(neu: Aktuelle Kursreaktion am Ende des ersten Absatzes sowie in den letzten beiden Absätzen.)
DANBURY/PULLACH (dpa-AFX) - Der weltweit größte Industriegase-Konzern Linde (ETR:LING) legt nach einem Gewinnplus im zweiten Quartal die Latte für 2022 erneut höher. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) soll 2022 auf 11,73 bis 11,93 US-Dollar zulegen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Guildford bei London mitteilte. Das sei ein Anstieg im Jahresvergleich um bis zu zwölf Prozent. Zuletzt war das Unternehmen von 11,65 bis 11,90 Dollar ausgegangen, nach 10,69 Dollar im Jahr 2021. Die Aktie des Dax-Schwergewichts legte im späten Handel um etwas mehr als ein Prozent zu.
Die Prognose schließe den Ergebnisbeitrag aus Russland in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 aus, hieß es. Linde zieht sich wegen des Kriegs in der Ukraine wie auch viele andere Konzerne aus Europa und den USA aus Russland zurück. 2021 hatte das dortige Geschäft rund ein Prozent zum Konzernumsatz beigesteuert.
Im dritten Quartal soll der bereinigte Gewinn je Aktie auf 2,85 bis 2,95 Dollar zulegen. Das wären bis zu acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei rechnet Linde mit negativen Währungseffekten aufgrund des starken Dollar. Im zweiten Quartal erhöhte sich der bereinigte Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 3,10 Dollar. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet.
Der Umsatz kletterte dank höherer Preise und Volumen um zwölf Prozent auf knapp 8,5 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 372 Millionen Dollar nach 840 Millionen ein Jahr zuvor. Den Rückgang begründete das Unternehmen unter anderem mit der Entkonsolidierung des Russland-Geschäfts und damit verbundenen Wertminderungen. Dies habe im zweiten Quartal zu Belastungen von 993 Millionen Euro geführt, hieß es.
Linde ist seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen. Der Konkurrent des französischen Konzerns Air Liquide (EPA:AIRP) beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in der Region Amerika, rund 25 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und rund 20 Prozent aus Asien.
An der Börse wurden die Zahlen und die erhöhte Prognose zunächst mit Verlusten quittiert. Im Laufe des Nachmittags drehte der Kurs allerdings ins Plus. Zuletzt gewann das Papier etwas mehr als ein Prozent auf 287,40 Euro. Die Aktie gehört in den vergangenen Monaten und Jahren zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt.
Seit Ende Juli vergangenen Jahres zog der Kurs um 14 Prozent an, während der Dax um 15 Prozent nachgab. Über die vergangenen fünf Jahre gesehen hat sich der Kurs fast verdoppelt, während der deutsche Leitindex nur um knapp zehn Prozent zulegen konnte. Mit einem Börsenwert von fast 140 Milliarden Euro ist Linde der am höchsten bewertete börsennotierte Konzern Deutschlands.