Investing.com – Die Preise steigen immer weiter und so bleibt die Inflation der Dauerbrenner. In den vergangenen Monaten legten die Teuerungsraten zwar langsamer zu, aber von einem Erfolg der geldpolitischen Maßnahmen der Fed und EZB kann keine Rede sein.
Wirtschaftlich betrachtet scheinen Preissteigerungen aber generell das kleinere Übel zu sein. Viel systemrelevanter und gefürchteter ist offensichtlich die Deflation, denn nicht umsonst entschloss sich China die Verwendung dieses Begriffs in der Presse zu verbieten. Die Regierung geht davon aus, dass das Schlimmste, was einer Wirtschaft passieren kann, ist, dass Menschen Kaufentscheidungen aufschieben, weil sie damit rechnen, dass die Preise weiter fallen.
Bricht der Konsum ein, dann werden Fabriken geschlossen, Arbeiter entlassen, die Wirtschaft schrumpft, der Wohlstand sinkt, während der Unmut gegen die da oben steigt.
Das gleiche Ergebnis erhält man jedoch auch, wenn die Inflation höher ist als das Lohnwachstum. Denn obwohl die Umsätze scheinbar steigen, nimmt die Menge der gekauften Güter ab, wenn die Reallöhne sinken.
Der Finanzanalyst Michael Lebowitz stellte fest, dass in den USA genau das bereits der Fall ist. Die Einzelhandelsumsätze werden als der wichtigste Indikator für die Verbraucherausgaben und den Zustand der Wirtschaft angesehen. Immerhin beruhen über 60 Prozent der US-Wirtschaftsleistung auf dem inländischen Konsum.
Doch während die Einzelhandelsumsätze weit über dem Trend von 2015 bis 2019 liegen und ein positives Bild vermitteln, zeigen die Wachstumsraten der Einzelhandelsumsätze ein ganz anderes Bild. Diese liegen auf Jahresbasis bei nahezu Null und schrumpfen inflationsbereinigt sogar um 2 bis 4 Prozent.
Das liegt laut Lebowitz auch daran, dass die Menschen ihre Pandemie-Konjunkturschecks überwiegend ausgegeben haben. Außerdem sinkt die Nachfrage nach Krediten, die Kreditvergabestandards steigen und die Zinsen für Kreditkartenschulden haben die Marke von 20 Prozent überschritten. Alles Faktoren, welche die US-Wirtschaft belasten und zwangsläufig zu einem Abschwung führen.
Gleichzeitig ist die Inflation alles andere als unter Kontrolle und so sind der Fed die Hände gebunden. Sie kann die Wirtschaft nicht mit niedrigen Zinssätzen stimulieren, wie der Ökonom Brandon Smith erklärt.
Im Falle der USA liegt die Inflation schon seit Jahren im zweistelligen Bereich und somit kann man von einer gefährlichen galoppierende Inflation sprechen. Die offiziellen Daten spiegeln dies nur nicht wider, weil sich die Berechnungsmethode gegenüber der Inflationskrise in den 1980er-Jahren geändert hat. Der damalige Fed-Vorsitzende Paul Volcker musste die Zinsen kurzzeitig sogar auf über 20 Prozent anheben, um die Lage in den Griff zu bekommen.
Der bisherige Rückgang der Inflation ist zwar darauf zurückzuführen, dass EZB und Fed die Zinsen erhöhten, doch das ist weder nachhaltig noch die ganze Wahrheit.
Für die langsamer steigenden Preise sorgten auch die fallenden Energiekosten. Es war jedoch nur ein vorübergehendes Phänomen und Smith spricht sogar von "Betrug". Denn die Ölpreise gerieten nur deshalb so stark unter Druck, weil Präsident Biden entschied, die strategischen Ölreserven des Landes zu verkaufen.
Mittlerweile steigen die Ölpreise wieder und bei europäischem Gas gab es sogar einen Kurssprung um 40 Prozent.
In den USA sind die Preise für die Lebenshaltungskosten gegenüber der Zeit vor der Pandemie um 25 bis 50 Prozent gestiegen. Smith führt das darauf zurück, dass die M2-Geldmenge innerhalb von nur 2 Jahren um 40 Prozent zulegte. Aber die Fed muss gar nicht noch mehr Geld drucken, damit die Inflation wieder steigt.
Neben den höheren Preisen für Rohstoffe führt auch die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Fitch Ratings zu einem steigenden Inflationsdruck. Smith erklärt, dass ausländische Investoren sowohl den Dollar als auch US-Staatsanleihen zusehends abstoßen und damit mehr Dollar auf dem heimischen Markt zirkulieren.
Das Problem mit der US-Kreditwürdigkeit ist allerdings nicht, dass wirklich die Gefahr besteht, dass das Finanzministerium seine Anleihen nicht auszahlt. Das wird man Dank der Fed-Gelddruckmaschine immer können. Die Gefahr ist der Dollar selbst.
Wer jetzt eine 30-jährige Dollar-Anleihe zu einer Rendite von 4 Prozent kauft, der bekommt in 30 Jahren den ursprünglichen Dollar-Betrag plus Zinsen wieder. Aber in 30 Jahren werden diese Dollar aufgrund der Inflation wesentlich weniger wert sein als heute, wie Schiffgold schrieb.
Vor 30 Jahren konnte man für 1000 Dollar ungefähr 3 Unzen Gold kaufen. Heute bekommt man für den gleichen Betrag nur noch 0,5 Unzen Gold. Ein klarer Beleg dafür, wie rasant der Wertverlust des Dollars innerhalb solch einer Zeitspanne ist.
Für andere Währungen wie den Euro sieht es nicht viel besser aus – alles eine Folge der modernen Geldpolitik.