Von Laura Sanchez
Investing.com - Die europäischen Märkte verhalten sich an diesem Freitag unentschlossen - DAX, Ibex 35, CAC 40. Sie warten auf den US-Arbeitsmarktbericht und auch auf die Aussagen der Zentralbanker, die wir derzeit zu hören bekommen.
In dieser Woche wurde bekannt, dass die Inflation in der Eurozone im November um 10 % gestiegen ist, verglichen mit den vom Konsens geschätzten 10,4 % und deutlich weniger als die vorherigen 10,6 %.
Diese Daten ermutigten Investoren und verstärkten die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer nächsten Sitzung in diesem Monat das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen und eine ähnliche Strategie wie die US-Notenbank Fed verfolgen wird.
Allerdings sind nicht alle Experten dieser Überzeugung.
Hugo Le Damany und François Cabau, Ökonomen bei AXA (EPA:AXAF) Investment Managers, weisen darauf hin, dass "die zugrunde liegende Inflation im Jahresvergleich bei 5 % liegt. Allerdings ist es noch zu früh, um eine entscheidende Wende bei den Inflationsaussichten zu erkennen. In Anbetracht der begrenzten Details, die zur Verfügung stehen, glauben wir, dass sie durch saisonale Faktoren leicht verzerrt ist".
"Folglich ist es unwahrscheinlich, dass diese Daten die Haltung der EZB auf der Dezember-Sitzung ändern werden", fügen sie hinzu.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, betonte am Freitag, dass "die Geldpolitik durch globale Unsicherheiten, einschließlich der Weltwirtschaft und der Entwicklung des Verbraucherpreisindex, erschwert wird". Sie erklärte, dass "die Zentralbanken darauf hinarbeiten müssen, dass der Verbraucherpreisindex zu dem von der Institution festgelegten Ziel zurückkehrt".
"Was wir Zentralbanker tun müssen, ist, eine Geldpolitik zu betreiben, die die Erwartungen verankert. Wir müssen der Öffentlichkeit, den Beobachtern und Kommentatoren signalisieren, dass die Inflation in allen Szenarien rechtzeitig zu unserem mittelfristigen Ziel zurückkehren wird", sagte Lagarde laut Reuters.
"Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Daten ausreichen dürften, den Tauben im EZB-Rat auf der Dezembersitzung Oberwasser zu verleihen. Zwar liefern die gestrigen Daten unseren Volkswirten zufolge aufgrund der stark schwankenden Energiepreise kein überzeugendes Bild für einen nachlassenden Inflationsdruck. Aber erst einmal ist durchaus möglich, dass auch im Euroraum die Inflationsspitze erreicht ist. Entsprechend wird die EZB wohl im Fahrwasser der Fed bleiben und ihr Zinserhöhungstempo ebenfalls reduzieren", heißt es bei der Commerzbank (ETR:CBKG).
Mauro Valle, Leiter der Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere bei Generali (BIT:GASI) Investments Partners, erklärt, dass ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum in Verbindung mit einer hohen Inflation die EZB dazu zwingen würde, ihren Zinserhöhungszyklus zu beenden.
Andererseits "wird die EZB im Falle eines Inflationshöchststandes in den kommenden Monaten und eines anschließenden Rückgangs, die Zinsen wahrscheinlich weiter anheben müssen. In den ersten Monaten des nächsten Jahres wird sie jedoch eine Pause einlegen können", so der Analyst weiter.