Börsen-Zeitung: Ein gutes Zeichen, Kommentar zum Rating von Claus
Döring
Frankfurt (ots) - Glückwunsch, liebe Länderanalysten von Standard
& Poor's! Haben Sie jetzt auch schon bemerkt, dass es in der Eurozone
kriselt und man Fragezeichen hinter die Zukunft der
Währungsgemeinschaft und die finanzielle Solidität der sie tragenden
AAA-Länder setzen muss? Gewiss, so ein Ratingprozess braucht Zeit und
die Drohung der Herabstufung will gut überlegt sein. Angeblich hat es
von der Entscheidung bis zur Bekanntgabe fast eine Woche gedauert.
Vielleicht hätten Sie ja sogar ein anderes Timing bevorzugt und nicht
ausgerechnet am Abend nach dem Merkel-Sarkozy-Schulterschluss in
Paris mit der Hiobsbotschaft aufgewartet. Aber da hatten Sie
offensichtlich ihre Verstärker von der rosafarbenen Presse in London
schon eingeschaltet. Wieder so ein 'technisches Versehen', wie man
eigenen Dilettantismus in der Ratingsprache neuerdings nennt? Sei's
drum. Einen 'guten' Zeitpunkt zur Publikation von drohenden
Herabstufungen gibt es ohnehin nicht, gerade in diesen Wochen.
Vom Timing abgesehen ist in der Sache wenig auszusetzen. Denn
erstens wird nun auch dem Letzten vor Augen geführt, dass in der
Eurozone alle in einem Boot sitzen und dieses Boot dabei ist, voll
Wasser zu laufen. Die Haftungsgemeinschaft ist kein Hirngespinst, sie
ist längst da. Deutschland muss dafür einstehen, sollten dereinst der
Europäischen Zentralbank die für 200 Mrd. Euro aufgekauften
Staatsanleihen um die Ohren fliegen. Deutschland haftet für den
erweiterten und gehebelten Rettungsschirm EFSF und auch für den
Stabilitätsmechanismus ESM. Wenn man die Schulden der Staaten, ihrer
privaten Haushalte und Unternehmen zusammenrechnet, liegt die
Verschuldung der Eurozone in Relation zum Bruttoinlandsprodukt über
jener der USA, deren Triple A schon im August verloren ging.
Zweitens gibt es gerade in Deutschland keinen Grund zur
Selbstzufriedenheit. S & P hat die Sorge geäußert, man spare sich zu
Tode. Doch das Gegenteil ist bisher der Fall und rechtfertigt mit
anderer Begründung die Drohung gegenüber Deutschland. Angesichts der
sprudelnden Steuereinnahmen in diesem Jahr ist es ein Armutszeugnis
der Bundesregierung, dass die Neuverschuldung noch wächst.
Drittens sollte die S & P-Drohung nicht überbewertet werden. Im
Gegensatz zu einigen Politikern hat sie die Märkte kaltgelassen. An
den historisch niedrigen Zinsen, die Deutschland als Emittent zahlt,
wird sich dadurch nicht viel ändern. Es ist eben alles relativ.
Selbst eine Drohung der Ratingagentur. Das ist schon mal ein gutes
Zeichen!
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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& Poor's! Haben Sie jetzt auch schon bemerkt, dass es in der Eurozone
kriselt und man Fragezeichen hinter die Zukunft der
Währungsgemeinschaft und die finanzielle Solidität der sie tragenden
AAA-Länder setzen muss? Gewiss, so ein Ratingprozess braucht Zeit und
die Drohung der Herabstufung will gut überlegt sein. Angeblich hat es
von der Entscheidung bis zur Bekanntgabe fast eine Woche gedauert.
Vielleicht hätten Sie ja sogar ein anderes Timing bevorzugt und nicht
ausgerechnet am Abend nach dem Merkel-Sarkozy-Schulterschluss in
Paris mit der Hiobsbotschaft aufgewartet. Aber da hatten Sie
offensichtlich ihre Verstärker von der rosafarbenen Presse in London
schon eingeschaltet. Wieder so ein 'technisches Versehen', wie man
eigenen Dilettantismus in der Ratingsprache neuerdings nennt? Sei's
drum. Einen 'guten' Zeitpunkt zur Publikation von drohenden
Herabstufungen gibt es ohnehin nicht, gerade in diesen Wochen.
Vom Timing abgesehen ist in der Sache wenig auszusetzen. Denn
erstens wird nun auch dem Letzten vor Augen geführt, dass in der
Eurozone alle in einem Boot sitzen und dieses Boot dabei ist, voll
Wasser zu laufen. Die Haftungsgemeinschaft ist kein Hirngespinst, sie
ist längst da. Deutschland muss dafür einstehen, sollten dereinst der
Europäischen Zentralbank die für 200 Mrd. Euro aufgekauften
Staatsanleihen um die Ohren fliegen. Deutschland haftet für den
erweiterten und gehebelten Rettungsschirm EFSF und auch für den
Stabilitätsmechanismus ESM. Wenn man die Schulden der Staaten, ihrer
privaten Haushalte und Unternehmen zusammenrechnet, liegt die
Verschuldung der Eurozone in Relation zum Bruttoinlandsprodukt über
jener der USA, deren Triple A schon im August verloren ging.
Zweitens gibt es gerade in Deutschland keinen Grund zur
Selbstzufriedenheit. S & P hat die Sorge geäußert, man spare sich zu
Tode. Doch das Gegenteil ist bisher der Fall und rechtfertigt mit
anderer Begründung die Drohung gegenüber Deutschland. Angesichts der
sprudelnden Steuereinnahmen in diesem Jahr ist es ein Armutszeugnis
der Bundesregierung, dass die Neuverschuldung noch wächst.
Drittens sollte die S & P-Drohung nicht überbewertet werden. Im
Gegensatz zu einigen Politikern hat sie die Märkte kaltgelassen. An
den historisch niedrigen Zinsen, die Deutschland als Emittent zahlt,
wird sich dadurch nicht viel ändern. Es ist eben alles relativ.
Selbst eine Drohung der Ratingagentur. Das ist schon mal ein gutes
Zeichen!
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