Investing.com -- Die australische Notenbank (Reserve Bank of Australia, RBA) hat am Dienstag ihren Leitzins angehoben und betont, dass die Inflation in Australien nach wie vor zu hoch sei und eine weitere Straffung der Geldpolitik noch in diesem Jahr angebracht sein könnte.
Die RBA hob ihre so genannte Cash-Rate um 25 Basispunkte (bps) auf 4,10 % an und stellte sich damit gegen die Markterwartungen, wonach die Zinssätze in Australien konstant bleiben würden. Nach Mai handelt es sich dabei bereits um die zweite unerwartete Zinserhöhung. Es ist das erste Mal seit fast 12 Jahren, dass der Leitzins nun über 4 % liegt.
Der australische Dollar rückte nach der Anhebung um 0,7 % vor. Höhere Zinssätze lassen die Währung attraktiver erscheinen.
In Australien stieg die Verbraucherinflation im April unerwartet an und näherte sich angesichts der hartnäckig hohen Immobilien- und Kraftstoffpreise wieder dem Höchststand seit 30 Jahren. Im April lag die Teuerungsrate bei 6,8 %, zwar unter dem Höchststand von über 8 %, aber immer noch deutlich über dem jährlichen Zielkorridor der RBA von 2 bis 3 %.
Gouverneur Philip Lowe räumte am Dienstag ein, dass die Inflation "immer noch zu hoch" sei und dass hohe Preise der Wirtschaft mehr Schaden zufügen würden als eine kurzfristige Zinserhöhung.
"Die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass die Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten zugenommen haben, worauf das Direktorium reagiert hat. Während sich die Inflation bei den Warenpreisen verlangsamt, ist die Inflation bei den Dienstleistungspreisen immer noch sehr hoch", führte Lowe in einer Erklärung aus.
Weiter sagte er, dass mit sinkenden Haushaltsausgaben und einem unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum zu rechnen sei.
Während andere Daten erkennen ließen, dass sich der australische Arbeitsmarkt im April etwas abgekühlt hat, zeigte er sich immer noch weitgehend robust, was den Aufwärtsdruck auf die Inflation erhöht hat. So blieb die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 50 Jahren.
Doch andere Datenpunkte deuten nach wie vor auf eine Abkühlung der australischen Wirtschaft hin. Zwar erzielte das Land im ersten Quartal einen unerwartet hohen Leistungsbilanzüberschuss, doch ein unerwarteter Rückgang des Überschusses in der Handelsbilanz dürfte das BIP des ersten Quartals um 0,2 %-Punkte schmälern.
Trotzdem könnte "eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich sein", um die Inflation wieder in den Zielbereich zu bringen, so die RBA. Eine Rückkehr der Teuerung in den angestrebten Bereich sieht die Bank erst für Mitte 2025.
Bis dahin dürfte sich das australische Wirtschaftswachstum abschwächen. Am Mittwoch werden die BIP-Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht.