten. Zumindest kurzfristig hat sich einer der Faktoren, die für den Anstieg in diesem Monat verantwortlich waren, umgekehrt: In Nordwesteuropa bläst jetzt wieder Wind, was den Bedarf an fossiler Energie in Großbritannien verringert.