Börsen-Zeitung: Sparer brauchen eine Lobby, Kommentar zu den
Sparkassen von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Die Sparkassen sehen sich nach den Worten ihres
Präsidenten Georg Fahrenschon als oberste Interessenvertreter der
Sparer. Gut so! Denn diese Funktion aller kreditwirtschaftlichen
Verbände ist vor allem während der Finanz- und der
Staatsschuldenkrise in Vergessenheit geraten. Zu sehr war die Branche
mit der eigenen Krisenbewältigung und dem Abwehrkampf gegen die in
Teilen zweifellos übertriebene Regulierung, also mit sich selbst,
beschäftigt.
Bis 1998 gab es sogar noch eine von der Kredit- und der
Versicherungswirtschaft getragene 'Gemeinschaft zum Schutz der
deutschen Sparer'. In der Euro-Währungsunion hielt man die nicht mehr
für zeitgemäß. Dabei war Sparerschutz in der Nachkriegszeit selten so
wichtig wie heute. Die Themen, die nun von Banken, Sparkassen und
Versicherern zunehmend wiederentdeckt werden, sind ja bekannt: kalte
Enteignung durch negative Realzinsen, Marktverzerrungen etwa durch
Flucht in Sachwerte, Gefahr neuer Blasenbildungen usw. In diesem
Umfeld brauchen Sparer dringend eine Lobby, zumal sie von der
Politik, die von der finanziellen Repression profitiert und
parteiübergreifend ständig an neue oder höhere Steuern denkt, keine
Hilfe erwarten dürfen. Die alarmierenden Folgen der, so Fahrenschon,
'politisch intendierten' Niedrigzinsen bekommen die Sparkassen als
Marktführer unmittelbar im Verhalten ihrer in hohem Maße
verunsicherten Kunden zu spüren. Die Sparquote sinkt - eine mit Blick
auf die demografischen Herausforderungen bedenkliche Entwicklung -,
und die Hälfte der Einlagen wird heute in Tagesgeldern bzw.
Sichteinlagen gehalten, ist also potenziell flüchtig.
Wirksame Interessenvertretung ist aber nicht nur im Dienste der
Einlagekunden geboten. Auch das Wertpapiersparen droht vor die Hunde
zu gehen, und zwar nicht zuletzt als Folge der Regulierung:
Beratungsprotokoll, Beraterregister und andere bürokratische
Erschwernisse, demnächst noch die Finanztransaktionssteuer, sind der
Overkill für die Aktienkultur und letztlich für die Wertpapieranlage
insgesamt. Auch hier treffen sich die Interessen der Banken und
Sparkassen einerseits und ihrer Kunden andererseits.
Einen nennenswerten Beitrag zum Schutz der Sparer könnten die
Sparkassen übrigens aus eigener Kraft leisten: Wer als Gruppe vor
Dotierung der Reserven fast 9 Mrd. Euro im Jahr verdient, kann es
sich durchaus leisten, seinen Sparern etwas höhere Zinsen zu zahlen,
statt ständig über die - von wenigen exotischen Ausnahmen abgesehen
längst nicht mehr attraktiven - Konditionen ausländischer
Direktbanken zu lamentieren.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Frankfurt (ots) - Die Sparkassen sehen sich nach den Worten ihres
Präsidenten Georg Fahrenschon als oberste Interessenvertreter der
Sparer. Gut so! Denn diese Funktion aller kreditwirtschaftlichen
Verbände ist vor allem während der Finanz- und der
Staatsschuldenkrise in Vergessenheit geraten. Zu sehr war die Branche
mit der eigenen Krisenbewältigung und dem Abwehrkampf gegen die in
Teilen zweifellos übertriebene Regulierung, also mit sich selbst,
beschäftigt.
Bis 1998 gab es sogar noch eine von der Kredit- und der
Versicherungswirtschaft getragene 'Gemeinschaft zum Schutz der
deutschen Sparer'. In der Euro-Währungsunion hielt man die nicht mehr
für zeitgemäß. Dabei war Sparerschutz in der Nachkriegszeit selten so
wichtig wie heute. Die Themen, die nun von Banken, Sparkassen und
Versicherern zunehmend wiederentdeckt werden, sind ja bekannt: kalte
Enteignung durch negative Realzinsen, Marktverzerrungen etwa durch
Flucht in Sachwerte, Gefahr neuer Blasenbildungen usw. In diesem
Umfeld brauchen Sparer dringend eine Lobby, zumal sie von der
Politik, die von der finanziellen Repression profitiert und
parteiübergreifend ständig an neue oder höhere Steuern denkt, keine
Hilfe erwarten dürfen. Die alarmierenden Folgen der, so Fahrenschon,
'politisch intendierten' Niedrigzinsen bekommen die Sparkassen als
Marktführer unmittelbar im Verhalten ihrer in hohem Maße
verunsicherten Kunden zu spüren. Die Sparquote sinkt - eine mit Blick
auf die demografischen Herausforderungen bedenkliche Entwicklung -,
und die Hälfte der Einlagen wird heute in Tagesgeldern bzw.
Sichteinlagen gehalten, ist also potenziell flüchtig.
Wirksame Interessenvertretung ist aber nicht nur im Dienste der
Einlagekunden geboten. Auch das Wertpapiersparen droht vor die Hunde
zu gehen, und zwar nicht zuletzt als Folge der Regulierung:
Beratungsprotokoll, Beraterregister und andere bürokratische
Erschwernisse, demnächst noch die Finanztransaktionssteuer, sind der
Overkill für die Aktienkultur und letztlich für die Wertpapieranlage
insgesamt. Auch hier treffen sich die Interessen der Banken und
Sparkassen einerseits und ihrer Kunden andererseits.
Einen nennenswerten Beitrag zum Schutz der Sparer könnten die
Sparkassen übrigens aus eigener Kraft leisten: Wer als Gruppe vor
Dotierung der Reserven fast 9 Mrd. Euro im Jahr verdient, kann es
sich durchaus leisten, seinen Sparern etwas höhere Zinsen zu zahlen,
statt ständig über die - von wenigen exotischen Ausnahmen abgesehen
längst nicht mehr attraktiven - Konditionen ausländischer
Direktbanken zu lamentieren.
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