MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Wacker Chemie (ETR:WCHG) will dank eines überraschend erfolgreichen Quartals seine Ergebnisprognose für dieses Jahr erhöhen. Für die Monate April bis Juni erwartet der Konzern deutlich mehr operativen Gewinn als Analysten. Der Konzern sprach in einer Mitteilung am Vorabend von einer anhaltend starken Nachfrage, aber auch von Risiken rund um steigende Energie- und Rohstoffpreise. Die Aktie des MDax -Konzerns legte am Dienstag deutlich zu.
Das Papier gewann im frühen Handel 3,3 Prozent auf 168,35 Euro und war damit einer der größten Favoriten im MDax. Wacker ist einer der wenigen Börsenwerte, die im laufenden Jahr ein Kursplus vorweisen können. Mit einem Anstieg um rund ein Viertel liegt der Konzern in der Spitzengruppe des Mittelwerteindex.
Am Markt hatten einige Anleger bereits nach dem starken ersten Quartal auf eine Erhöhung der Gewinnaussichten spekuliert. Da war Vorstandschef Christian Hartel aber noch vorsichtig geblieben und hatte nur das obere Ende der Spanne von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Aussicht gestellt.
Nun brummen die Geschäfte aber auch im laufenden Quartal weiter. Im zweiten Jahresviertel allein dürfte das operative Ergebnis bei etwa 600 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen am Vorabend in München mit. Der Umsatz wird bei etwa 2,1 Milliarden Euro erwartet. Analysten rechneten Wacker zufolge zuletzt mit einem operativen Gewinn von 498 Millionen Euro.
Vor diesem Hintergrund werde das Unternehmen in den kommenden Wochen seine Ergebnisprognose für 2022 überarbeiten und nach oben anpassen. "Dabei werden sowohl die gegenwärtig anhaltend starke Nachfrage als auch die Risiken aus den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie den geopolitischen Entwicklungen berücksichtigt", hieß es in der Mitteilung weiter. Wacker werde seine überarbeitete Jahresprognose nach derzeitiger Planung im Rahmen des Halbjahresberichtes am 28. Juli veröffentlichen.
UBS-Analyst Geoff Haire hatte die Gewinnziele bisher ohnehin als konservativ eingestuft und sieht mit der Ankündigung des Konzerns seine jüngsten Einschätzungen nunmehr bestätigt. Sollten die Polysiliziumpreise auf dem Niveau des ersten Halbjahres bleiben und gleichzeitig die Rohstoffpreise nicht weiter anziehen, könnte das obere Ende der neuen Prognose für den operativen Gewinn bei über 2 Milliarden Euro liegen, schrieb der Branchenexperte am Dienstag.
Wacker profitiert unter anderem von der hohen Nachfrage nach dem Grundstoff Polysilizium, der für die Solar- und die Chipindustrie (ETR:VVSM) wichtig ist. Daneben läuft das Geschäft bei der Beteiligung Siltronic (ETR:WAFGn) gut, die Halbleiter-Wafer an Chipkonzerne liefert, welche daraus Elektronikchips herstellen. Das Umsatzziel hatte Firmenlenker Hartel bereits Ende April von rund 7 Milliarden Euro auf etwa 7,5 Milliarden erhöht.
Im ersten Quartal kam Wacker zugute, dass der Konzern sich bereits im vergangenen Jahr zu günstigeren Preisen mit Rohstoffen und Energie eingedeckt hatte. Die erhöhten eigenen Verkaufspreise ließen Umsatz und Ergebnis anschwellen.