Die letzten Stunden haben geschlagen! Sparen Sie bis zu 50 % auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

ROUNDUP: EU will Euribor-System entschlacken - Mehr Transparenz, weniger Auswahl

Veröffentlicht am 11.01.2013, 14:35
Aktualisiert 11.01.2013, 14:36
BRÜSSEL/LONDON/PARIS (dpa-AFX) - Die Europäische Union (EU) will das schwer durchschaubare System von Referenzzinsen für Bankgeschäfte wegen Manipulationsverdachts vereinfachen. Die Zahl der sogenannten Euribor-Zinssätze soll mindestens halbiert werden. Künftig solle es nur noch maximal 7 statt wie bisher 15 verschiedene Laufzeiten geben, teilten die Europäische Bankenaufsicht (EBA) und die Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) am Freitag in London und Paris mit. Der für die Ermittlung zuständige Europäische Bankenverband (EBF) müsse zudem die Prozesse verbessern, und transparenter gestalten, um so sicherzustellen, dass keine Bank den Euribor manipulieren kann.

Die EU hatte im Oktober wegen des Verdachts einer möglichen Manipulation von Zinssätzen Büros einiger Geldhäuser in mehreren Ländern durchsucht. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg sollen sie versucht haben, den Referenzzins zu beeinflussen, um sich Vorteile im Derivatehandel zu verschaffen. Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, den europäische Banken untereinander beim Handel von Einlagen verlangen. Der Zinssatz gilt wie sein Londoner Pendant Libor als Referenz für Geldgeschäfte in Billionenhöhe.

Der Libor ist dabei anfälliger für Manipulationen, da hier nur die Daten von 18 Banken herangezogen werden - beim Euribor sind es noch 39. Zuletzt hatten einige Insitute wie die BayernLB, die Citigroup , die Deka oder die Raiffeisenbank International (RBI) angekündigt, sich aus dem Euribor-System zurückziehen zu wollen. Der EBF stellte daher zuletzt selbst die Berechtigung des 1999 eingeführten Euribor in Frage.

Derzeit laufen weltweit Ermittlungen, ob Banken Referenzzinssätze wie den Euribor manipuliert haben, um damit ihre Gewinne zu steigern. Im Mittelpunkt steht dabei aber der in London festgestellte Zinssatz Libor. Hier haben bereits zwei Banken Vergleiche mit den Behörden abgeschlossen. Die UBS hatte dafür im Dezember rund 1,15 Milliarden Euro bezahlt - bei Barclays waren es rund 350 Millionen Euro.

In Deutschland laufen Ermittlungen der Finanzaufsicht Bafin. Mit ersten Ergebnissen ist hier wohl frühestens in zwei Monaten zu rechnen. Hierzulande steht vor allem die Deutsche Bank unter Verdacht. Einem Bericht des 'Handelsblatts' (Freitagausgabe) zufolge werden auch die Spitzenkräfte der Bank wie die beiden Vorstandschefs, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, Finanzvorstand Stefan Krause oder Aufsichtsratschef Paul Achleitner zu dem Verdacht der Libor-Manipulation befragt.

Die Deutsche Bank ist einer der größten Anbieter von Zinsprodukten, die sich oft auf den Libor oder Euribor beziehen. Das größte deutsche Kreditinstitut verdiente in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Euro im Geschäft mit Produkten, die sich auf Zinsentwicklungen beziehen. Das Institut weist die Vorwürfe einer bewussten Manipulation seitens der Bank zurück, überprüft aber selbst, ob und inwieweit einzelne Mitarbeiter verwickelt sein könnten.

Geringste Ausschläge beim Libor oder Euribor, zu deren Ermittlung wiederum die Banken selbst die wichtigsten Daten liefern, können einer Bank Millionen in die Kasse spülen - oder eben auch kosten. Die Referenzzinsen werden einmal am Tag von einem Verband ermittelt - beim Euribor ist das der EBF und beim Libor die britische Bankenvereinigung BBA. Gerade dies ist umstritten. Aufseher und Experten fordern, dass die für viele Bankgeschäfte wichtigen Referenzzinsen von unabhängigen Stellen festgestellt werden sollten./zb/stb/fbr

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.