Gauck: EU-Asylverschärfungen hätten wohl früher kommen müssen

Veröffentlicht am 07.01.2024, 16:47
Aktualisiert 07.01.2024, 17:00
© Reuters.

BERLIN (dpa-AFX) - Aus Sicht von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck haben sich Teile der Ampel-Koalition erst spät zu einer nötigen Verschärfung der EU-Asylregeln durchringen können. "Das hätte wahrlich früher passieren müssen", sagte Gauck der "Bild"-Zeitung (Montag). "Allerdings wäre das vor einem halben Jahr in Teilen der Grünen Partei oder der Sozialdemokratie überhaupt nicht zu vermitteln gewesen."

Beim Thema Migration gebe es "so etwas wie ein Wunschdenken von anständigen und guten Menschen", sagte Gauck. Im Grunde sei Aufnahmebereitschaft etwas Gutes, deshalb fürchte sich die Politik trotz Rückhalts dafür in der Bevölkerung vor solchen Entscheidungen.

Durch den "Druck der Realität" habe sich dies geändert. "Durch die Wahrnehmung der wirklichen Wirklichkeit auch bei grünen und sozialdemokratischen Oberbürgermeistern, die die Arbeit haben." Dort sei das Bewusstsein gewachsen, dass nicht alles Wünschbare umsetzbar sei, sagte Gauck. Es bedürfe mitunter "auch der Härte". Sonst drohten zunehmende Wahlerfolge rechter Parteien. "Und so entsteht dann ein politischer Druck, der unsere hehren moralischen Ziele durch Anerkennen der Wirklichkeit verändert."

Einwanderung brauche auch Integration, betonte Gauck. "Sonst stehen wir vor den Parallelgesellschaften, in denen Denk- und Verhaltensweisen aus autoritären, patriarchalischen Staaten weiterleben." Er verwies auf jüngste israelfeindliche Demonstrationen. "Über viele Jahre wollte man im politisch korrekten Milieu darüber nicht sprechen; Antisemiten, das waren nur die Rechtsradikalen. Doch ein Antisemitismus, der in den arabischen Ländern systematisch im Kindergarten und in den Schulen vermittelt und in Familien verstärkt wird, muss genannt werden, was es ist: ein Übel. Und das können und wollen wir nicht einfach hinnehmen."

Gauck warnte, es sei ein Trugschluss zu glauben, man könne Debatten stoppen. "Die werden nicht gestoppt, sondern die gehen dann in die Räume, in denen die Nationalpopulisten absahnen." Nötig seien Diskussionen in der Mitte der Gesellschaft. "Aber tolerant zu sein gegenüber anderen Kulturen, gegenüber Fremden, anderen Religionen, das bedeutet nicht, jede Art von Andersartigkeit automatisch mit Anerkennung und Respekt zu begleiten. Manches muss kritisiert, unter Umständen sogar bestraft werden." Es habe lange gedauert, bis die ersten islamistischen Organisationen verboten worden seien.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.