von Geoffrey Smith
Investing.com - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird weder die Leitzinsen noch den Umfang der Anleihekäufe ändern, aber am Ende ihrer zweitägigen Sitzung neue Orientierungshilfen und Wachstumsprognosen veröffentlichen. Zudem dürfte sie sich dazu äußern, ob sie das Schlupfloch bei den Kapitalanforderungen für Banken beenden oder verlängern will, was sich kurzfristig erheblich auf den Anleihenmarkt auswirken könnte. Die brasilianische Zentralbank könnte dagegen die Leitzinsen später anheben. Die Internationale Energieagentur spielte das Gerede von einem neuen "Superzyklus" bei Öl herunter und erinnerte daran, dass die Preise immer noch künstlich von der OPEC+ gestützt werden.
1. Fed-Sitzung endet - Dot-Plot und SLR-Entscheidung im Visier
Die Federal Reserve wird ihre geldpolitische Entscheidung um 19 Uhr bekannt geben, und die Pressekonferenz des Vorsitzenden Jerome Powell folgt eine halbe Stunde später.
Da keine Änderungen am Umfang der Wertpapierkäufe oder am Leitzins zu erwarten sind, richtet sich das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer auf die Prognosen der Fed - insbesondere darauf, ob sich der "Dot Plot" der Zinserwartungen der Fed-Vertreter dahingehend verschiebt, dass eine Straffung der Geldpolitik früher als bisher angenommen erfolgt. Die derzeitige Guidance der Fed signalisiert keine Zinserhöhungen vor 2024, aber der Anstieg der Anleiherenditen in den letzten Wochen signalisiert, dass der Markt mit einem solchen Schritt bereits früher rechnet.
Ebenfalls von Bedeutung: die Fed entscheidet darüber, ob die derzeitige Ausnahme für Banken von der Supplementary Leverage Ratio als bindende Kapitalanforderung, die Ende März ausläuft, verlängert werden soll oder nicht. Sollte die Ausnahmeregelung nicht verlängert werden, könnten die Banken unter Umständen nicht mehr so großzügige Dividendenausschüttungen an ihre Aktionäre vornehmen und das riesige Volumen an Staatsanleihen absorbieren, das in diesem Jahr begeben werden soll.
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2. Brasilien vor Zinserhöhung
Im Gegensatz zur Federal Reserve, die glaubt, dass die Inflation auf kurze Sicht kein Risiko darstellt, wird die brasilianische Zentralbank am Mittwoch wohl einschreiten müssen. Die Preise sind bereits rapide gestiegen und das Vertrauen in die Politik von Präsident Jair Bolsonaro ist stark gesunken.
Volkswirte erwarten, dass die BCB ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,50% anhebt, um die Talfahrt des Real zu stoppen. Dieser hat in den letzten drei Monaten gegenüber dem Dollar über 10% verloren, da die Inflation auf ein Vierjahreshoch von über 5% gestiegen ist.
Brasilien wird wahrscheinlich die Zentralbank sein, die den Stein ins Rollen bringt, denn weitere Notenbanken aus Schwellenländern werden gezwungen sein, diesem Beispiel zu folgen. Auch in der Türkei und Russland dürften die Zentralbanken in dieser Woche eine straffere Geldpolitik ankündigen, auch wenn sie ihre Leitzinsen noch nicht anheben.
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3. Wall Street richtungslos
Die US-Aktien dürften im Vorfeld der geldpolitischen Ankündigung der Federal Reserve in einer engen Range verweilen.
Gegen 11.30 Uhr traten der Dow Jones Future und der S&P 500 Future auf der Stelle, während der Nasdaq 100 Future um 0,2% sank und damit die moderaten Gewinne vom Dienstag wieder aufgab.
Vor der Fed-Ankündigung stehen die Februar-Daten zu den Baubeginnen und -genehmigungen sowie die wöchentlichen Zahlen zu Hypothekenzinsen und Refinanzierungen an - einer der ersten Sektoren der Wirtschaft, der sich in einem Szenario mit steigenden Zinsen wahrscheinlich verlangsamen wird.
Zu den Aktien, die voraussichtlich im Fokus stehen werden, gehören Uber (NYSE:UBER), das schließlich seinen Kampf in Großbritannien aufgegeben hat, seine Fahrer nicht als Arbeitnehmer zu behandeln. Auch Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Apple (NASDAQ:AAPL) dürften die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nachdem Google die von App-Entwicklern erhobene Gebühr für die erste Million Dollar, die sie über den Google Play Store einnehmen, von 30% auf 15% gesenkt hat. Der Schritt wird App-Entwickler wie den Fortnite-Publisher Epic Games wohl nicht zufriedenstellen, der in verschiedenen Gerichtsbarkeiten Kartellklagen gegen die aus seiner Sicht monopolistischen Gebührenstrukturen eingereicht hat.
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4. Samsung (F:SAMEq) warnt wegen Chip-Mangel
Samsung (KS:005930) warnte vor einem "erheblichen Ungleichgewicht" auf dem globalen Markt für Halbleiter und fügte hinzu, dass das Problem wahrscheinlich nicht so bald gelöst werden kann.
Co-CEO Koh Dong-jin teilte auf der jährlichen Aktionärsversammlung des Unternehmens mit, dass die Foundry in Austin, Texas, nach dem Kälteeinbruch, der sie im letzten Monat zum Betriebsstopp gezwungen hat, immer noch nicht in Betrieb ist, weil sie neu konfiguriert werden muss.
Die Schließung dieser Produktionsstätte, zusammen mit anderen Anlagen im Besitz von Texas Instruments (NASDAQ:TXN), verschärft einen Versorgungsengpass, der Honda (NYSE:HMC) am Mittwoch dazu veranlasste, einen Teil der Produktion in den USA auszusetzen. Toyota (T:7203) erklärte, dass die Produktion auch durch einen Mangel an einigen speziellen Petrochemikalien beeinträchtigt würde - ein weiteres Beispiel dafür, wie die Pandemie die Fragilität komplexer globaler Lieferketten aufgedeckt hat.
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5. IEA spielt Gerede über Superzyklus herunter
Die Preise für Rohöl gaben am Mittwoch leicht nach, nachdem die Internationale Energieagentur in ihrem jüngsten Monatsbericht zur Lage auf dem Ölmarkt das Gerede von einem neuen "Superzyklus" herunterspielte. Sie verwies auf die immer noch hohen Lagerbestände (im historischen Vergleich) und die Tatsache, dass die Preise durch die Drosselung der Fördermenge um etwa 8 Mio. Barrel pro Tag im Rahmen des "OPEC+"-Abkommens gestützt werden.
Die Lagerbestände in den Industrieländern sind bis Januar sechs Monate in Folge gesunken, liegen aber immer noch 63,2 Mio. Barrel über ihrem 5-Jahres-Durchschnitt und 110 Mio. über dem Vorjahresniveau, so die IEA.
Die Daten der US-Regierung zu den wöchentlichen Lagerbestandsänderungen werden wie üblich um 15:30 Uhr erwartet.
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