Frankfurt/Berlin (Reuters) - Angesichts eines historischen Konjunktureinbruchs in der Euro-Zone weitet die EZB ihr Notfallprogramm gegen die Folgen der Corona-Pandemie kräftig aus.
Sie erhöhte das Volumen ihrer dafür eingesetzten Anleihenkäufe von bislang 750 Milliarden auf 1,35 Billionen Euro. Wie die EZB nach ihrer geldpolitischen Sitzung am Donnerstag weiter mitteilte, soll das bislang bis Jahresende terminierte “Pandemic Emergency Purchase Programme” - kurz PEPP - bis mindestens Ende Juni 2021 verlängert werden. Die Währungshüter erhoffen sich davon, dass die hart getroffene Wirtschaft der Euro-Zone wieder auf die Beine kommt - insbesondere durch verbesserte Finanzierungsbedingungen für Firmen und Haushalte.
Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank meinte, dass die Ausweitung der Wertpapierkäufe vor allem schuldengeplagten Ländern, wie etwa Italien und Griechenland, zugutekomme: “In Anbetracht einer massiv steigenden Staatsverschuldung taucht die Frage nach der Schuldentragfähigkeit auf. Die Käufe der EZB sind für diese Staaten reiner Balsam.”
Der Wirtschaftsweise Volker Wieland stieß ins selbe Horn: “Die EZB geht nun erneut in Vorlage. Für hoch verschuldete Staaten hängt die Umsetzung ihrer teuren Konjunkturpläne stark von der EZB ab, die mit ihrer Politik die Zinsen drückt und die Finanzierung attraktiver macht.” Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe zeigte sich überrascht über den Umfang der Aufstockung des Notprogramms: “Mit den neuen 600 Milliarden Euro ist der Schluck aus der Flasche groß. Dies lässt auf grottige Wachstums- und Inflationsprojektionen schließen.”
EZB-Chefin Lagarde befürchtet eine Rekordrezession in der Euro-Zone. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr zwischen acht und zwölf Prozent schrumpfen, sagte sie kürzlich. Die EZB wird am Nachmittag ihre aktualisierte Schätzungen zum Konjunkturverlauf und zur Inflation veröffentlichen. Den Leitzins ließ der EZB-Rat unverändert bei null Prozent. Der Einlagensatz blieb auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Damit müssen Banken weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Euro-Notenbank überschüssige Gelder parken.