Washington/Berlin (Reuters) - Die Staatsverschuldung wird einer IWF-Prognose zufolge in diesem Jahr rasant steigen und ein Rekordhoch erreichen.
Der Schuldenstand werde sich Ende 2020 voraussichtlich auf knapp 100 Prozent der Wirtschaftsleistung summieren, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF). Zum Vergleich: 2019 waren es erst 83 Prozent. Der beispiellose Zuwachs geht auf die in der Coronavirus-Krise massiv gestiegenen Ausgaben bei parallel einbrechender Konjunktur zurück. Mittelfristig sind die Perspektiven aber nicht so schlecht. Laut IWF wird sich der Schuldenstand bis 2025 bei rund 100 Prozent stabilisieren.
Vor allem in reicheren Staaten haben die Regierungen mit massiven Hilfsprogrammen auf die Pandemie reagiert. Bis zum 11. September 2020 waren es laut IWF-Zählung 11,7 Billionen Dollar, was zwölf Prozent der globalen Wirtschaftskraft entspricht. Das habe Leben gerettet, sei aber auch sehr kostspielig gewesen. Trotz der hohen Verschuldung rät der IWF, die Hilfen nicht zu früh zu beenden. Sie müssten mindestens 2021 noch fortgesetzt werden, um die erwartete Konjunkturerholung zu unterstützen. Viele Arbeiter seien noch erwerbslos, vor allem kleinere Firmen unter Druck und bis zu 90 Millionen Menschen würden dieses Jahr wahrscheinlich in extreme Armut abrutschen, so der IWF.
Der Währungsfonds empfiehlt trotz geringer Haushaltsspielräume mehr langfristig ausgerichtete Investitionen. Gesundheits- und Bildungssystems müssten dabei Priorität haben, außerdem Digitalisierung und Klimaschutz. “Öffentliche Investitionen sind wie ein Beschleuniger für private Investitionen.” Bis zu 33 Millionen Jobs könnten so geschaffen werden. Regierungen müssten aber selektiver werden. Sie dürften “notwendigen Branchenumbrüchen” nicht im Weg stehen und nicht “alte Jobs” erhalten.