Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Geschäftszahlen von Disney übertreffen die Erwartungen und die Aktie der Dating-App Bumble legt bei ihrem Börsendebüt kräftig zu. Die Demokraten treiben ihre Pläne für einen Mindestlohn von 15 Dollar voran, während die britische Wirtschaft so stark schrumpft wie seit 300 Jahren nicht mehr. Der Ölpreis reagiert schließlich auf die Zurückhaltung der OPEC bezüglich der Nachfrageaussichten. Das sind die wichtigsten Termine an den Finanzmärkten am Freitag, den 12. Februar.
1. Verdopplung des Mindestlohns
Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, dass der Vorschlag der Demokraten für einen Mindestlohn von 15 Dollar im endgültigen Entwurf des Konjunkturpakets enthalten sein wird, wenn das Repräsentantenhaus darüber berät. 2019 lag der Mindestlohn in den USA gerade mal bei 7,25 Dollar pro Stunde.
Der Vorschlag könnte, wenn er umgesetzt wird, weitreichende Auswirkungen auf die Struktur der Konsumausgaben in den USA haben, da er erheblichen Einfluss auf den Niedriglohnsektor hat.
Das Congressional Budget Office sagte Anfang dieser Woche, dass die Maßnahme 1,4 Millionen Arbeitsplätze kosten könnte, aber 900.000 Beschäftigte aus der Armut holt. Mehr als 27 Millionen Menschen, d.h. mehr als 10% der US-Arbeitskräfte, würden eine Gehaltserhöhung erhalten.
In Washington werden die Anwälte von Donald Trump ihren Standpunkt darlegen, nachdem die Staatsanwälte der Demokraten am Donnerstag eine Pause eingelegt hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich zu einer Verurteilung des ehemaligen Präsidenten kommt, scheint nach wie vor gering zu sein.
2. Britisches BIP schrumpft so stark wie seit 300 Jahren nicht mehr
Die britische Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr so stark wie seit über 300 Jahren nicht mehr, was auf eine Kombination aus der Pandemie und der Verlangsamung der Unternehmensinvestitionen im Zuge des Brexits zurückzuführen war. Das Bruttoinlandsprodukt fiel um 7,8%. Erstaunlicherweise ist das sogar besser als viele erwartet hatten - der Konsens lag bei -8,1%.
Das vierteljährliche Wachstum erreichte im Dezember 1%, was bedeutet, dass das Land einer technischen Rezession wahrscheinlich entkommt. Großbritannien ist bei der Durchimpfung seiner Bevölkerung weiter als die meisten anderen Länder, aber die Bedenken über die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die neuen Mutationen werfen weitere Fragen auf.
Premierminister Boris Johnson wird am 22. Februar einen Fahrplan für das Ende des Lockdowns vorlegen. Er steht dabei unter dem Druck seiner eigenen Partei. Es wurde bereits zugesagt, dass die Schulen Anfang März wieder öffnen werden. Das Pfund fiel gegenüber dem Dollar um 0,2%, war aber auf einem guten Weg, die Woche mit einem bescheidenen Gewinn in der Nähe des 34-Monats-Hochs zu beenden.
3. Aktienmärkte setzen zurück: Bumble schießt hoch - Disney gefragt
Die US-Aktienmärkte dürften am Ende einer weitgehend freundlichen Woche mit leichten Gewinnmitnahmen eröffnen.
Gegen 12.35 Uhr fiel der Dow Jones Future um 73 Punkte oder 0,2%. Für den S&P 500 Future ging es um 0,3% nach unten und der Nasdaq-Future sank um 0,2%.
Der Höhenflug der Pot-Aktien zu Beginn der Woche schwächte sich am Donnerstag weiter ab, aber das wurde durch das fulminante Börsendebüt der Dating-App Bumble (NASDAQ:BMBL) überschattet. Bumble, das im letzten Jahr einen Umsatz von 126 Mio. Dollar erzielte, schoss um 64% in die Höhe und beendete den ersten Handelstag mit einem Börsenwert von 7,7 Mrd. Dollar.
Eine weitere Aktie, die wohl später im Fokus stehen wird, ist Walt Disney (NYSE:DIS). Der Unterhaltungsriese übertraf im abgelaufenen Quartal die Erwartungen und gewann über 8 Millionen Abonnenten für seinen Disney+ Streaming-Dienst hinzu. Die Aktie stieg im vorbörslichen Handel um 2,2% und erreichte ein neues Rekordhoch.
Konjunkturseitig steht am Freitag eine Rede des Präsidenten der New Yorker Federal Reserve, John Williams (NYSE:WMB), um 16.00 Uhr auf der Agenda, in der er das Thema Vermögenspreise und Finanzstabilität ansprechen könnte. Zur gleichen Zeit wird auch der Michigan Consumer Sentiment Index erwartet.
4. Ruble schwächelt - EU-Russland-Beziehungen am Tiefpunkt
Der russische Rubel stürzte nach der Aussage von Außenminister Sergej Lawrow, wonach das Land bereit sei, die diplomatischen Beziehungen mit der Europäischen Union abzubrechen.
Der EU-Spitzendiplomat Josep Borrell hatte am Donnerstag gesagt, dass die Union als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Proteste zur Unterstützung des inhaftierten Oppositionsführers Nawalny neue Sanktionen gegen Russland verhängen müsse. Nachdem Nawalny vor kurzem in einem Video einen für Präsident Wladimir Putin gebauten Luxuspalast an der Schwarzmeerküste gezeigt hat, ist die Stimmung gegen das Regime vor allem bei jüngeren Wählern aufgeheizt.
Zuvor hatte die russische Zentralbank ihren Leitzins wie erwartet bei 4,25% belassen - ein weiteres Zeichen dafür, dass die Zentralbanken der Schwellenländer allmählich vorsichtiger im Hinblick auf eine Belebung der Inflation agieren.
Die italienische Fünf-Sterne-Bewegung erklärte derweil, dass sie ebenfalls die neue Regierung des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi unterstützen wird, was bedeutet, dass Draghi nun den Rückhalt aller großen Parteien hat - zumindest für den Moment.
5. Ölpreis-Korrektur geht weiter
Ein weiterer Faktor, der den Rubel belastete, war die fortgesetzte Korrektur der Ölpreise. Die Bullen reagierten am Donnerstag relativ zögerlich auf die zurückhaltenden Prognosen der Internationalen Energieagentur und der Organisation erdölexportierender Länder für den globalen Ölmarkt.
Gegen 12.35 Uhr fielen die US-Rohöl-Futures um 0,9% auf 57,73 Dollar pro Barrel, der Preis für die Nordseesorte Brent Crude sank um 0,7% auf 60,70 Dollar pro Barrel.
Die Beendigung eines Streiks der libyschen Hafenwachen hat dem Markt eine künstliche Unterstützung genommen, sodass die Exporte auf ihr normales Niveau zurückkehren konnten. Die wöchentliche von Baker Hughes ermittelte Anzahl der Bohrinseln sowie die Positionierungsdaten der Commodity Futures Trading Commission komplettieren die Handelswoche.