HAMBURG (dpa-AFX) - Unsicherheiten infolge des Ukraine-Krieges und die andauernden Lieferkettenprobleme in China zwingen den Windanlagen-Hersteller Nordex (ETR:NDXG) zur Korrektur seiner Jahresziele. 2022 können demnach nur noch im besten Fall schwarze Zahlen erreicht werden. So rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr derzeit eher mit einem operativen Verlust. "Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden", sagte Konzernchef José Luis Blanco laut Mitteilung vom Dienstagabend. An der Börse verschreckten die Nachrichten die Anleger: Gegenüber dem Xetra-Schlusskurs notierten die Nordex-Papiere nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate 8,3 Prozent niedriger.
Statt einer operativen Gewinnmarge (Ebitda-Marge) von 1 bis 3,5 Prozent rechne der Vorstand nun mit minus 4 bis 0 Prozent, teilte das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Dienstagabend überraschend nach Börsenschluss in Hamburg mit. Der Umsatz werde mit 5,2 bis 5,7 Milliarden Euro etwas niedriger ausfallen als bislang angenommen (5,4 bis 6,0). Zum Vergleich: Das vergangene Jahr hatte Nordex mit einem Umsatz von 5,4 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von 52,7 Millionen Euro abgeschlossen.
Grund für die kassierte Prognose sei, dass Ende März der Ukraine-Krieg und die Folgen durch die Corona-Lockdowns in China "mangels ausreichender Vorhersehbarkeit" nicht hätten berücksichtigt werden können. Die Folgen aus beiden geopolitischen Ereignissen seien im aktualisierten Ausblick nun enthalten. Durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine rechnet das Unternehmen zudem mit einem Umsatzverlust von rund 200 Millionen Euro. Ferner sei mit weiteren Abschreibungen zu rechnen. "Die unmittelbaren Auswirkungen hieraus könnten sich auf bis zu einem Prozentpunkt der Ebitda-Marge im Geschäftsjahr 2022 belaufen", hieß es.
Die volatile Situation und die Lieferkettenstörungen insbesondere bei Seefrachtbuchungen belaste laufende Projekte erheblich, hieß es vom Vorstand weiter. Er verzeichne erhebliche Engpässe bei Stahl und anderen kritischen Komponenten. Zwar seien Umfang und Ausmaß schwierig abzuschätzen und noch schwerer vorherzusagen. Nordex rechnet aber damit, dass diese Faktoren ebenfalls die Ebitda-Marge belasten werden.
In der neuen Prognose enthalten seien zudem Kosten und Auswirkungen durch einen Hackerangriff Ende März. Dieser hatte bereits zur Folge, dass Nordex die Vorstellung der Zahlen zum ersten Quartal auf Mitte Juni verschob. Weil danach zeitweise der Zugriff auf verschiedene Systeme eingeschränkt war, verzögerten sich interne Abläufe.