Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich im Vorfeld der Veröffentlichung der wichtigen US-Verbraucherpreisdaten, die die künftige Haltung der Fed richtungsweisend bestimmen könnten, weitgehend unverändert. Und die Quartalszahlen von Cisco (NASDAQ:CSCO) werden nach Börsenschluss erwartet, während die aktuelle Rallye bei Meme-Aktien weiter anhält.
1. US-Verbraucherpreisindex wirft seinen Schatten voraus
Die Veröffentlichung des wichtigen US-Verbraucherpreisberichts ist heute das wirtschaftliche Hauptereignis, da er den kurzfristigen geldpolitischen Kurs der Fed beeinflussen dürfte.
Für April erwarten Ökonomen ein Anstieg um 0,4 % gegenüber dem Vormonat bzw. um 3,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Kerninflation, bei denen volatile Lebensmittel- und Energiepreise herausgerechnet sind, wird voraussichtlich einen Anstieg der Inflation um 3,6 % im Jahresvergleich zeigen. Damit würde die Inflation den geringsten Anstieg seit mehr als drei Jahren verzeichnen.
Für viele Anleger war das laufende Börsenjahr im Hinblick auf die erwarteten Zinssenkungen seitens der Fed eine Herausforderung. Sie rechnen nun mit einer Zinssenkung um 43 Basispunkte in diesem Jahr. Anfang des Jahres waren große Teile der Investorengemeinschaft noch von Zinssenkungen um 150 Basispunkte ausgegangen.
Fed-Präsident Jerome Powell hat in seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung der Foreign Bankers' Association gestern in Amsterdam erneut betont, dass die Inflation nur schwer zu bändigen sei.
„Die Inflation im 1. Quartal war bemerkenswert, weil es keine weiteren Fortschritte gab“, sagte Powell. „Die Zuversicht, dass die Inflation wieder zurückgeht, ist geringer als zuvor. Meine Zuversicht ist in dieser Hinsicht nicht mehr so groß wie zuvor.“
Unterdessen sind die US-amerikanischen Erzeugerpreise im April stärker gestiegen als erwartet. Das zeigen gestern veröffentlichte Daten, die darauf hindeuten, dass die Inflation zu Beginn des 2. Quartals hartnäckig hoch bleibt.
2. US-Aktienmärkte ohne nennenswerte Impulse
An den US-Aktienmärkten gab es heute im vorbörslichen Handel kurz vor der Veröffentlichung der wichtigen Inflationsdaten kaum größere Veränderungen.
Aktuell legt der Dow Jones 0,1 % zu, während der S&P 500 weitgehend unverändert gehandelt wird. Der Nasdaq 100 notiert dagegen mit 0,1 % leicht im Minus.
Die wichtigsten US-Indizes konnten gestern satte Zugewinne verbuchen, obwohl die Erzeugerpreise im April stärker als erwartet gestiegen waren. Der mit größerer Aufmerksamkeit verfolgte Verbraucherpreisindex dürfte jedoch einen größeren Einfluss haben, wenn er vom allgemeinen Konsens abweicht.
Zu den weiteren wirtschaftlich relevanten Ereignissen gehören heute die Daten zu den US-Einzelhandelsumsätze für April, der Empire State Survey für das verarbeitende Gewerbe für Mai und der Index für den Immobilienmarkt.
Auf Unternehmensseite stechen vorbörslich besonders die Aktien des US-Schuheinzelhändlers Boot Barn (NYSE:BOOT) heraus, die um mehr als 5 % nachgeben. Auslöser ist eine enttäuschende Prognose für das Gesamtjahr. Größter Gewinner ist dagegen Nextracker (NASDAQ:NXT) mit einem Kursplus von 12 %, nachdem der Umsatz höher als erwartet ausgefallen war.
3. Meme-Aktien trotz Vorbehalten weiter im Aufwind
Die so genannten Meme-Aktien wie GameStop (NYSE:GME) und AMC Entertainment (NYSE:AMC) konnten heute vor Börsenöffnung ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Auch die an der Frankfurter Börse notierten Aktien der Unternehmen legen heute weiter zu und setzen damit die Rallye dieser Woche fort.
Die Kinokette AMC legte am Dienstag um 32 % zu, während der Videospielhändler Gamestop um 60 % anstieg.
Dieser Rallye vorausgegangen waren eine Reihe kryptischer Posts auf der Social-Media-Plattform X am Sonntag von „Roaring Kitty“ Keith Gill, einer zentralen Figur hinter dem Meme-Aktienrausch von 2021.
In den Beiträgen wurden keine Firmennamen genannt, stattdessen waren Clips aus Filmen wie Fluch der Karibik, Tombstone und V wie Vendetta sowie ein Comic eines Mannes zu sehen, der auf einem Stuhl sitzt.
Der legendäre Investor Bill Gross kommentierte die starken Kursgewinne von Unternehmen, die von vielen Privatanlegern bevorzugt werden, auf der Social-Media-Plattform X wie folgt:
„Gamestonk ist passé. Was könnte ein besseres Kaufsignal sein als ein Cartoon-Mann, der aufrecht in seinem Stuhl sitzt?“
„Kaufen? Verkaufen? Ich nicht. Verkaufe 400 % annualisierte Volatilität“, schrieb er.
4. Quartalszahlen von Cisco nach Börsenschluss erwartet
Der Netzwerk- und Telekommunikationsspezialist Cisco wird heute nach Börsenschluss in den USA seine neusten Quartalszahlen präsentieren. Für die Anleger dürfte vor allem die Integration von Splunk (NASDAQ:SPLK) von Interesse sein, nachdem die Übernahme des Softwareunternehmens im März abgeschlossen wurde.
Analysten erwarten für das 3. Quartal dagegen einen Umsatz- und Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insbesondere das Campus-Netzwerkgeschäft hat weiterhin mit Herausforderungen zu kämpfen.
„Wir gehen davon aus, dass das Kerngeschäft auf Jahressicht organisch im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich schrumpfen wird. Die Konsolidierung von Splunk dürfte aber das gesamte Umsatzwachstum von +3 % im Geschäftsjahr 2025 antreiben“, so die Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM) in einer Kundenmitteilung.
„Während die Ergebnisse für das 3. Quartal typischerweise zu früh für das Unternehmen sind, um ein Update für das GJ25 zu geben, glauben wir, dass es eine potenzielle Möglichkeit gibt, dass das Unternehmen sich dafür entscheidet, mehr als den üblichen Ausblick zu geben, da dies ansonsten ein wesentlicher Teil der Diskussion auf dem Investorentag am 4. Juni sein wird“, fügten sie hinzu.
5. Rohöl zieht an
Für den Preis für Rohöl geht es heute im bisherigen Handelsverlauf nach oben, da aktuelle Branchendaten einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände aufzeigen. Damit haben sich die Befürchtungen der Märkte vor einem angespannten globalen Umfeld bestätigt.
Aktuell kostet US-Rohöl 0,7 % mehr bei 78,54 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 0,6 % auf 82,83 Dollar pro Barrel nach oben klettert.
Daten des American Petroleum Institute von gestern deuten darauf hin, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 10. Mai um 3,1 Millionen Barrel abgenommen haben. Die Daten zeigen auch einen Rückgang der Benzinvorräte.
Sollten sich die offiziellen Daten im Laufe des heutigen Tages bestätigen, würde dies signalisieren, dass die Kraftstoffnachfrage in den USA mit Beginn der reiselastigen Sommersaison anzieht. Dieser Trend könnte zu einer Verknappung der weltweiten Rohölvorräte beitragen, auch wenn die US-Produktion weiterhin auf Rekordniveau liegt.
Die Erwartungen an eine Verknappung auf den nordamerikanischen Märkten wurden auch durch die verheerenden Waldbrände in der Nähe von Fort McMurray, einer wichtigen kanadischen Ölsandstadt, genährt.
Dieser Optimismus hat den Ausblick der Internationalen Energieagentur überlagert, die heute ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage für das laufende Jahr gesenkt hat.
Die in Paris ansässige Energieaufsichtsbehörde senkte ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr um 140.000 Barrel pro Tag auf 1,1 Millionen, wobei sie vor allem die schwache Nachfrage in den entwickelten OECD-Ländern als Grund dafür angeführt hat.