(Neu: Aussagen von Analysten, Details)
TOKIO (dpa-AFX) - Japans Notenbank hat ihre expansive Geldpolitik weiter vorangetrieben. Zur Bekämpfung des jahrelangen Preisverfalls erhöhte die Bank of Japan (BoJ) am Dienstag ihr mittelfristiges Inflationsziel von 1 auf 2 Prozent und beschloss einen unbefristeten Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Die Notenbank erfüllt damit entsprechende Forderungen der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe. Die Finanzmärkte reagierten allerdings kaum auf die weitere Lockerung der Geldpolitik in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Japans neuer Regierungschef verlangt von der Notenbank seit seinem Amtsantritt im Dezember ein noch stärkeres Öffnen der Geldschleusen. Mit der lockeren Geldpolitik soll die lahmende Konjunktur angekurbelt werden. Japan leidet unter einer gewaltigen Staatsverschuldung von 235 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), befindet sich zum dritten Mal seit fünf Jahren in einer Rezession und steckt in einer Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Investitionsbereitschaft.
EXPERTE: MAßNAHMEN SIND 'LIPPENBEKENNTNISSE'
Laut den jüngsten Beschlüssen der BoJ soll der Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren künftig unbefristet sein. Konkret will die Notenbank ab Januar des kommenden Jahres monatlich Wertpapiere für 13 Billionen Yen (rund 109 Mrd Euro) aufkaufen. Japans Geldpolitik zeigt damit eine ähnliche Vorgehensweise wie die US-Notenbank Fed.
Trotz der Lockerung der Geldpolitik wird sich nach Einschätzung der Commerzbank aber wenig an der aktuellen Situation in Japan ändern. 'Die Maßnahmen der Notenbanker sind Lippenbekenntnisse', kritisierte Commerzbank-Experte Marco Wagner. Er geht davon aus, dass die japanische Geldpolitik erst ab dem Frühjahr noch expansiver werden wird. Im April werde ein neuer Gouverneur das Ruder der Notenbank übernehmen. Der dürfte dann näher an der Politik der Regierung stehen als der scheidende Notenbankchef Shirakawa, sagte Wagner.
SCHARFE KRITIK VON BUNDESBANKPRÄSIDENT WEIDMANN
Insgesamt zeigten sich Kritiker aber besorgt über Japans Versuch, die seit Jahren andauernde Deflation künftig mit einer uferlosen Geldschwemme ersticken zu wollen. Zuletzt hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann in einer Rede am Montag gewarnt, dass die Unabhängigkeit führender Notenbanken zusehends in Gefahr gerate. 'Den Notenbanken wird immer mehr Verantwortung zugeschoben, auch für Aufgaben, die außerhalb ihres Kernmandats liegen', sagte Weidmann. Besonders scharf kritisierte der Bundesbankchef die Einflussnahme der neuen japanischen Regierung auf die Bank of Japan.
An den Finanzmärkten zeigten die jüngsten Beschlüsse der japanischen Notenbank dagegen nur wenig Auswirkungen. Die Investoren hatten die Schritte größtenteils erwartet. Die Ankündigung der Notenbank sorgte deshalb am Aktienmarkt nur für kurzfristige Kursgewinne. Der japanische Leitindex sprang nach der Mitteilung der BoJ um ein Prozent nach oben, rutsche aber wieder ins Minus. Am Devisenmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier legte der Yen, den die Notenbank und Regierung eigentlich schwächen wollen, zu. Die Rendite für fünfjährige japanische Staatsanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit 2003.
NOTENBANK ERHÖHT BIP-PROGNOSE
Am Markt sorgte vor allem der späte Start des unbefristeten Programms für die Anleiherückkäufe für Ernüchterung. Viele Anleger zweifeln, ob es Abe tatsächlich gelingt, das Wachstum nachhaltig anzukurbeln. Zumindest die japanische Zentralbank rechnet mit einem höheren Wachstum als zuletzt. Sie erhöhte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für das am 1. April beginnende Steuerjahr 2013/2014 von 1,6 Prozent auf 2,3 Prozent./ln/DP/zb/jkr/zb
TOKIO (dpa-AFX) - Japans Notenbank hat ihre expansive Geldpolitik weiter vorangetrieben. Zur Bekämpfung des jahrelangen Preisverfalls erhöhte die Bank of Japan (BoJ) am Dienstag ihr mittelfristiges Inflationsziel von 1 auf 2 Prozent und beschloss einen unbefristeten Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Die Notenbank erfüllt damit entsprechende Forderungen der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe. Die Finanzmärkte reagierten allerdings kaum auf die weitere Lockerung der Geldpolitik in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Japans neuer Regierungschef verlangt von der Notenbank seit seinem Amtsantritt im Dezember ein noch stärkeres Öffnen der Geldschleusen. Mit der lockeren Geldpolitik soll die lahmende Konjunktur angekurbelt werden. Japan leidet unter einer gewaltigen Staatsverschuldung von 235 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), befindet sich zum dritten Mal seit fünf Jahren in einer Rezession und steckt in einer Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Investitionsbereitschaft.
EXPERTE: MAßNAHMEN SIND 'LIPPENBEKENNTNISSE'
Laut den jüngsten Beschlüssen der BoJ soll der Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren künftig unbefristet sein. Konkret will die Notenbank ab Januar des kommenden Jahres monatlich Wertpapiere für 13 Billionen Yen (rund 109 Mrd Euro) aufkaufen. Japans Geldpolitik zeigt damit eine ähnliche Vorgehensweise wie die US-Notenbank Fed.
Trotz der Lockerung der Geldpolitik wird sich nach Einschätzung der Commerzbank aber wenig an der aktuellen Situation in Japan ändern. 'Die Maßnahmen der Notenbanker sind Lippenbekenntnisse', kritisierte Commerzbank-Experte Marco Wagner. Er geht davon aus, dass die japanische Geldpolitik erst ab dem Frühjahr noch expansiver werden wird. Im April werde ein neuer Gouverneur das Ruder der Notenbank übernehmen. Der dürfte dann näher an der Politik der Regierung stehen als der scheidende Notenbankchef Shirakawa, sagte Wagner.
SCHARFE KRITIK VON BUNDESBANKPRÄSIDENT WEIDMANN
Insgesamt zeigten sich Kritiker aber besorgt über Japans Versuch, die seit Jahren andauernde Deflation künftig mit einer uferlosen Geldschwemme ersticken zu wollen. Zuletzt hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann in einer Rede am Montag gewarnt, dass die Unabhängigkeit führender Notenbanken zusehends in Gefahr gerate. 'Den Notenbanken wird immer mehr Verantwortung zugeschoben, auch für Aufgaben, die außerhalb ihres Kernmandats liegen', sagte Weidmann. Besonders scharf kritisierte der Bundesbankchef die Einflussnahme der neuen japanischen Regierung auf die Bank of Japan.
An den Finanzmärkten zeigten die jüngsten Beschlüsse der japanischen Notenbank dagegen nur wenig Auswirkungen. Die Investoren hatten die Schritte größtenteils erwartet. Die Ankündigung der Notenbank sorgte deshalb am Aktienmarkt nur für kurzfristige Kursgewinne. Der japanische Leitindex sprang nach der Mitteilung der BoJ um ein Prozent nach oben, rutsche aber wieder ins Minus. Am Devisenmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier legte der Yen, den die Notenbank und Regierung eigentlich schwächen wollen, zu. Die Rendite für fünfjährige japanische Staatsanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit 2003.
NOTENBANK ERHÖHT BIP-PROGNOSE
Am Markt sorgte vor allem der späte Start des unbefristeten Programms für die Anleiherückkäufe für Ernüchterung. Viele Anleger zweifeln, ob es Abe tatsächlich gelingt, das Wachstum nachhaltig anzukurbeln. Zumindest die japanische Zentralbank rechnet mit einem höheren Wachstum als zuletzt. Sie erhöhte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für das am 1. April beginnende Steuerjahr 2013/2014 von 1,6 Prozent auf 2,3 Prozent./ln/DP/zb/jkr/zb