BONN/BERLIN (dpa-AFX) - Deutschland geht mit reichlich gefüllten Erdgasspeichern ins neue Jahr. Der Gesamtfüllstand lag am Donnerstagmorgen bei 90,8 Prozent, wie am Freitag aus Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorging. Genau ein Jahr zuvor hatte er 88,8 Prozent betragen. Zur Einordnung: Sind die Speicher voll, entspricht die gespeicherte Gasmenge etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kalten Wintermonaten. Ein Füllstand von 100 Prozent war am Morgen des 5. November verzeichnet worden.
Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden war am Donnerstagmorgen zu 81,2 Prozent gefüllt. Auch EU-weit sind die Speicher noch ziemlich voll. Laut GIE lag der Füllstand bei 87,0 Prozent.
Die Gasspeicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Gasmarkt. Im Winter nehmen die Füllstände üblicherweise ab, nach dem Ende der Heizperiode wieder zu. In den vergangenen Wochen gab es anders als üblich mehrere Tage, an denen per Saldo mehr ein- als ausgespeichert wurde, die Füllstände also zunahmen.
Milde Temperaturen im November und Dezember
Der aktuelle Füllstand ist laut Speicherverband Ines "weit überdurchschnittlich". "Die milden Temperaturen im November und im Dezember haben für verhältnismäßig niedrige Verbräuche gesorgt und so eine stärkere Entleerung der Gasspeicher vermieden", sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Heinermann, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, äußerte sich zufrieden. "Die Menschen haben in diesem Jahr viel Gas gespart. Das hat uns ein gutes Polster für den Winter verschafft", sagte er der dpa. "Die Speicher sind immer noch sehr gut gefüllt. Für die zweite Winterhälfte sind wir gut gerüstet." Ein paar kalte Tage bereiteten keine Sorgen. "Anfang Dezember konnten wir aber sehen, wie stark der Gasverbrauch ansteigt, sobald es kälter wird." Für die Absicherung der Gasversorgung seien deshalb stabile Importe wichtig.
Zu beachten ist, dass neben der Entnahme aus den Speichern weiter dauerhaft Gas vor allem durch Pipeline-Importe nach Deutschland fließt. Am Mittwoch kam laut Bundesnetzagentur das meiste Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Gas floss auch über die neuen LNG-Terminals an den deutschen Küsten ins deutsche Gasnetz. Daneben bezog Deutschland Erdgas auch aus der Schweiz und Dänemark.
Verband: Gas dürfte auch bei extremer Kälte reichen
Auch der Branchenverband Ines ist zuversichtlich, dass die Gasversorgung in diesem Winter gesichert ist. "Mittlerweile dürfte die Gasversorgung selbst bei extrem kalten Temperaturen vollständig zu gewährleisten sein", sagte Heinermann. "Treten keine unvorhergesehenen Risiken auf, kommen wir also gut durch den restlichen Winter."
Müller sagte, er sei dankbar, dass viele Menschen Gas bewusster verbrauchten. Es lohne sich, genau zu überlegen, welcher Verbrauch sich einsparen lasse. "Jede eingesparte Kilowattstunde schont auch ganz konkret die Haushaltskasse", betonte er.
Immer weniger Verbraucher nehmen sich das Energiesparen vor
Energiesparen als Neujahrsvorsatz ist in den Haushalten in diesem Jahr allerdings deutlich weniger angesagt als 2022. Dies geht aus Umfragen hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Yougov (LON:YOU) für den Energiedienstleisters Ista durchgeführt hat. Nahmen sich vor rund einem Jahr während der Energiekrise noch rund 43 Prozent der Deutschen vor, im Haushalt weniger Energie zu verbrauchen, sind es 2023 nur noch 29 Prozent, wie Ista am Freitag berichtete.
Sechs Prozent der Deutschen nehmen sich nun laut der Angaben vor, viel weniger Energie zu verbrauchen. Ihren Energieverbrauch etwas senken wollen 23 Prozent. 36 Prozent der Deutschen wollen ihr Verbrauchsverhalten nicht ändern und wähnen sich bereits auf einem guten Weg. Mehr heizen wollen fünf Prozent. 26 Prozent gaben an, keine Neujahrsvorsätze zu fassen. Der Rest machte keine Angabe.