London (Reuters) - Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung wieder die Regierungsgeschäfte übernommen.
Vor seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street bedankte er sich bei den Briten, dass sie sich an die Auflagen zur Eindämmung des Virus hielten. Er wisse, dass das Virus noch immer täglich Traurigkeit und Trauer im ganzen Land verursache.
Johnson selbst war vor gut einem Monat positiv auf das Coronavirus getestet worden und lag einige Tage auf der Intensivstation. Am Montag erklärte er, es sei derzeit noch zu gefährlich, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu lockern. Seine Regierung werde sich in den nächsten Tagen genauer dazu äußern.
“Ich bitte Sie, Ihre Ungeduld im Zaum zu halten”, appellierte Johnson an die Briten. Das Land nähere sich zwar dem Ende der ersten Phase im Kampf gegen das Coronavirus. Allerdings müsse man akzeptieren, dass es auch zu einem zweiten Höhepunkt der Infektionszahlen kommen könne. “Wenn wir denselben Geist der Einheit und der Entschlossenheit zeigen, wie wir es alle in den vergangenen sechs Wochen getan haben, habe ich keinerlei Zweifel dass wir es besiegen werden”, sagte er mit Blick auf das Virus. Es gebe aber das Risiko, die Kontrolle zu verlieren, und dass die Ansteckungsrate wieder über eins steige. “Das würde nicht nur zu einer neuen Welle von Tod und Krankheit führen, sondern auch zu einem wirtschaftlichen Desaster.”
Großbritannien hat mit zuletzt fast 21.000 aus Krankenhäusern gemeldeten Corona-Toten besonders viele Opfer zu beklagen. Mehr haben nur die USA, Italien, Spanien und Frankreich. Die Gesamtzahl der Opfer im Königreich dürfte aber deutlich höher liegen, denn Todesfälle außerhalb von Kliniken wie etwa in Altenheimen werden mit Verzögerung bekanntgegeben. Ende März waren in Großbritannien die schärfsten Beschränkungen des öffentlichen Lebens erlassen worden, die es dort bisher zu Friedenszeiten gab. Der Wirtschaft drohen damit eine Rezession und Schuldenaufnahme historischen Ausmaßes.
Johnsons Regierung wird gleichwohl vorgeworfen, langsamer als andere Länder Europas auf den Virusausbruch reagiert zu haben. Über lange Zeit gab es nur vergleichsweise wenig Tests, auch mangelte es an Schutzausrüstungen für Mitarbeiter in Kliniken.