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ROUNDUP: ThyssenKrupp-Chefaufseher Cromme - 'Wir haben zu lange vertraut'

Veröffentlicht am 18.01.2013, 13:54
BOCHUM (dpa-AFX) - Angesichts der Milliardenverluste beim Stahlriesen ThyssenKrupp gesteht Chefkontrolleur Gerhard Cromme eine Mitverantwortung des Aufsichtsrates ein. 'Ja, wir haben zu lange vertraut, wir hätten früher handeln können', sagte er am Freitag bei der Hauptversammlung des größten deutschen Stahlunternehmens in Bochum. Allerdings habe der Aufsichtsrat immer dann, wenn entsprechende Fakten dies ermöglicht hätten, konsequent gehandelt. 'Wir haben die Kraft gehabt, Fehler zu erkennen, zu korrigieren und die Weichen für die Zukunft zu stellen', sagte Cromme.

Aktionäre bezeichneten die Lage des Konzerns als Desaster. Der Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, nannte das derzeitige Bild des Konzerns verheerend. Viele Aktionäre seien entsetzt. Ein anderer Aktionärssprecher beantragte vergeblich die Abwahl Crommes als Versammlungsleiter. Die ThyssenKrupp-Aktie hatte in den vergangenen Jahren deutlich an Wert verloren. Am Freitag büßten die Papiere erneut mehr als ein Prozent ein.

AUFSICHTSRAT VERZICHTET AUF TEILE DER VERGÜTUNG

Cromme kündigte unter Beifall von Aktionären an, der Aufsichtsrat werde für 2011/12 nachträglich auf die Hälfte seiner Vergütung verzichten. Das bezeichnete er als Geste der Betroffenheit und Solidarität mit den Anteilseignern des Konzerns. Im Geschäftsjahr 2011/2012 hatte die feste Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder bei insgesamt rund 1,4 Millionen Euro gelegen. 200.000 Euro davon waren an den Aufsichtsratsvorsitzenden gegangen.

Zu den Milliardenverlusten im Zusammenhang mit Stahlwerken in Übersee sagte Cromme, es sei trotz aller Anstrengungen in der Vergangenheit nicht gelungen, Fehlentwicklungen zu verhindern. 'Rechtlich korrekte Entscheidungen bedeuten nicht zwangsläufig auch gute unternehmerische Entscheidungen.' Massive Probleme bei den Stahlwerken in den USA und in Brasilien hatten ThyssenKrupp im zurückliegenden Geschäftsjahr mit einem Verlust von fünf Milliarden Euro tief in die roten Zahlen gestürzt.

Vor dem Hintergrund von Kartell- und Korruptionsfällen betonte Cromme, dass derartige Verstöße vom Aufsichtsrat 'mit Nachdruck' verurteilt werden. Bereits vor Beginn der Veranstaltung hatte sich der Chef der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, im Blitzlichtgewitter mit einer demonstrativen Geste hinter den Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt.

'HB': GEBOTE FÜR AMERIKANISCHE STAHLWERKE BISHER ZU NIEDRIG

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger zeigte sich zuversichtlich, den geplanten Verkauf der Stahlwerke des Konzerns in Brasilien und den Vereinigten Staaten bis zum Herbst abschließen zu können. Der Verkauf gehe voran. Bei den Stahlwerken handele es sich um die 'größte Baustelle' des Konzerns. Einem Bericht des Handelsblatts (Freitagausgabe) hieß es allerdings, dass die bisher eingereichten Gebote zu gering sind.

'Das Unternehmen hat daher die Interessen aufgefordert, ihre Offerten nachzubessern', berichtete die Zeitung unter Berufung auf Verhandlungskreise. Die Essener wollen bei dem geplanten Verkauf der Pannenstahlwerke mindestens den Buchwert erlösen, der nach mehreren Abschreibungen bei 3,9 Milliarden Euro liegt. Eine weitere Wertberichtigung sei für die Führung nicht akzeptabel, hieß es.

WEITERE BAUSTELLEN

Der Konzern hat bislang sechs Milliarden Euro auf die beiden Standorte in Brasilien und dem US-Bundesstaat Alabama abgeschrieben. An den Werken sind unter anderem der brasilianische Konzern CSN und ArcelorMittal interessiert. CSN habe 2,6 Milliarden Euro für das US-Werk und für eine Mehrheit an dem Stahlwerk in Brasilien geboten.

Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal hat nach Informationen des 'Wall Street Journals' (Donnerstag) 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro) für das Werk in den USA geboten. Der Luxemburger Konzern wollte die Informationen zum Preis nicht kommentieren, hatte aber bereits vor einer Woche Interesse an dem Werk angemeldet. Der mögliche Zukauf muss allerdings so gestrickt sein, dass er die Verschuldung des Konzerns nicht erhöht.

Der Verkauf der Werke ist nicht die einzige Baustelle für Hiesinger. Er will den Konzern insgesamt neu aufstellen. 'Alle Weichen sind gestellt, damit wir künftig schlanker, schneller, effizienter und profitabler sind.' Bereits im Oktober dieses Jahres werde der Konzern in einer neuen Struktur arbeiten, kündigte er an. Mit der Neuordnung im Vorstand habe das Unternehmen bereits den Anfang gemacht. Nach dem Ausscheiden von drei Vorstandsmitgliedern sei nicht geplant, den Vorstand wieder auf sechs Mitglieder aufzustocken./uta/ls/DP/zb

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