HAMBURG (dpa-AFX) - Der Hamburger Hafenlogistiker HHLA erhöht wegen der nach wie vor offenen chinesischen Beteiligung an einem Container-Terminal den Druck auf das Bundeswirtschaftsministerium. Der chinesische Staatskonzern Cosco, die HHLA und der Hamburger Hafen (ETR:HHFGn) warteten nunmehr seit 18 Monaten auf die finale Genehmigung dieser Transaktion, sagte die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, am Donnerstag. Sie verwies dabei auch auf mehr als 1,35 Millionen Arbeitsplätze, die an den deutschen Seehäfen hingen, die Mehrheit davon in Hamburg. "Wir vertrauen der Bundesregierung, dass dies zur Kenntnis genommen wird, und wir erwarten vom Wirtschaftsministerium, dass es dieser Verantwortung nachkommt."
Die HHLA pflege mit dem chinesischen Staatskonzern Cosco seit 40 Jahren Geschäftsbeziehungen, sagte Titzrath. Bereits im Oktober 2021 sei mit dem Investitionsschutzverfahren für eine Beteiligung der Cosco Shipping Ports Ltd. (CSPL) an der Betreibergesellschaft des Terminals Tollerort begonnen worden. Ein Jahr später sei dann ein Rechtsbescheid ergangen, der statt einer 35-prozentigen Beteiligung nur weiger als 25 Prozent zuließ. Der Bund hatte bei einer größeren Beteiligung eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit befürchtet, durch sein Eingreifen eine strategische Beteiligung am Terminal verhindert und den Erwerb auf eine reine Finanzbeteiligung reduziert.
"Dies haben wir vollumfänglich mit unseren den Geschäftspartnern durchverhandelt", sagte Titzrath. Der Vertrag sei Ende Dezember 2022 dem Wirtschaftsministerium zugegangen. "Wir haben aus unserer Sicht vollumfänglich die Forderungen des Bescheides erfüllt und wir warten auf eine Rückmeldung aus dem Wirtschaftsministerium." Titzrath erinnerte daran, dass China der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands sei. Fast ein Drittel aller Waren im Hamburger Hafen komme aus oder gehe nach China.
Relativ zufrieden blickt Titzrath auf das vergangene Jahr, auch wenn die HHLA bei mehr Umsatz weniger verdient hat. Insgesamt habe der Konzern seinen Umsatz um 7,7 Prozent auf knapp 1,58 Milliarden Euro gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank dagegen um 3,4 Prozent auf 220,4 Millionen Euro. Titzrath sprach dennoch von einem guten Ergebnis. Trotz gestörter Lieferketten, des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, massiv steigender Preise und des ersten Streiks im Hafen seit 42 Jahren habe die HHLA die ursprünglichen Gewinnerwartungen von 175 bis 210 Millionen Euro übertroffen. Entsprechend werde die HHLA bei der Hauptversammlung Mitte Juni eine Dividende 0,75 Euro je Aktie vorschlagen.
Der Containerumschlag sank um 7,9 Prozent auf knapp 6,4 Millionen Standardcontainer (TEU), an den Hamburger Terminals ging Umschlag den Angaben zufolge um 4,1 Prozent auf 6,1 Millionen TEU zurück. Grund sei vor allem der Rückgang der Warenmengen aus Fernost und Russland infolge der EU-Sanktionen. Obwohl die Terminals in Tallin und Triest erfolgreich gearbeitet hätten, "konnte das Umschlagswachstum den kriegsbedingten Einbruch der Ladungsmengen in Odessa nicht kompensieren", sagte Titzrath.
Die HHLA-Chefin kündigte an, trotz der schwierigen Lage am Terminal im ukrainischen Odessa festzuhalten. "Wir sehen, dass ein Wiederaufbau von der Ukraine nur möglich ist über eine wasserseitige Befüllung und Bevorratung von Gütern." Daher sei es wichtig, die Ukraine zu unterstützen, indem die HHLA ihr Terminal im Hafen von Odessa weiterbetreibe. "Wir haben keinen Mitarbeiter entlassen", betonte Titzrath. 32 der dortigen Mitarbeiter seien derzeit jedoch im Kriegseinsatz.
"Mit der Corona-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine waren wir einem schweren Sturm ausgesetzt, dessen operative Auswirkungen langsam etwas abflauen", sagte Titzrath. Aber wegen der hohen Inflation und der Sanktionen rechne sie weiter mit unsicheren Zeiten. "Wir erwarten für das gesamte Geschäftsjahr sowohl beim Containerumschlag als auch beim Containertransport einen moderaten Anstieg gegenüber dem Vorjahr." Der Umsatz werde auf dem Niveau von 2022 liegen. Das erwartete Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern bezifferte Titzrath auf 160 bis 190 Millionen Euro.