LUBMIN (dpa-AFX) - Für das Unternehmen Deutsche Regas und dessen Plan als erstes in Deutschland Flüssigerdgas (LNG) anzulanden wird die Zeit knapp. Weniger als dreieinhalb Monate vor dem geplanten Start der Anlage im vorpommerschen Lubmin läuft ein notwendiges Genehmigungsverfahren nach Aussage des Landesumweltministeriums noch nicht. Stephan Knabe von Regas sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der Zeitplan ist herausfordernd." Man versuche dennoch, den 1. Dezember einzuhalten. Er verwies auf den Winter, wenn mehr Gas gebraucht wird.
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine setzt Deutschland auf LNG-Terminals, um unabhängiger von russischem Pipeline-Gas zu werden. So sollen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel zum Jahreswechsel schwimmende Terminals in Betrieb gehen. Teilweise ist auch von Dezember die Rede, allerdings eher der zweiten Monatshälfte.
Eine "knappe Kiste" nannte eine Sprecherin des Schweriner Umweltministeriums die Pläne in Lubmin. Beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern liege zwar ein Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vor. Dieser sei jedoch unvollständig. Es fehlten Gutachten zur Begründung. Sobald die Unterlagen vollständig seien, benötige das Amt zur Genehmigungserteilung mindestens 13 Wochen. Man hoffe jeden Tag auf weitere Unterlagen.
Die fehlenden Gutachten seien beauftragt, müssten aber gründlich erarbeitet werden, erklärte Knabe. Nach den Plänen von Regas sollen bis zu 4,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich in das deutsche Fernleitungsnetz eingespeist werden. Dazu soll ein schwimmendes LNG-Terminal im dortigen Industriehafen festmachen. Wegen des relativ flachen Greifswalder Boddens sollen drei kleinere Schiffe das LNG von einem größeren Tanker auf der Ostsee in den Hafen bringen.
Eine etwa 450 Meter lange Anbindung an das Gasnetz soll der Netzbetreiber Gascade bauen. Der entsprechende Antrag werde derzeit finalisiert und solle zeitnah beim zuständigen Bergamt Stralsund eingereicht werden, hieß es von Gascade. Der 1. Dezember als Startdatum sei "sehr herausfordernd". Man arbeite mit Hochdruck an dem Projekt. Das zuständige Wirtschaftsministerium wollte keine Details nennen. "Ziel der Landesregierung ist es, das Vorhaben rechtskonform und zügig voranzutreiben."
Laut Knabe sollen schon im September wasserseitige Arbeiten beginnen, um das spätere Anlegen des schwimmenden Terminals zu ermöglichen. Dabei gehe es etwa um die Errichtung von Pollern oder das Anbringen von Schutzvorrichtungen an der Kaimauer, sogenannten Fendern. Ebenfalls sollten Baggerungen erfolgen, um die für den Hafen vorgesehene Tiefe zu gewährleisten. Nicht alle Arbeiten seien genehmigungsbedürftig. Teilweise könne der Hafen selbstständig entscheiden. Landseitig müsse unter anderem eine bestehende Straße verlegt, eine Sicherheitszone eingerichtet und eine Überführung für die Gasleitung gebaut werden.
"Wenn es ein umweltschonendes Verfahren gibt, um Erdgas nach Deutschland zu bringen, dann ist das unser Terminal", sagte Knabe hinsichtlich etwaiger ökologischer Bedenken. "Unser Schiff liegt in einem Industriehafen. Wir müssen keinen einzigen Meter Rohr durch irgendein Naturschutzgebiet legen." Zu den vielen Schiffsbewegungen im Greifswalder Bodden kämen lediglich sechs weitere am Tag hinzu.
Ob es mit dem 1. Dezember klappt, entscheidet sich nach seiner Aussage auch durch Anträge auf Bundesebene. Da brauche es Anstrengungen der Bundesregierung beziehungsweise der Bundesnetzagentur. "Aber wir gehen davon aus, dass dort auch die Bedeutung der Anlage erkannt ist.